Orfeo – oder die Geburtsstunde der Oper!
Diese Oper von Claudio Monteverdi (1567-1643) – 1607 wurde 1607 in Mantua uraufgeführt. Dort war Monteverdi Hofkappellmeister bei den Gonzagas.
Ich habe ich sie in Tarquinia (eine Etruskersiedlung ca. 95 km im Norden Roms – auf der Aurelia) in einer gotischen Kirche erlebt. Das ist halt auch Italien!
Oper d.h. Favola in Musica in einem Prolog und 5 Akten. Libretto von Alessandro Striggio
1607 erscheint der erste (vielleicht) singende Mensch – und wer wäre besser geeignet als Orpheus – auf dem Theater und die Oper wird geboren. Die attische Tragödie gesungen – ein Versuch italienischer Adeliger mit dem Handwerkszeug Monteverdi!
Die Oper beginnt mit einer Toccata (die Fanfare der Gonzagas, Herzöge von Mantua, um gleich von Anfang an klarzustellen wer wo zu stehen hat – der Auftraggeber vor dem Komponisten). Das Ensemble „La Venexiana“ stellt die Bläser an den Kircheneingang und anschliessend erscheint dann „La musica“, sie erklärt uns das Mysterium Musik und befiehlt in der letzten Strophe, dass die Natur verstummen möge. Der erste Akt ist lustig und ausgelassen – Hochzeit und das Publikum wird mit einbezogen in dem es auch Konfetti streuen soll (jetzt befinden sich in meiner Tasche zu den Schneeflocken aus Salzburg auch noch Konfetti von Orpheus Hochzeit mit Eurydike). Obwohl die Musik dramatisch ist (ein wenig) hat sie doch den Positivismus der Renaissance verinnerlicht. Euridice hat nur einen kurzen Auftritt und kommt dann erst wieder zum Schluss auf die Bühne (für eine der Hauptpersonen hat sie sehr wenig Text aber das hat politische Gründe, habe ich nachgelesen (das Haus Gonzaga holte ca. 12-15 jährige Mädchen des europäischen Hochadels als Bräute nach Mantua um für Nachwuchs zu sorgen. Verläuft alles erfolgreich, werden aus ihnen Fürstinnen, wenn nicht, müssen sie nach dem ersten Auftritt von der Bildfläche verschwinden, was immer das bedeuten mag. Ähnlich wird Euridice in der Oper dargestellt. Sie ist nur ein Vorwand, die Ausdrucksmöglichkeiten einer neuen Kunst zu vermitteln.)
2. Akt, Euridices Tod wird durch eine Botin verkündet, dann kommt La Speranza (Hoffnung) ins Spiel (die sah aus, wie Vivi Bach in der Sendung „Raumschiff Orion“ – wie übrigens alle anderen ausserordentlich seltsam bekleidet waren – der Chor sah aus wie Ascot Besucher in dem Film My Fair Lady – man wartet förmlich, dass Professor Higgins auftaucht), sie begleitet Orpheus bis zur Unterwelt und schon wieder ein Problem – Charon (sehr dramatsich in rot gekleidet mit spitzen Schuhen), und obwohl Orpheus sich sehr mit seiner Arie anstrengt (sie ist wirklich schön), schläft der Wächter ein, aber zu seinem Glück natürlich, so kommt er weiter (evtl. haben die Darsteller im 17. Jahrhundert auch so das Publikum mit einbezogen). Die Musik verändert sich und wird immer mehr zum schlichten Gesang, sehr schön die Musik.
Nächster Akt: Hier versucht Proserpina (Bernini war fasziniert von der Person und hat eine wunderbare Skulptur geschaffen) mit den Waffen einer Frau (und wie) Pluto davon zu überzeugen, dass er Eurydike der Welt zurückgeben muss und natürlich schafft sie es mit aller Bescheidenheit. Orpheus besiegt zwar die Hölle, wird aber dann wiederum von der Leidenschaft besiegt, dreht sich natürlich um und vermasselt alles. Eigentlich sollte Orfeo von Erinnyen zerrissen werden, aber der Auftraggeber will das nicht – Orfeo wird unsterblich und Apollo, der Fürst als Gott, steigt mit ihm zum Himmel empor und wir hören ein Duett – interessant aber kurz und vielsagend (eine homoerotische Liebeserklärung – der Gonzaga-Herzog war sehr von dem Kastraten Francesco Rasi angetant!)
Es war eigentlich eine konzertante Aufführung (Kirche) aber die Kostüme und eine Kleiderstange von Ikea an der u.a. im 3. Akt die Geister mit venezianischen Masken hingen, sollten ein wenig Inszenierung vorspielen, die total überflüssig war, die Musik braucht das gar nicht. Die Sänger waren bis auf Vivi Bach und Apollo ziemlich gut und Orfeo sogar echt gut und sehr gutaussehend.
Harnoncourt hat gesagt: Monteverdi war ein leidenschaftlicher Musiker, ein kompromissloser Neuerer in jeder Hinsicht, ein durch und durch moderner Komponist ! – ich glaube es schon auch ein wenig – später trat er in den geistlichen Stand ein und komponierte dann „Il Ritorno d’Ulisses in Patria“.
Christa Blenk