2 mai 2022 0 Commentaire

Das Reich der Flora – Nicolas Poussin

Für KULTURA EXTRA

Das Reich der Flora – Nicolas Poussin

1915 wurde in Anzio/Latium ein Wandkalender gefunden, in dem die Feiertage im antiken Rom  (Fasti Antiates maiores) vermerkt waren. Neben den bekannten Saturnalien und den ausgelassenen Bachanalien, feierten die Römer vom 28. April bis 5. Mai die Floralien, die Blumenfeste.

Der französische Maler Nicolas Poussin (1594-1665) hat sein allegorisches Werk „Das Reich der Flora“ in Rom gemalt. Seine Protagonisten kommen aus Ovids Metamorphosen. Die Blumenkönigin Flora hingegen, hat Poussin sich aus Ovids Fasten ausgeliehen. Darin beschreibt der Dichter die Festtage des römischen Kalenders. Ein Buch für jeden Monat. Allerdings kam Ovid nur bis Buch sechs, denn dann hat ihn Augustus in die Verbannung geschickt.

Leichtfüßig und graziös tanzt Flora in der Mitte des Gemäldes und verstreut ihre Blumen. Sie soll die Welt vom Winter befreien und hat dafür schon ein sehr leichtes Kleid gewählt. Umgeben ist sie von einigen Persönlichkeiten aus der Mythologie, die allesamt nach dem Tod zu Blumen mutieren werden. Sie scheinen sich aber gar nicht für die lächelnde Blumengöttin und ihre Girlanden zu interessieren, sondern sind ganz mit ihren individuellen Problemen beschäftigt. Einzig die Amoretten hinter der anmutigen Frühlingsbotin folgen ihrem Tanz. Giovanni Bellori hat das großformatige Gemälde in seiner ausführlichen Poussin-Biografie als „Die Verwandlung der Blumen“ bezeichnet. Prominent links unten neigt sich gerade Narziss zur Nymphe Echo hin. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass die Nemesis den Selbstverliebten für seinen Spott Echo gegenüber bestrafen wird. Noch hat er nicht in das mit Wasser gefüllte Gefäß der geschwätzigen Nymphe geblickt und sich in sein Spiegelbild verliebt. Hier verdreht Poussin ein wenig den Ablauf der Dinge, denn bei Ovid erstarrt Echo zu Stein, bevor Narziss zur Narzisse wird. Nur ihre Stimme darf weiterhin durch Wälder und Täler hallen und alles wiederholen. Das Narziss-Thema hat Poussin sowieso sehr interessiert. Ein weiteres, früheres Meisterwerk zu diesem Thema hängt im Pariser Louvre. Hinter Narziss sitzt Klytia, die von Apollo wegen ihrer Eifersuchtsszenen verlassen wurde. Sehnsüchtig blickt sie gen Himmel, wo der Angebetete gerade in seinem vierspännigen Sonnenwagen vorbeirast. Ihre Augen schützt sie mit der Hand vor den mächtigen Strahlen. Links von ihr steht der Held Ajax. Er ist nackt, aber an seinem Attribut Helm zu erkennen. Der Held aus Troja wird von Athene mit Wahnsinn bestraft und bohrt sich aus Scham das eigene Schwert in seinen Körper, woraufhin er zur Nelke wird. Rechts stehend der schöne Adonis mit seinen Jagdhunden und einer Lanze. Der aus dem Baum geborene entblößt seinen Oberschenkel und zeigt uns, wo ihn der Eber verwundet hat. Aus seinem Blutstropfen wird später die rote Anemone gedeihen. Neben ihm der liebliche Hyazinth, der sich an den Kopf fasst, wo ihn Apoll mit dem Diskus wahrscheinlich versehentlich, aber tödlich verletzt hat. Die Blume, eine Schwertlilie, in die er sich verwandeln wird, hält er bereits in der rechten Hand und blickt sehnsüchtig auf sie. Rechts unten, hinter einer liegenden Amorette, sitzt Krokus mit der respektiven Blume im Haar. Die Nymphe Smilax rankt sich wie eine Kletterpflanze zu ihm hin.

Eine Diagonale fängt links unten, beim Fuß der Echo, an und verläuft nach rechts oben hin zu einem noch winterlich anmutenden Laubengewächsbogen, der in der Mitte des Bildes in einen Felsen oder Balkon mündet. Damit bringt Poussin nicht nur Architektur in sein Werk sondern auch Rhythmus und Bewegung. Eine andere Diagonale verläuft von Echos Schoß über die Köpfe von Narziss, Klytia und Ajax zum Herme links im Bild. Es dürfte sich hier um Pan, den Herrn der Wälder, persönlich handeln, der eine Art Beobachterrolle einnimmt. Die Farben sind sehr delikat aufeinander abgestimmt. Das schüchterne Grün des Laubengewächses wird auf Floras Kleid satter. Adonis und Echo werden durch einen zarten Blauton verbunden. Die anderen Kleidungsstücke kommen in erdfarbenen Braun- und Ockertönen daher, die mit der Felsformation harmonieren. Floras Blütenkopf ragt meisterhaft über den Laubenbogen hinaus in die Wolken. Poussin hat die Szene aber nicht in einen Garten verlegt, sie scheint eher vor einem großen Fresko auf einer Bühne zu passieren. Der Künstler kannte und verehrte Ovid und seine unerschöpflichen Geschichten, in denen es keine Toten sondern nur Verwandlungen gibt.

Das Reich der Flora entsteht 1631, hängt in der Gemäldegalerie Dresden und misst 131 x 181 cm.

Giovanni Pietro Bellori war der erste Biograph von Poussin. Er verrät in seinem Buch auch vieles über das streng durch-getaktete, disziplinierte und zum Teil bescheidenes Leben des Künstlers, das aus vielen Stunden konzentrierter Arbeit und täglichen Spaziergängen um den Monte Trinità bestand. Er erzählt auch folgende Anekdote:  Eines Tages kam der Kardinal Camillo Massimo zu ihm ins Atelier. Sie diskutierten die halbe Nacht und Poussin begleitete ihn anschließend mit einer Laterne in der Hand die Treppe hinaus zu seinem Wagen. Dabei sagte der Kardinal zu ihm „Ich bedauere Euch, dass ihr keinen Diener habt!“ Worauf Poussin „Und ich bedauere Euer Herrlichkeit noch viel mehr, weil ihr so viele habt!“ antwortete.

Der Begründer des französischen Klassizismus, Nicolas Poussin, kommt nach diversen Anläufen 1623 endlich in Rom an und bleibt praktisch sein Leben lang dort. Nur 1640 kehrt er für zwei Jahre nach Paris zurück, um auf Wunsch des Königs Ludwig XIII die Grande Galerie des Louvre auszumalen. Nicolas Poussin stirbt 1665 in Rom.

Christa Blenk

 

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