Museum im Check – Fondation Louis Vuitton
Im Oktober kann es schon seinen 10. Geburtstag feiern. 2014 wurde am Pariser Stadtrand, am Bois de Boulogne in Neuilly-sur-Seine, an der Grenze des 16. Arrondissement, dieses Privatmuseum auf Initiative von Bernard Arnault, dem Vorstandsvorsitzenden des französischen Luxusartikelkonzerts Moët Hennessy Louis Vuitton, eröffnet. Nach oben gerichtete, verkleidete Kamine sorgen für einen grandiosen und dann wieder diskreten Lichteinfall. Diese Konstruktion aus Glas und Holz erinnert an ein Schiff. Le vaisseau de verre (dt.: das Glasschiff) soll in 50 Jahren in den Besitz der Stadt übergehen. Gehrys „Glaswolke“ besteht aus 19 weißen, unterschiedlichen Raumblöcken und ist bestechend schön.
Auf den 11.000 Quadratmetern gibt es elf unterschiedlich große Galerien, Terrassen mit einem berauschenden Blick auf Paris und ein Auditorium für 400 Personen, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden. Die Baukosten betrugen circa 100 Millionen Euro.
Der Kanadisch-amerikanische Architekt Frank Gehry (95) hat das Museum ab 2006 geplant und gebaut. 1997 hat er mit dem Guggenheim Museum Bilbao für Furore gesorgt und die Stadt damit in die erste Reihe der zeitgenössischen Kunst und Architektur gerückt. In Hannover zeichnet er für den Gehry-Tower, in Berlin hat Gehry das Gebäude der DZ Bank und den Pierre Boulez Saal entworfen. Gehry zählt zu den größten, lebenden Architekten weltweit. Für seine dekonstruktivistische Architektur wurde ihm 1989 der Pritzker Preis verliehen.
In der FONDATION LOUIS VUITTON sind viele bekannte Namen der zeitgenössischen Kunst zu treffen, darunter Andy Warhol, Andreas Gursky, Isa Genzken, Olafor Eliasson, Gerhard Richter, Jeff Koons oder Jean-Michel Basquiat. Letzterem hatte das Museum von April bis August 2023 mit der Schau Basquiat x Warhol die gesamte Ausstellungsfläche gewidmet.
Seit Oktober 2023 sind in diesem Museum 115 Exponate von Mark Rothko (1903-1979) zu sehen. Diese hochkarätige Retrospektive endet am 2. April 2024. Sie ist auch aufgrund der selten gezeigten und wenig bekannten, figurativen Frühwerke des Künstlers aus den 1930er Jahren, zu denen Porträts, urbane Szenen, Bahnhöfe, Treppen und vor allem Szenen der New Yorker Metro gehören, unbedingt empfehlenswert. In den 1940er Jahren hat der Künstler mit Hilfe des Surrealismus die Mythologie gesucht und verarbeitet und mit einer eigenen Sprache eine Antwort auf die Kriegsgräuel gesucht. Schon in dieser Frühphase bestehen Rothkos Bilder aus bestückten Schichten, meist horizontal. Die Füllung, bestehend aus Gegenständen, mythologischen Erzählungen, löst sich ein paar Jahre später in reine, leicht auslaufende Farbflächen auf, und es entsteht die sogenannte „klassische“ Phase von Rothko, die hypnotisierenden, poetischen, Farbflächen. Meist flimmern sie in Rottönen auf den Betrachter zu. Das ist auch die Zeit, in der seine Bilder nur noch Nummern und keine Titel mehr haben. Am Ende seines Lebens werden seine Werke dunkel, grau, schwarz und produzieren ihr eigenes Licht. Im letzten Saal hat die Kuratorin Suzanne Pagé Rothkos Bildern Skulpturen von Giacometti gegenüber gestellt.
Einige großflächige Bilder kommen aus der Philipps Collection, Washington. Außerdem ist der Rothko Room, die Seagram Murals, aus der Tate Modern, London, nach Paris gereist. Rothkos einziges Selbstporträt, er hat es 1936 gemalt, ist unter den 115 Exponaten. Es stammt aus der Sammlung seines Sohnes.
Die Räume sind abgedunkelt, wollen Innigkeit herstellen. Allerdings ist auf Grund der vielen Besucher Rothkos Betrachtungsidee eines emotionalen Austausches zwischen Gemälde und Betrachter eher nicht praktikabel und einen Abstand von 40 cm zum Bild lassen die Sicherheitsmaßnahmen des Museums nicht zu.
Seit 2015 werden im Rahmen des Museums-Programmes „Außerhalb der Mauern“ Werke der Sammlung Louis Vuitton in Tokyo, München, Osaka, Seoul oder Beijing gezeigt.
Man erreicht das Museumsgebäude der FONDATION LOUIS VUITTON bequem mit der Metro bis zur Station « Les Sablons ». Dann geht man – wenn man Glück hat ohne Regen – noch zehn Minuten am Bois de Bologne entlang. Der Eintritt kostet 16 Euro. Eine Vorab-Reservierung wird empfohlen.
Christa Blenk