Das Pfingstwunder
Pfingsten findet am 50. Tag nach Ostern statt und schließt die Osterzeit ab. Der Name geht auf den Begriff „Pentekoste“ (der 50. Tag) zurück. In der Apostelgeschichte wurden die Jünger an diesem Tag vom Heiligen Geist erhellt und waren plötzlich fähig, sich in mehreren Sprachen zu unterhalten, schreibt der Evangelist Lukas. Somit war die Mission, das Evangelium weltweit zu verbreiten entstanden. 3000 Taufen soll es an diesem Tag gegeben haben. Dieses sogenannte Pfingstwunder vereinigte die Gläubigen und begründete die Kirche.
Auch an der die Kunst ging das Pfingstwunder natürlich nicht vorbei. Giotto di Bordone (um 1270 – 1337), dieser großartige Schüler von Cimabue, Maler, Bildhauer, Baumeister, Dichter und Wegbereiter der italienischen Renaissance hat das Pfingstwunder in einem Fresko in der Scrovegni Kapelle von Padua gemalt. Zwischen 1303 und 1305 ungefähr fertigte der Künstler dort einen Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Joachim und der Heiligen Anna (Eltern von Maria), Episoden aus dem Leben der Jungfrau Maria und dem Leben und Sterben Christi sowie Allegorien von Tugend und Laster. Mit diesen Fresken wurde das von Byzanz immer noch beherrschte Mittelalter endgültig überwunden und der erste Schritt in die Renaissance getan.
Durch Künstlergeschichten, die Giorgio Vasari im 16. Jahrhundert zusammengesucht hat, wissen wir einiges über Giottos Leben. Er war ein religiöser Maler und der Spezialist überhaupt in der toskanischen Freskomalerei. Feigenmilch und Eigelb gehörten zu seinen Farbexperimenten.
Das Pfingstwunder ist nur eine kleine Szene auf der man die versammelten Jünger sieht, die in einem Gebäude sitzen, das auch architektonisch gerade die Gotik verlässt.
Vasari erzählt in seinen Aufzeichnungen auch eine sehr schöne Anekdote: „Man erzählt auch, Giotto habe als Knabe, als er noch bei Cimabue in der Lehre war, einmal einer Figur seines Meisters eine Fliege so natürlich auf die Nase gemalt, dass Cimabue, als er zurückkehrte und sich wieder an die Arbeit setzte, sie wie eine wirklich Fliege mehrmals mit der Hand fortzuscheuchen versuchten, ehe er des Irrtums gewahr wurde“ Die Fliege ist somit zum Symbol des künstlerischen Vorbildes geworden.
Giotto war sehr mit Dante Aligheri (1265-1321) befreundet und kommt deshalb auch in der Göttlichen Komödie vor. Der Auftraggeber der Padua-Kapelle übrigens auch, allerdings schneidet er nicht sehr gut ab : Dante hat ihn in den 7. Höllenkreis gesteckt zu den Wucherern. Da Scrovegni Bankier war, wird da sicher etwas dran gewesen sein.
cmb
Und hier zum Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pinksteren_Giotto_Padua.jpg