Zauberei und Mythos
Mythos und Magie: ein zauberhaftes Konzert in der Aula Magna der Sapienza Universität am 11. Dezember 2012.
Paul Agnew, der seit Jahren schon einen Namen in der Barockmusikwelt hat, kam mit dem European Union Baroque Orchestra nach Rom – nur für einen Tag. Auf dem Programm standen der Ballettakt « Pygmalion » von Jean-Philippe Rameau (1683-1764) und die Semi-Oper « The Fairy Queen » von Henry Purcell (1659-1695). Beide Barockkomponisten waren in ihren jeweiligen Ländern schon zu Lebzeiten sehr berühmt und ihre Musik wurde vor dem jeweiligen Königshaus aufgeführt. Der Ballett-Tanz-Komponist Ramaeau spielte für Ludwig XIV und der Theater- und Literaturkomponist Purcell für Karl II.
Pygmalion eröffnet. Es ist eine Geschichte aus Ovids Metamorphosen. Der Bildhauer Pygmalion schafft eine wunderbare Statue, verliebt sich in sie und bringt sie schließlich mit Hilfe von Amor zum Leben. Seine Freundin Cefise fleht ihn – ohne Erfolg – an, sie nicht zu verlassen, dann taucht Amor auf – wie immer – und beglückwünscht ihn zu seinem Werk und sein Vertrauen in ihre Macht, kümmert sich aber postwendend um einen neuen Liebhaber für Cefise (stumme Rolle).
Vier wunderbare Sänger übernehmen alle Rollen. So singt der Tenor Reinoud van Mechelen zuerst den Pygmalion (sehr überzeugend) und dann bei Purcell das « Geheimnis », « Mopsa » und den « Sommer ». Eine Glanzleistung! Yannis François (Bass-Bariton) hat bei Pygmalion nur eine stumme Rolle und das Publikum kann sich erst bei der « Fairy Queen » als « Schlaf », « Coridon », « Winter » und dem « betrunkenen Poeten » von seiner Vielseitigkeit und seiner wunderbaren Stimme überzeugen. Die schöne Elodie Fonnard darf zuerst die zum Leben erwachende Statue darstellen und wird dann im zweiten Teil zur « Nacht », zum « Frühling » und zur « zweiten Fee ». « Cefise » wird von Rachel Redmond gesungen, die dann auch « Amor » im Pygmalion vorträgt und anschließend wunderbar als « Mysterium », « Herbst » und « erste Fee » weitersingt. Auch als Quartett harmonierten die vier zur Perfektion. Die Szene der Bauernsöhne Mopsa und Coridon « no, no, no kissing at all » war einfach köstlich. Komisch und fantastisch vorgetragen von den beiden Männern ohne in Kitsch abzugleiten. Die Rolle bzw. der Text der Titania wurde abwechselnd von den Musikerinnen übernommen.
« The Fairy Queen » ist eine anonyme Bearbeitung (angelehnt – denn viele Rollen sind frei erfunden) an die Hochzeits-Verwechslungskomödie über Liebe, Verlieben und Entlieben « Sommernachtstraum » – ein Shakespeare-Klassiker. Es ist wie gesagt eine Semi-Oper und deshalb hat sie eigentlich keinen roten Faden. Man feiert den Geburtstag des Elfenkönigs Oberons und da passiert eben so allerlei, denn seine Frau Titania ist nicht seiner Meinung, dass Liebe Abwechslung braucht. Zauberkräfte spielen ein ganze wichtige Rolle in diesem Stück – sehr in Mode im England des 17. Jahrhunderts.
Das Publikum hat getobt und als Zugabe gab es dann nochmals « Hash » – alle vier!
Christa Blenk