22 avril 2020 0 Commentaire

Christa Linossi und die Waldgeister

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Waldgeist 2020, (c) Christa Linossi

 

Christa Linossi und die Waldgeister

Der Untersberg liegt im Norden der Berchtesgadener Alpen, zwischen Bayern und dem Salzburger Land, und ist ein beeindruckendes 1800 Meter-Massiv. Fast noch imposanter geht es in die Tiefe. Das Gebiet zählt zu den höhlenreichsten Gebirgen der Alpen überhaupt.  Wunderberg hat man ihn früher genannt, den Untersberg. 2008 wurde in der Höhle Riesending (sie liegt auf bayerischer Seite und ist erst 2002 entdeckt worden) ein Höhlentiefenrekord mit 1056 Metern festgestellt. Mit beeindruckenden Schachtstufen und rauschenden Bächen, Gischt, Röhrengängen und Labyrinthen sowie einem See in 900 Metern Tiefe steht er stolz in der Landschaft. Da versteht es sich von selber, dass es um den Berg herum von Sagen und Legenden nur so wimmelt und die Waldgeister und ihre Freunde sich dort wohl und geborgen fühlen.

Angeblich war Lazarus sieben Tage im Berg geblieben, ein Rekord, wenn man bedenkt, dass ein Hightech-Team aus Cannstatt es vor ein paar Jahren nur fünf Tage ausgehalten hat. Angeblich existierte im Untersberg sogar eine Spiegelwelt, in der sich – wie oben – alle Gesellschaftsschichten tummelten. Zwerge und Wildfrauen sollen Schlösser aus Marmor, Gold und Silber gebaut haben. Man vermutet sogar, dass Kaiser Barbarossa dort drunten seine Schlachtpläne überdachte. Magische Kräfte hat der Berg natürlich sowieso und der Dalai Lama hat ihn wohl anlässlich eines Salzburg Besuches im Jahre 1992 als das Herz-Chakra Europas bezeichnet. Außerdem hat der Berg Verbindungslinien zu anderen Felsen wie dem australischen Ayers Rock, dem Uluru. Vor Jahren soll ein Erdbeben in Südamerika einen Felssturz auf der bayerischen Seite des Untersberg ausgelöst haben. Die Macht des Berges und die Andacht vor ihm gingen früher so weit, dass die lokale Bevölkerung die Unterbergler in ihr Gebet eingeschlossen haben, damit diese auf ihren Besitz aufpassen.

Und dorthin, in diesen faszinierenden und geheimnisvollen Landstrich, zu Rübezahl, den Wald- und Berggeistern, den Schraten, den kleinwüchsigen Gnomen und den Moosmännern und was es sonst noch alles dort gibt hat sich die österreichische Foto-Künstlerin Christa Linossi zurückgezogen. Seit über fünf Wochen lebt sie nun schon in einer selbst auflegten, strengen Quarantäne, ohne Kontakt zu anderen Personen. Corona hat sie dazu gebracht, sich an ihre geliebten Kraftplätze am Untersberg zurückzuziehen. Das erfordert viel Disziplin und Selbstmotivation, Mehl und Backpulver, ein Telefon und natürlich Vorräte. Über Heilkräuter wissen ja die Moosleute genug!

Wenn man das so hört, denkt man unweigerlich an Marlen Haushofer und  ihr bekanntestes Buch „Die Wand“. In dieser Geschichte ist es höhere Gewalt, die die Erzählerin hinter einer undurchdringlichen Glaswand in die absolute Einsamkeit schickt. Haushofer verrät uns aber nicht, ob der Auslöser ein Meterorit,  ein Virus oder irgendetwas Überirdisches war. Christa Linossi könnte – wenn sie wollte – sofort in die Zivilisation zurück, allerdings in eine durch Corona veränderte. Ihre neuen Arbeiten erzählen von Beklemmung und Furcht.  

Bei Waldgeist 2020 pirscht sich eine nicht-menschliche, blutrote, gruselige Hand oder vielleicht ein Bigfoot an  eine Baumgabel heran und will die Wurzeln umklammern oder ersticken. Vor allem die rote Farbe ist ein großer Störfaktor in diesem vermeintlichen Waldfrieden.

Eine andere neue Arbeit heißt auch Waldgeist.  Hier präsentiert sie uns ein grimmiges Totem.  Sie hat den Baum verkleidet, ihm Metallhörner aufgesetzt und Metallteile eingesetzt. Will sie ihn widerstandsfähiger machen, ihn für eine andere Zeit wappnen, immun machen vielleicht oder soll das Metall die Blitze von ihm wegleiten? Vielleicht kann das Baumungeheuer damit aber auch eines der Zeitlöcher durchqueren, die es dort gibt. Wer weiß das schon? Andere Bäume hat sie direkt in ein Ringgefängnis gesteckt.

Bäume sind wie Personen, es gibt kleine und stämmige oder große und schlanke. Bäume dürfen auch noch in Gruppen beieinander stehen und kommunizieren. Bei uns Menschen ist das ja im Moment schwieriger geworden. Sie trifft sie jeden Tag, ihre Baum-Freunde am Untersberg, bewaffnet mit ihrer Kamera und hält fest, wie sie sich mit der Zeit, Wetter oder Wind verändern wie es die Menschen tun, wenn sie ihre Kleider wechseln oder zum Friseur gehen (was ja im Moment auch nicht geht). 

Die Lichtphänomene um ihrem Berg herum, die immer wieder zur selben Jahres- und Uhrzeit dort auftreten, beobachtet sie seit 15 Jahren. „Entweder man mag den Berg oder man mag ihn nicht, es gibt kein Dazwischen. Ich mochte ihn vom ersten Moment an“.

Wie auch bei früheren Fotoarbeiten spielt die Salzburger Künstlerin mit ihrer Kamera, mit dem Auge, mit dem Ausschnitt eines Fotos und mit ihren persönlichen Vorstellungen was ein jeweiliges Foto werden könnte. Mit diesen Arbeiten hat sie sich auf ihre Weise mit der Corona-Situation beschäftigt. Nächste Woche will sie aber wieder in die Gesellschaft zurück kehren.

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Waldgeist – (c) Christa Linossi (2020)
 

Mehr über die Künstlerin

Christa Blenk

 

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