5 décembre 2023 0 Commentaire

Chana Orloff im Musée Zadkine

für KULTURA EXTRA

Wenn man nicht aufpasst, läuft man am Eingang vorbei!

Unweit eines der schönsten Parks in Paris, dem Jardin du Luxembourg, liegt eines der kleinsten Museen von Paris, das MUSÉE ZADKINE im 6. Bezirk. Der russisch-französische Künstler und Bildhauer Ossip Zadkine (1888-1967) hat dort, in dieser Oase im Hinterhaus, umgeben von einem kleinen, romantischen Skulpturengarten, viele Jahre gelebt. Gearbeitet hat er direkt nebenan in seinem Atelier. Heute wird Zadkine als einer der bedeutendsten Künstler der kubistischen Plastik gesehen. Sein Lebenswerk umfasst über 400 Skulpturen, unzählige Zeichnungen, Aquarelle, Wandteppiche oder Grafiken. Er hat das kleine, weiße Haus gemeinsam mit seiner Frau Valentine Prax bewohnt. Sie war es auch, die der Stadt Paris 1978 einen Großteil der Werke ihres Mannes schenkte. Diese Arbeiten zwischen Kubismus, Expressionismus und Abstraktion sind – wenn nicht gerade eine Sonderausstellung stattfindet – im Zadkine-Museum zu Hause.

Seit dem 15. November beherbergen die Räumlichkeiten des Museums Plastiken und Zeichnungen einer Künstlerkollegin von Zadkine: Chana Orloff (1888-1968).

Beide, Zadkine und Orloff, werden 1888 in jüdischen Familien im russischen Kaiserreich geboren. Zadkine im heutigen Belarus, Orloff in der Ukraine. Zadkine kommt 1909 über England in Paris an. Orloff 1910, um sich in der französischen Hauptstadt zur Modistin ausbilden zu lassen. Zadkine hat in England angefangen, sich mit der Holzschnitzerei zu befassen, Orloff nimmt schon ab 1911 Zeichenunterricht. Beide lassen sich um und in der Pariser Künstlerkolonie La Ruche im 15. Bezirk nieder, wo sie auf Modigliani, Kiesling, Bourdelle, Brancusi, Lipchitz oder Picasso treffen.

Während Zadkine einer der wichtigsten Bilderhauer des Kubismus wird, streift Orloff diesen nur am Rande. Ihre Arbeiten sind minimaler, glatter, sensibler, bodenständiger. In einem Film spricht sie über ihr Leben und ihre Arbeit.

1914/15 stellt Zadkine seine Arbeiten in der Freien Sezession in Berlin aus und geht 1916 zur Fremdenlegion, kehrt allerdings ein Jahr später körperlich und seelisch zerstört nach Paris zurück. In dieser Zeit heiratet Orloff Ary Justman, der drei Jahre später an der spanischen Grippe stirbt. Beide Künstler arbeiten sehr intensiv zwischen den beiden Kriegen und stellen immer wieder im Pariser Herbstsalon, im Salon der Unabhängigen und im Salon des Tuileries aus.

Orloff wird in den 1920er Jahren eine gefragte Bildhauerin und verewigt ihre Freunde in Büsten. Viele davon sind in der Ausstellung zu sehen. Zadkine wird 1921 Franzose. Orloff bekommt 1925 die Medaille der Ehrenlegion. Sie hat viel Erfolg, wird 1926 Französin und lässt sich die Villa Seurat im 14. Bezirk bauen.

Zadine lebt während des Zweiten Weltkriegs in den USA und kehrt 1945 gebrochen und verarmt nach Paris zurück. Orloff bleibt in Paris, lebt versteckt und zurückgezogen und fertigt Taschenskulpturen, bis sie 1942 in die Schweiz flüchtet. Als sie 1945 nach Paris zurückkehrt, steht sie vor einem durchwühlten Atelier und muss die Zerstörung von über 100 ihrer Plastiken verschmerzen.

Nach dem Krieg trennen sich die Wege der beiden. Orloff lässt sich in Israel nieder und wird eine bekannte Künstlerin. Zadkine bleibt in Paris und kommt wieder auf die Beine, wird 1950 zur Biennale von Venedig eingeladen, wo er für sein Werk ausgezeichnet wird. Es folgen Ausstellungen in Amsterdam und Rotterdam. Das Auftragswerk „Die zerstörte Stadt, eine über sechs Meter hohe Bronzeplastik, soll an die Zerstörung Rotterdams durch die deutsche Luftwaffe 1940 erinnern.

1967 stirbt Zadkine im Alter von 79 in Neuilly sur Seine. Chana Orloff ein Jahr später 80-jährig in Tel Aviv.

Die gezeigten Werke der beiden Künstler dialogisieren trotz oder gerade wegen ihrer Unterschiedlichkeit perfekt und sensibel miteinander, ergänzen und erklären sich und um das zu unterstreichen, steht immer wieder eine Zadkine-Skulptur zwischen den Orloff-Arbeiten.

Chana Orloff arbeitete und experimentierte mit Stein, Marmor, Bronze, Formbeton, bevorzugte aber ihr Leben lang, Holz zu modellieren. Zu ihren bekanntesten Werken zählt ein „Maternité-Zyklus“.

Bei Orloffs Skulpturengruppen ist man versucht, an Käthe Kollwitz zu denken, auch wenn deren Plastiken realistischer, kruder, beunruhigender sind.

Die 100 Exponate der Schau Chana Orloff. Sculpter l´Epoque, die zurzeit in der Ausstellung zu sehen sind, kommen allesamt aus der Villa Seurat, dem ehemaligen Atelier von Orloff.

Die Schau Chana Orloff. Sculpter l´Epoque in allen vier Räumen des Museums, dem Garten und dem Atelier ist noch bis zum 31. März 2024 im Musée Zadkine in Paris zu sehen und bringt dem Besucher die weniger bekannte Künstlerin nahe. Schlange stehen muss man nicht.

Der Eintritt ins Museum – außer für Sonderausstellungen – ist gratis.

Einige großformatige Plastiken von Chana Orloff sind derzeit im Pariser Petit Palais, in der Ausstellung Le Paris de la Modernité, zu betrachten.

Christa Blenk

 

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