25 mai 2020 0 Commentaire

Drei Schwestern beim Schachspiel – Sofonisba Anguissola

für KULTURA EXTRA

 

„Drei Schwestern beim Schachspiel“ von Sofonisba Anguissola

Die Malerei war im 16. Jahrhundert eine Männerdomäne. Das heißt aber nicht, dass es keine Malerinnen gegeben hat. Sofonisba Anguissola war ohne Zweifel im 16. Jahrhundert die bekannteste Künstlerin in Italien, wenn nicht in Europa. Ihr genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Man geht davon aus, dass sie um 1530 im italienischen Cremona als älteste Tochter eines wohlhabenden aber nicht adeligen Textilhändlers geboren wurde. Die aufgeschlossenen Eltern ermöglichten den sechs Töchtern eine humanistische und selbstbewusste Erziehung, die normalerweise nur dem einzigen Sohn zugestanden hätte. Auch ihre Schwestern Lucia, Europa und Anna Maria widmeten sich der Kunst, Minerva verschrieb sich der Literatur und Elena der Religion. Da es Frauen aber nicht erlaubt war, anatomische Bilder oder welche mit mythologischem Bezug zu malen, konzentrierte Sofonisba sich auf Portraits oder häusliche Szenen und malte ihre kleinen Schwestern. Eines ihrer bekanntesten und schönsten Bilder ist  „Drei Schwestern beim Schachspiel“.

Die drei Anguissola-Mädchen sitzen in einem Garten. Es sind Lucia, Minerva und Europa, die sich um ein Schachbrett gruppieren. Das Schachspiel wurde in Europa erst im 13./14. Jahrhundert bekannt und gehörte schon bald zur Allgemeinbildung. Lucia sitzt links. Sie spielt mit den hellen Figuren und hat gerade Minervas dunklen Läufer einkassiert. Geheimnisvoll und siegessicher lächelt sie nicht ihre Schwestern sondern den Betrachter an. Sofonisba lässt nicht zu, dass wir das Spiel analysieren und legt Lucias Arm besitzergreifend über das halbe Schachbrett. Ihr gegenüber sitzt die spätere Literatin Minerva. Mit klugem Gesicht und erhobenem rechten Arm signalisiert sie, dass die Würfel noch nicht gefallen sind. Die kleine Europa in der Mitte scheint das mit einem etwas spöttischen Lächeln zu bestätigen. Aber freut sie sich, weil Minerva eine Figur verloren hat oder steht sie auf ihrer Seite? Kunsthistoriker haben Europa ein schadenfreudiges Lächeln angedichtet. Ganz rechts richtet die einfacher gekleidete, ältere Gouvernante ihren Blick interessiert auf das Schachbrett und verfolgt das Spiel der Mädchen. Mit großartiger Beobachtungsgabe fängt Sofonisba den Ausdruck der unterschiedlich alten Kinder ein. Ihre männlichen Malerkollegen taten sich sehr viel schwerer, Kindergesichter zu malen. Der Eichenbaum als Symbol der Ewigkeit hinter den Spielerinnen ist sicher auch nicht zufällig dort. Farblich harmonisch, hell und spielerisch-fröhlich hat sie diese Szene komponiert. Im Hintergrund ist eine bergige Landschaft mit Architektur zu sehen, der sie allerdings wenig Bedeutung beimisst. Mit diesem Bild begibt sich Sofonisba Anguissola auf eine Gratwanderung und malt schon 100 Jahre bevor die Genremalerei in Italien in Mode kommt eine Alltagsszene. Perspektivisch gesehen hat sie vier Portraits auf einer Leinwand versammelt. Mit dem Schachspiel stellt sie eine Verbindung zwischen den Beteiligten her und es entsteht eine Geschichte.

Sofonisbas großes Talent macht schnell die Runde unter den europäischen Höfen und der spanische König Philipp II ruft die 30-jährige Malerin 1560 nach Madrid. Nach dem Tod seiner zweiten Frau Mary Tudor (auch unter dem Beinamen „Bloody Mary“ bekannt) heiratet Philipp II kurzerhand die 14-jährige Versprochene von Don Carlos, seines Sohnes aus erster Ehe. Sofonisba, die als Frau natürlich nicht Hofmalerin werden kann, wird Hofdame, Vertraute und Freundin von Elisabeth von Valois, der jungen und dritten Frau des Königs, ihres Zeichens Tochter von Heinrich II von Frankreich und Caterina de Medici (übrigens soll die französische Küche auf ihren Einfluss zurück gehen). Intelligent, wissbegierig und schön hat Elisabeth viele Aspiranten, muss aber aus politischen Gründen den älteren König nehmen. 1565 malt sie ein großartiges Portrait von ihr, das Rubens später kopieren wird. Und es ist auch nicht Philipps sehr begabter Hofmaler Alonso Sánchez Coello sondern Sofonisba Anguissola, die das treffendste Portrait von Philipp II malt. Ganz in Schwarz, mit der typischen weißen Halskrause, streng und katholisch, hängt er heute im Prado. Einen Thronfolger sollte ihm aber erst seine vierte Frau, Anna von Österreich, schenken.

Als nach 13 Jahren und vielen komplizierten Schwangerschaften Elisabeth im Kindsbett stirbt, verlässt Sobonisba den spanischen Hof und heiratet einen Süditaliener. Als dieser von Piraten getötet wird geht sie nach Genua, wo sie eine zweite Ehe eingeht. Ihr Leben lang pflegt sie einen aktiven und intellektuellen Austausch mit Künstlern und Literaten nicht nur in Italien. Über ihre Beziehung zu Michelangelo gibt es auch eine Anekdote: Michelangelo soll ihr die besonders schwierige Aufgabe gestellt haben, einen weinenden Jungen zu zeichnen. Daraufhin hat sie einen Knaben gemalt, der gerade von einem Krebs gezwickt wird.

Im Alter ließ die Künstlerin sich in Palermo nieder. Und dort hat sie der junge flämische Maler und Mitarbeiter von Rubens, Anthonis Van Dyck, aufgesucht und die über 90jährige zeichnerisch in seinem „Italienischen Reisebuch“ festgehalten. Sofonisba soll ihn darauf hingewiesen haben, „dass bei einem bestimmten Lichteinfall die Falten in ihrem Gesicht nicht ganz so scharfe Schatten werfen würden“. Van Dyck hat später erwähnt, von ihr mehr als im Studium gelernt zu haben. Er hat ihr Geburtsdatum übrigens mit 1527 angegeben. Es waren nicht Sofonisbas Zeitgenossen, die ihren Namen aus der Kunstgeschichte gestrichen haben, dafür hatten sie viel zu viel Respekt vor ihr. Dies geschah später und manche ihrer Werke wurden Männern zugeschrieben.

Verstorben ist diese außergewöhnliche Frau 1623. Sie hat ein gewaltiges Werk hinterlassen. Ihr zweiter Ehemann ließ auf ihrem Grabstein folgende Inschrift anbringen: « Seiner Gattin Sofonisba, aus dem Geschlecht der Anguissola, die durch ihre Vornehmheit, ihre Schönheit und ihre außerordentlichen natürlichen Gaben zu den berühmten Frauen der Welt gehört und im Darstellen des menschlichen Gesichts so vorzüglich war, daß niemand zu ihrer Zeit ihr gleich geschätzt wurde, widmet Horatius Lomellinus, von größtem Schmerz ergriffen, diese letzte Ehrung, die, obgleich klein für eine solche Frau, groß für Sterbliche ist. » 

 

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