24 mars 2020 0 Commentaire

Social distancing und Hopper

Kein Maler vor oder nach Hopper hat so intensiv die Einsamkeit und Solo-Stimmungen gemalt. Soziale Distanz ist auch in diesen Zeiten, die denen Corona wütet, das Zauberwort. Sein Bild « Nachtschwärmer » entstand 1942 und hat u.a. auch das Kino inspiriert

für KULTURA EXTRA Bildbeschreibung von Nighthawks, Hoppers bekanntestes Werk

Social Distancing ist zurzeit ein Schlagwort und in aller Munde. Soziale Distanz kann Leben retten und die Verbreitung der Corona-Pandemie verlangsamen. Keiner hat dieses Konzept so gut gemalt wie der US Maler Edward Hopper. Er hat uns schon vor 70 Jahren gezeigt, wie soziale Distanz geht.

„Nighthawks“  (Nachtschwärmer) ist Hoppers bekanntestes Bild. Es entstand 1942, misst 84 x 153 cm und hängt im Chicago Art Institut. Auf dem Bild sieht man eine Bar in New York. Sie liegt  an einer Halbkreuzung. Die Nacht scheint fortgeschritten zu sein, denn der Ort ist fast menschenleer. Hinter der Bar beugt sich ein weiß angezogener Barkeeper nach vorne, vielleicht spült er gerade Gläser. Mit dem Rücken zum Betrachter sitzt ein Mann vor einem Whisky Glas der aussieht wie Humphrey Bogart mit Hut und grauem Anzug. Der Film Casablanca entstand übrigens auch im Jahre 1942. Ihm gegenüber ebenfalls an der Bar sitzen eine rotblonde Frau und ein Mann mit Hut und Anzug, ein Paar wohl. Sie schweigen vor sich hin und wirken blaß und müde oder gleichgültig. Auch die Beiden könnten aus einem Film mit Humphrey Bogart kommen. Die Frau betrachtet in sich gekehrt entweder ihre Fingernägel oder ein Stück Papier in ihrer Hand. Ihr linker kleiner Finger berührt leicht die rechte Hand ihres Begleiters, der eine Zigarette hält. Die Komplettverglasung der Bar lässt diese genaue Betrachtung zu. Auf der Theke stehen ein paar Gläser und Tassen. Sehr gut sichtbar über der Bar eine Werbung für die Zigarren „PHILLIES“. Das entseelte, gleißende Neonlicht der Bar und einer Straßenlampe lassen die rote Theke und das Haus an der Kreuzung leuchten. Die Eingangstür ist nicht zu sehen und vermittelt ein Eingeschlossen sein.  Der Betrachter sieht diese orientierungslose, einsame Szene als Passant von der menschenleeren Straße aus.

Edward Hoppers Personen befinden sich meist in selbst gewollter Isolation oder starren in einer no future Stimmung vor sich hin. Unterhaltungen finden selten statt. Seine Protagonisten halten sich an verlassenen Orten, Vorstädten, anonymen Bars oder in zweitklassigen Hotels auf und wirken nicht glücklich. Soziale Kontakte finden nicht statt und wenn doch, dann nur oberflächlich. Seine Protagonisten führen ein Leben, von dem nichts zurückbleibt außer schwermütiger Melancholie. Sie scheinen aber andere Menschen auch nicht zu brauchen, um gemeinsam ins Kino, ins Theater oder zum Abendessen zu gehen. Hopper selber sagt über das Bild „Nachtschwärmer zeigt, was ich mir unter einer Straße bei Nacht vorstelle, nicht unbedingt etwas sonderlich Einsamens …. Ein Restaurant in der Greenwich Avenue, so sich zwei Straßen treffen. Ich habe die Szene vereinfacht und das Restaurant vergrößert. Unbewusst wahrscheinlich habe ich die Einsamkeit in einer großen Stadt gemalt“.

Edward Hopper (1882-1967) war einer der bekanntesten US Maler Anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts. Sein weibliches Modell war immer seine Frau Jo. Er hat alle angesagten und zeitgenössischen Kunststile konsequent ignoriert und sich nur einer Art naivem Realismus gewidmet. Seine Ausbildung zum Illustrator hat natürlich hier auch mitgewirkt.  Filmregisseure wie Alfred Hitchcock haben sich von seinen Bildern inspirieren lassen (z.B. das Haus in Psycho) und Wim Wenders hat einen Film über ihn gedreht.

cmb

 

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