18 avril 2020 0 Commentaire

Goya, Caprichos und mehr – ein virtueller Spaziergang durch den Madrider Prado

  Goya - San Antonio (1)
Goya Denkmal vor Antonio de la Florida

 

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts war fast überall in Westeuropa das Mittelter ausgetilgt. Auf der Iberischen Halbinsel, die auf drei Seiten vom Meer, auf der vierten von Bergen abgeschlossen ist, dauerte es fort“ . Mit diesem Satz beginnt Lion Feuchtwanger seinen Roman über Goya.

Mit den Caprichos, diesen frechen, gewagten und ketzerischen Zeichnungen, drückte Goya auch eine Angst aus. Bei der Heiligen Inquisition hat er sich mit ihnen nicht gerade beliebt gemacht. Der Dichter Quintana, der seinem Freund Goya voraussagte, dass es nur eine Frage der Zeit sein werde, bis das Heilige Tribunal Ketzer und Werk vernichten würde, sollte allerdings nicht recht behalten. Goyas Werk hat die Inquisition überlebt.  Die Caprichos -Serie besteht aus 80 Radierungen (aquatinta) gesellschaftskritischen Inhalts und sind  zwischen 1793 und 1799 entstanden.  270 Exemplare kamen in der ersten Ausgabe auf den Markt. Nach nur zwei Tagen hatte  Goya schon 27 Exemplare verkauft, nahm die Serie aber wieder aus dem Handel  und das hatte sicher mit der Inquisition zu tun. Dabei ging es ihm gar nicht nur um die Kirche, er wollte menschliche Laster hervorheben und seiner künstlerischen Fantasie dabei keine Zügel anlegen.

Die Caprichos fallen auch in die Zeit, in der der 50jährige nach einer schweren Erkrankung (man sagt Syphilis oder Bleivergiftung) sein Gehör verlor und in der Folge sein künstlerisches Schaffen änderte. Das höfische Leben trat mehr in den Hintergrund und er konzentrierte sich auf Gesellschaftskritik. Auch legte er fast alle seine öffentlichen Ämter nieder und versuchte, mit dem Verkauf auf dem freien Markt von seiner Arbeit zu leben. Armut, Aberglaube, Klerus, Prostitution, Arroganz und Machtmissbrauch von Adel und Kirche waren die Themen. Seine beißende und manchmal erotische Satire überforderte die Leute zeitweilig, außerdem waren hinter den Karikaturen bekannte Personen leicht zu erkennen –  Goya stritt dies allerdings generell ab.

1803 hatte Goya für seinen Sohn eine Pension ausgehandelt und übertrug dafür die Druckplatten der Caprichos dem spanischen König Karl IV. So landeten sie im Museo de Calcografia Nacional Madrid. Seitdem gab es immer wieder Neuauflagen.  Ein sehr bekanntes Blatt und ein aufklärerische Warnung ist die Nr. 43 mit dem Titel „Der Schlaf/ Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer (El sueño de la razón produce monstruos).   Er selber ist in der Arbeit über seinen Zeichnungen an einem Tisch oder Sockel eingeschlafen und umgeben von unheimlichen fliegenden Nachtwesen, einer Eule und einer Katze. Die Eule reicht ihm die Feder. Sie ist ein Symbol für Weisheit, aber auch für Dummheit und Ignoranz. Mit der Feder will sie ihn auffordern, etwas Vernünftiges zu tun. Der Titel dieser Radierung ist auf den Sockel gemalt und somit Teil des Werkes, während er bei den anderen Blättern den Titel immer unten platzierte.  In der Zeichnung  Nr. 42 („Tu que no puedes“  – Du, der nicht kann) tragen zwei Bauern arrogante Esel auf ihrem Rücken. Hier spielt er auf den spanischen Adel an. Die Hexenbilder sind eine Anspielung auf Hebammen oder Engelmacherinnen, die von der Kirche als Hexen angeklagt wurden.

Der Prado besitzt eine große Anzahl von Kartons, die meist ländliche Szenen, Volksfeste oder  das Leben der einfacheren Schicht beschreiben und als  Vorlage für die beliebten Wandteppiche dienten. Die typische Szene im Tanz am Manzanares-Ufer (1776)  ist einer von 10 Kartons mit volkstümlichen Szenen.  Darauf  tanzen junge Leute in ländlicher Tracht eine „Seguidilla“,  ein Volkstanz aus Kastilien. Andere sitzen am Ufer oder unter einem Baum. Im Hintergrund sieht man die barocke Kuppel einer Kirche. Auf der Uferseite gegenüber steht ein einsames Haus auf einem Hügel  neben einer Baumgruppe. Auch dort sieht man ein paar Leute.  Der Manzanares ist nur ein ganz kleiner Fluss, der im Sommer meist kein Wasser führt.  Die Teppich-Serie  war für die Prinzen von Asturien, das zukünftige Königspaar,  gedacht. Das Bild misst  272 – 295 cm und hängt – wie die anderen aus der Serie – im Prado-Museum.

Auch der Lazarillo (Blindenführer) war in Spanien eine wichtige und gern benutzte Figur. Das große Ölbild „El ciego de la guitarra“ hat die Maße  260 x 311 cm und zeigt einen Blinden mit seinem Lazarillo, der Ständchen singt, die sogenannten „Coplas de ciego“,  und sich selber auf der Gitarre begleitet. Meist handelte es sich hier um Nachrichten, gute oder schlechte, und die Zuschauerschaft war groß. Die Teppichfabrik gab den Karton zurück, da er zu schwierig zu realisieren war. Auf diesem hier sieht man den Palast im Hintergrund und eine Gruppe von Personen unterschiedlichen Standes gruppiert sich um den blinden Sänger. Links im Bild ein vom Wind gebeutelter Baum. Der Himmel ist blaut und wolkig.

„Rina del Gato“ (1786) wurde erst nach seinem Tod Goya zugeordnet. Hier verlässt er die Landszenen oder Portraits und malt in Metaphern.  Der Katzenstreit gehört zu einer Serie von Bildern für das Speisezimmer des spanischen Kronprinzen. Die zwei Katzen, die ein Gesicht wie Ratten haben,  sind struppig und keine Hauskatzen, wie es scheint. Die eine  schwarz und die andere gefleckt stehen sie sich auf einer von Efeu bewachsenen Ziegelmauer gegenüber und fauchen sich an.  Dreiviertel des Bildes ist einfach nur grauer Himmel, der die Katzen hervorstechen lässt. Auch dieses ein Motiv für einen Wandteppich, der aber nie realisiert wurde. .

Francisco de Goya (1746 – 1828) zählt zu den bedeutendsten Malern  Spaniens und der Welt. Der Einfluss seiner Malerei  des 18. Jahrhunderts nimmt einen Stellenwert ein, wie ihn die Italiener im Quattrocento, Velazquez oder  Vermeer  für ihre Nachfolger ausübten. Ohne Goya wäre die Moderne so nicht möglich gewesen oder hätte später stattgefunden. Impressionisten zitierten ihn genauso wie dies die Symbolisten oder Expressionisten taten und tun. In Goya vereinten sich Talent, Mut und Feuer.

Der Madrider Prado hat eine ausgezeichnete Online-Präsenz und ein großes Kapitel gehört Goya. Der Prado besitzt Hauptwerke wie die nackte und die angezogene Maja, unzählige fantastische Portraits, darunter das der  „Contesa de Chinchon etc.  Die Seite ist in englischer und spanischer Sprache aufzurufen. Chronologisch aufgebaut kann man perfekt seine Entwicklung nachvollziehen.

Sein Lehrer Bayeu schickt Goya nach Rom, wo er die Werke von Tiepolo kennen lernt. Jahrelang versucht er, zuerst erfolglos, in den illustren Kreis um Mengs einzutreten, dieser holt ihn aber schließlich doch an die königliche Teppichmanufaktur. 

1799 wird Goya zum Ersten Maler am Hof ernannt. Schon als junger Mensch revoltiert er gegen die akademischen Kunstdiktate seiner Zeit und wird mit der Zeit zum begehrtestes Porträtisten, malt die Königsfamilie und den spanischen Hochadel – mit viel Kritik und Ironie.

Sehr befreundet mit der Herzogin von Alba, malt er um 1800 die „nackte Maya“, ein Ganzkörperportrait von ihr, kurz darauf entstand auch die angekleidete Maya. Fast revolutionär, denn einen nackten Frauenkörper durfte man in Spanien nicht malen, so etwas sah die Inquisition gar nicht gerne. Außer der Venus von Velázques, existierten unbekleidete Frauen in der spanischen Malerei bis dahin nicht.

1808 malt er die Desastres de la Guerra (Schrecken des Krieges). Verwüstung und Greuel zeigen sie und wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Der übermächtige Koloss, vor dem Mensch und Tier fliehen, ist seine apokalyptische Vision im Befreiungskampf gegen Napoleon. Später malt er mit „Die Begrabung der Sardine“, das dämonisch-gespenstisches Treiben im Karneval. 1816 erscheint die Tauromaquia.

Ab 1820 malt er seine schwarzen Bilder, darunter Chronos der menschenfressende Gott.  Es sind die schwarzen, die freien Bilder, die von seinem grandiosen Talent erzählen, auch wenn seine Portraits unerreicht bleiben. Auf einem – auf den ersten Blick – eher banalen Bild der Familie Karls IV, macht er sich bei näherem Hinsehen über seinen Brotgeber eher lustig. Goya war Hofmaler und es ist nicht erwiesen, ob die Königsfamilie die Beleidigung in dem Bild erkennen konnte. Als politisch Verfolgter landet er 1824 in Bordeaux wo er vier Jahre später

Schon vor über 10 Jahren hat der Prado 14 ausgewählte Bilder in hoher Auflösung  der virtuellen Welt zur  Verfügung gestellt. Mittlerweile gibt es im digitalen Museum 5000 Werke, darunter sind auch viele Hauptwerke von Goya.

Goya kann man nur in Madrid kennen lernen. Und dazu gehört unbedingt ein Besuch in der Wallfahrtskapelle San Antonio de la Florida, die von dem Künstler Ende des 18. Jahrhunderts komplett ausgemalt wurde. Die Kirche liegt in einem eher populären Stadtteil von Madrid. Dort wurden Volksfeste gefeiert, wie die Kirchweihfeier am 13. Juni. Filippo Fontana hat sie erbaut in Form eines griechischen Kreuzes mit zentraler Kuppel, die von einer Laterne beleuchtet wird. 1905 wurde diese zum Nationalmonument erklärt. 1928 wurde die Kirche daneben gebaut, um Messen abzuhalten. So konnte die ursprüngliche Kirche nur Museum für die Fresken bleiben. Der Künstler malte Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius ganz in seinem expressionistischen Stil. Fratzenhaftes, betendes Volk, scheinheilige und aggressive Gesichter.  Die Kapelle mit ihren Kuppelfresken war lange Jahre in Restauration. Sie liegt am kleinen Fluss Manzanares, den Goya auch sehr oft in seinen ländlichen Kartons gemalt hat. 1798 erhielt Goya den Auftrag des Palastes und durch Vermittlung des Philosophen Jovellanos. Sechs Monate hat er dazu gebraucht.  Jovellanes und Goya nahmen den Antonios-Kult zum Anlass, eine aufklärerische Geschichte zu erzählen und vor den Gefahren eines Justizirrtums zu warnen. 

Christa Blenk

hier geht es zum virtuellen Besuch: https://www.museodelprado.es/en/the-collection/art-works?searchObras=goya

Goya - Prado (2)

 

 

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