21 octobre 2020 0 Commentaire

C-O-N-T-A-C-T

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C-Ω-n-t-α-c-t – in Brüssel am Parc du Cinquantenaire
Sarah und ihr Schutzengel

 

Jeder Mensch hat einen Schutzengel, sagt Raphael. Und um Schutzengel geht es in diesem Straßentheaterstück. Ein wenig Himmel über Berlin und ein wenig Leopold Bloom. Sarah spaziert durch die Stadt, d.h. hier in Brüssel durch den Jubelpark. Die kleine Gruppe, die ihr in Corona-konformem Abstand folgt, ist mit Kopfhörern ausgestattet und nimmt passiv an Sarahs Gedankenfluss, ihrer Einsamkeit und ihrer Katharsis, verursacht durch den plötzlichen Tod ihres Vaters, teil. In ihrer Jackentasche umklammert sie den Schlüssel seines Motorrads. Ab und zu drückt sie die Entriegelungstaste in der Hoffnung, es zu finden. Zwischendurch drängt sich immer wieder ein Schlager von früher – vielleicht von France Gall – zwischen ihre Gedanken. Sie singt kurz mit, hört einem Vogel zu und lässt ihre Halswirbel knacken, um gleich wieder in ihr Loch zu fallen oder sich zu ärgern. Ihr Damiel heißt Raphael und spricht sie auf einer Parkbank an. Sie weiß noch nicht, dass er ihr Schutzengel ist und bittet ihn erstmals, Distanz zu wahren – wenigstens einen Meter. Andere Geräusche auf dem Platz von privaten Tanz- oder Musikveranstaltungen spielen eine Nebenrolle, ohne es zu ahnen.

Um als Zuschauer an diesem Projekt aus Live-Performance, Poesie und individuellen, räumlichen Klangwelten dabei zu sein, muss man sich online ein Ticket kaufen, eine App herunterladen und zum angekündigten Treffpunkt gehen. Ein paar andere Kopfhörerträger bestätigen uns, dass wir richtig sind, hier in Etterbeek auf der Tervuren-Seite des Brüsseler Jubelparks. Es ist Sonntagnachmittag und es regnet nicht. Das wichtigste Utensil sind die Kopfhörer, denn nur so können wir Sarahs Monolog folgen. Am Ende wünscht sie sich, in den Arm genommen zu werden. Unter Berücksichtigen der erforderlichen Distanz übernimmt das ihr Deus ex machina. Mit Erfolg wie es scheint, denn Sarah kehrt in die Alltäglichkeit zurück, hat Hunger und will Pfannkuchen mit Maple-Sirup essen. Aufrecht verlässt sie den öffentlichen Theaterraum und wir bleiben zurück.

C-Ω-n-t-α-c-t  ist ein sehr aktuelles Stück, das in den Corona-Anfangswirren in Paris entstanden ist, um dem Theaterlockdown entgegen zu treten. Gabrielle Jourdain hatte die Idee dazu und diese mit dem französischen Regisseur Samuel Sené und Eric Chantelauze umgesetzt. Schon im Frühjahr 2020 machte das Team den öffentlichen Raum zum Theatersaal. Die Produktion kam so gut in Paris an, dass das Stück im Sommer nach Rom und London weiter wanderte und am 15. Oktober in Brüssel angekommen ist.

Dieses öffentliche Theaterstück setzt sich inhaltlich und physisch mit sozialer Distanzierung auseinander. Das Theater wird wieder zu einem Straßenereignis und geht zurück in eine Zeit, in der Gaukler die Schauspieler waren. Die Technik macht nun eine neue Variante des Straßentheaters möglich: Organisiert und doch spontan! Wir kommen uns fast ein wenig privilegiert vor, wenn ein Fahrradfahrer oder eine Fußgängerin stehen bleibt um herauszufinden was hier gerade passiert, um dann verunsichert oder nachdenklich weiter zu gehen. Anfangs vermisst man die Lippenbewegungen, denn Sarah und Raphael spielen eine stumme Rolle, da der Text vorher in der jeweiligen Landessprache aufgenommen wird. Die ausgezeichneten Schauspieler hier in Brüssel sind Daphné Huynh, Paul Van Mulder, Laura Noël und Didier Colfs.

 

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Zuschauer im Corona-Abstand

 

Bis zum 8. November wird das Stück 3 x pro Tag am Sablon und am Cinquantennaire (Jubelpark) aufgeführt; immer mit einer sehr reduzierten Zuschauerzahl.

C-Ω-n-t-α-c-t  

Christa Blenk

 

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