Buchbesprechung – Jamila tanzt
für KULTURA EXTRA
Buchbesprechung – Ellen Norten – Jamila tanzt
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Deus ex machina in Ellen Nortens Buch Jamila tanzt> ist ein Greif, der immer dann erscheint, wenn eine Veränderung angesagt oder eine Rettungsaktion notwendig ist. Er bringt Jamila und ihre Freunde mit ihren individuellen, spannenden und unglaublichen Geschichten immer wieder an die richtigen Orte – und das sind viele, und sie liegen weit auseinander. Aber die Hauptrolle gehört Jamilas unterschiedlichen Schleiern und Tüchern, die, außer ihren Tanz zu begleiten, noch andere Aufgaben haben. Sie sind so lebendig beschrieben, dass man sie sehen und hören kann. Sie schillern, klimpern, glitzern, fliegen, singen, beschützen und – wenn nötig – verletzten oder noch schlimmer. Die Autorin beschreibt Jamilas Tanzeinlagen wie jemand, der den Tanz, vor allem den orientalischen, sehr gut kennt, bewundert und versteht. Während ihres Studiums hat sie sich ausgiebig damit beschäftigt und auch selber vor Publikum getanzt. Jamila jedenfalls hätte ohne diese Schleier all ihre Abendteuer nicht bestehen können und wohl auch ihre große Liebe Hassan nicht gefunden. Bei der Lektüre hört man den lauten Trommelwirbel, schaudert beim Trillern der Frauen, sieht den fein gewebten tausendfarbigen Schleier des Orients, riecht die gewürzten, köstlichen Speisen, wittert den Wind und hört die Wüste singen, wenn der Sand bis in den Himmel reicht und dunkle Männer in weiten Mänteln und blauen Turbanen auf ihren Kamelen ihren Weg durch diese faszinierende und fordernde Kargheit finden. Das Buch ist aber auch eine Reise durch die Zeit, in der die Generationen verschwimmen und Kinder vor ihren Eltern leben.