Alcina in Viterbo – 2007

Alcina in Viterbo - 2007 napoli2012-069-150x150 Album Street Art          handel2-150x150 Miniatur von Händel (Christoph Platzer 1710)

22. September 2007 – 21.00 Uhr – Chiesa S. Maria de la Verità, Viterbo

Alan Curtis und sein « Complesso Barocco »  mit „Alcina“ von Händel.

Viterbo, ca. 60.000 Einwohner, eine wunderbare mittelalterliche Stadt im Norden Roms (ca. 80 km), war zwischen 1257 und 1281 Papstresidenz und deshalb eine Zeit lang sogar wichtiger als Rom. An allen Ecken spürt man sie noch, die Wichtigkeit, den Reichtum ehemals. Es gab sogar eine Prozession (weswegen ich weit weg von der Kirche parken musste) SS Salvatore (bei uns hat der ja was mit Bier zu tun) aber ich habe immer nur Polizei auf Motorrädern (Motor nicht abgestellt) gesehen und Haflinger Pferde, vielleicht!

Um 20.00 Uhr hat die Abendkasse aufgemacht, vor der schon eine Schlange stand, die sich dann bis 20.45 Uhr vor der Kirche fortsetzte, bis man rein durfte. Man hörte die Proben und Stimmen, beides kündigt eine gute Aufführung und eine wunderbare Kirchenakkustik an. Die Vorfreude war gross und ich sehr froh, mich aufgerafft zu haben – habe gar nicht versucht, jemanden zu finden.  Ich ergattere einen Platz in der vierten Reihe am Rand Mittelgang, die ersten drei waren – wie immer in Italien – für irgendwelche Leute reserviert, die dann nicht kamen und wo sich dann die Zuspätkommer hinsetzen dürfen. Aber ich schaffe es doch nie, ein Zuspätkommer zu sein, weil ich immer Angst habe, gar keinen Platz zu bekomm

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Kommen wir zu Alcina, die dritte des Ariost-Zyklus „Orlando furioso“ (Ariodante auch 1735  und Orlando 1733 sind die anderen) und die einzige, die ich nicht habe – nur auszugsweise – auch zum Teil auf Kassetten – die ich immer noch höre -! In dieser geht es um die Liebe des Ritters Ruggiero zu Alcina, einer Zauberin (schon wieder), die Ritter auf ihre Insel lockt, um sie in wilde Tiere und Steine zu verwandeln. Händel hat sie in sehr kurzer Zeit geschrieben und dann auch gleich 1735 uraufgeführt im Theatre Royal in Covent Garden. Dann verschwand sie und wurde 1928 in Leipzig wiederbelebt. Außerdem gibt es  noch die Franco Zeffirelli Inszenierung 1960 in Venedig. Das Libretto basiert auf einer Vorlage von Broschi „L’isola di Alcina“. Händel steht immer noch im Konkurrenzkampf mit  Porpora und muss gegen John Gay’s Beggar’s Opera antreten. Es scheint aber ein grosser Erfolg gewesen zu sein. Am Anfang fand ich sie schwächer als Ariodante und im ersten Akt hat Morgana (die Schwester von Alcina) die besten Arien. Sie wird von Laura Chierici (die eine Schwester von der Bartoli sein könnte – auch so manieristisch und temperamentvoll und vollbusig!)  Dann haben wir Bradamante (Sonia Prina) – die als Mann verkleidete Braut von Ruggiero , der bei Alcina halb gefangen halb freiwillig ist – wie halt immer – und natürlich Ruggiero (Maite Beaumont – sehr gut).  Alcina wird von Joyce di Donato  gesungen, die gerade anfängt weltberühmt zu werden,  und sie taut immer mehr auf und kommt von der bösen Alcina zu einer leidenden verlassenen Frau (weil natürlich Ruggiero wieder nach viel hin und her zu Bradamante zurückkehrt!) Morgana beendet den ersten Akt mit „Tornami a vagheggiar“ (in dieser Arie erklärt sie Bradamante (eigentlich eine Frau) ihre Liebe. Das war die schönste Arie im ersten Akt! Dann haben wir noch Oronte (der ehem. Liebhaber von Morgana, bevor diese sich in Bradamante verliebt – Kobie Van Rensburg – und Melisso (Vito Priante). Im zweiten Akt sind die schönen Arien gerechter aufgeteilt, Alcina (Verdi prati, selve almene“ – so schöne Arie) taut schön langsam oder besser gesagt ganz schnell auf und Ruggiero reisst uns alle mit – man vergisst, dass es konzertant ist – sie singen sich alle die Seele aus dem Leib – sicher wollen sie alle Alan Curtis beweisen, wie glücklich sie sind, neben ihm zu singen! Der zweite Akt endet mit Ombre pallide auch Alcina,  (Sie liebt Ruggiero wirklich und merkt, dass alles den Bach runter geht und ihre Zauberkräfte schwinden. Wut und Trauer bzw. Überraschung darüber – wir glauben ihr alles!).

Im dritten Akt ändert sich die Musik, sie wird irgendwie aufregender und es wird viel gezupft. Aber was ich am Anfang dachte von wegen schwächer als Ariodante, nehme ich zurück, man braucht ein wenig länger, weil diese Oper sich nach oben kämpft und immer besser wird. Man muss sich  wenigsten die erwähnten Arien anhören. Alcina hat nun die besten Teile – ohne Zweifel – sie ist die Hauptperson: In „ma quando tornerai“ ist sie drohend und kündigt auf jeden Fall ihre Rache an. Dabei wird sie ihm dann nichts tun können, weil sie ihn ja liebt. Sehr bequem! Das einzige Trio ist zauberhaft „Non è amor, nè gelosia“. Alcina fängt an, und Ruggiero und Bradamante stimmen ein – der Zauberring ist endgültig zerstört und es bleibt nur noch eine verlassene Frau.

Der Chor am Schluss besteht dann moch aus den 6 Solisten. Wieder so eine Händel Oper die von einer Arie zur anderen geht und unterhaltsame Rezitative hat.  Ich habe mich keinen Moment gelangweilt.

Nach der Pause dreht sich Alan Curtis zum Publikum und sagt in fast akzentfreiem italienisch wie sehr er sich über das „caloroso“ Pulbikum freut, aber es wird trotzdem das letzte Mal für ihn sein, da die Organisatoren noch nicht mal die Gage für ein Konzert von vor zwei Jahren bezahlt haben – das ist hier immer so – die Cellisten bekamen auch ihr Spoleto Gehalt nich (was bei denen nicht so schlimm ist).  Ich fand das sehr gut, denn da langweilen sich  die unmusikalischen Administrationshengste in der ersten Reihe und wollen fotografiert und begrüsst werden und zahlen die Rechnung nicht. Der Direktor Marini ist vorsichtshalber zum 2. Akt nicht mehr erschienen und sein Platz  blieb leer, aber als ich in der Schlange stand und niemand rein durfte hat sich ständig jemand nach vorne gedrängt und gesagt „sono ospite del Dott. Marini“. Die durften dann rein!

Nachklapp: Zwischendurch bekam ich Panik, weil ich plötzlich gemeinerweise dachte, die Balkontür nicht zugemacht zu haben (wegen Gerüst) habe es aber dann verdrängt. Die grauenhafte Konfrontation mit der Realität in Form der Rückfahrt kam noch früh genug. Das Licht (es war das Linke und so hatte ich auch noch Angst, nicht gesehen zu werden) habe ich natürlich nicht richten lassen, aber es gab fast Vollmond, der hat mir geholfen zu sehen und dann habe ich bei der Rückfahrt eine Kassette gehört (Apollo e Dafne, Lucrezia, Armida abandonata – Veronique Gens et Les Basses Réunis). Das hat wunderbar gepasst. Verfahren habe ich mich auch – natürlich – und war plötzlich auf der alten Cassia. Grausam, ich konnte nicht schneller als 80 fahren, nur Kurven und Bäume. Ich denke ich war so kurz vor 3.00 Uhr morgens zu hause. – Die Balkontür war zu, aber beim Reinkommen war mir schon mulmig. In die Garage habe ich mich auch nicht mehr getraut zu fahren. Also habe ich das Auto vor den Mülltonnen geparkt – diese werden meisten vor 2.00 Uhr geleert.

Christa Blenk

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