Controtempo
Zum fünften Mal findet vom 1. – 15. Februar 2014 das Festival für Zeitgenössische Musik « Controtempo » in der Villa Medici in Rom statt. Dieses Jahr wird es von den Streichern « bestritten ».
Für das Eröffnungskonzert kam Bruno Mantovani nach Rom und mit einer Uraufführung von ihm aus 2011 ging es los.
« Wenn man eine Schaffenskrise hat, muss man den Fernseher einschalten », sagte Montevani zu Beginn. Die 25 Minuten seines Quintetts waren geprägt von Katastrophen, schlechten Nachrichten, Kriegen… nur ab und zu gönnte er uns Zuschauern ein wenig « Werbung » oder « Rosamunde Pilcher ». Unheimlich spannend und aggressiv sein Stück!. Das « Quartetto Tana » hat geschwitzt und die Saiten der Geigen sind nur so weggeflogen.
Mit den « Métamorphoses nocturnes » von György Ligeti ging es weiter. Bei ihm gab es ein wenig ungarische Volksmusik, Walzer und Jazz-Referenzen – aber an Intensität und Originalität konnte er auf jeden Fall mit dem vorherigen Stück (das immerhin 55 Jahre später komponiert wurde) mithalten. Ligeti ist wirklich einer der ganz Großen!
Für das Ligeti- und das darauffolgende Stück gab es keine echten Noten sondern ein i-pad, das per Fußschalter umblätterte. Uns lenkte es ein wenig ab, da wir am Anfang herausfinden wollten, wie das Umblättern gehen sollte.
Das « wütende » Konzert ging weiter mit einem Stück von Alberto Posadas (1967) aus 2010. « Del reflejo de la sombra » (vom Reflex des Schattens) für Quartett und Bassklarinette. Die Musik dieses spanischen Komponisten, der in Paris lebt aber überall zu hause ist, ruft schon bei den ersten Noten eine Gänsehaut hervor und die angeschlagenen Geigen verlieren nun im 10-Sekundentakt die Saiten. Zum Schluss ist der « Pferdeschwanz » der kaputten größer als der noch intakte Teil (insgeheim hatte ich Angst sie würden alle reißen und man müsste unterbrechen). Zumal schon gleich am Anfang der Bassklarinett Alain Billard das Konzert anhielt, da er ein Problem mit den Noten auf dem i-pad hatte. Die Fünf gingen aber sehr professionell damit um, dass man hätte glauben können, es gehöre zur Komposition. Aber: Ende gut alles gut. Was für ein Superkonzert! Ab nächster Woche gibt es fast täglich ein ähnliches Erlebnis in dieser schönen französischen Akademie.
Ein großes Bravo für Antoine Maisonhaute, Chikako Hosada, Maxime Desert, Jeanne Maisonhaute und Garth Knox und natürlich den Klarinettisten Alain Billard.
Christa Blenk
Foto: Christa Blenk