Keith Haring

Keith Haring (1958-1990) ist die Pop-Ikone der 1980er Jahre schlechthin. Auf der einen Seite herrscht eine grenzenlose hip hop Vergnügungssucht verbunden mit der Fortsetzung erlangter Freiheiten im Jahrzehnt davor und auf der anderen eine Verdichtung der Angst vor Nuklearkriegen, der Einsatz für ethnische Gerechtigkeit und der Kampf gegen Aids.
Keith Haring verkörpert all dies mit seiner kindlich anmutenden, piktografisch- spontanen Kunst, die sich an die japanische Kalligrafie und an einen Art Brut Expressionismus anlehnt und auf die Schnelligkeit und Einfälle der Graffiti-Künstler zurückgreift. Er ist eine Pop-Ikone wie Madonna oder Grace Jones und gehört zu der unverwechselbaren Gegenkultur wie Andy Warhol oder Jean-Michel Basquiat. Keith Harings Ausstellungsort ist ganz New York oder sein Pop Shop in SoHo – Art for everyone, sein Motto. Seine bekannten Ikonen sind bellende Hunde, krabbelnde Babies, fliegende Untertassen, Nuklearbedrohung oder das dreiäugige Gesicht. Er hat hier auch die Kinderzeichnungen seines Vaters kopiert.
Simple Striche, dicke Linien, gemaltes Kindergebrabbel und gespielter Optimismus. Hin- und herpendelnd zwischen witzig und hoch dramatisch, sehr politisch und schockierend. Seine spontanen Einfälle übertragen sich in Lichtgeschwindigkeit auf die Leinwand. Pläne oder Zukunftsprojekte existieren in seinem Leben nicht, nur das Jetzt zählt und Kunst ist wichtiger als Leben. Als bei ihm Aids diagnostiziert wird, richtet sich sein Aktionismus auf die Bekämpfung der Krankheit und darauf, die Ausgrenzung der Todkranken einzugrenzen. Seine Bilder verkaufen sich recht schnell sehr gut, so kann er eine Aids-Stiftung gründen.
Die Musik, die in der Ausstellung die Bilder begleitet, katapultiert den Besucher direkt in die 1980er Jahre, in ein New York, wo man sich nicht in jeder Ecke wohlfühlt, das aber Tag und Nacht pulsiert und nach Aktionismus schreit.
Unter den Exponaten sind großformatige Zeichnungen und Gemälde, Fotos, Plakate, Videos und ein monumentales Fresko.
Die Ausstellung, die von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet wird, erklärt und beschreibt die stürmisch aufblitzende und kurze Karriere des Künstlers, denn er soll nur 10 Jahre Zeit haben, seine Botschaften in die Welt zu schreien. 1990 ist er bereits mit 31 Jahren an Aids verstorben. Die Schau legt auch großen Wert darauf, auch den militanten Kämpfer Haring zu beschreiben.
Einen Großteil der Exponate hat die Keith Haring Foundation zur Verfügung gestellt aber auch private Leihgaben sind zu sehen.
Seit Anfang Dezember 2019 ist diese große Retrospektive des legendären US Künstlers Keith Haring im Brüsseler Bozar Museum zu sehen. Organisiert ist die Werkschau von der Tate Liverpool in Zusammenarbeit mit BOZAR / Center for Fine Arts Brüssel und dem Museum Folkwang, Essen und wurde von Sophie Lauwers, Darren Poh und Tamar Hemmes kuratiert. Sie ist noch bis zum 19.4.2020 im Brüsseler Bozar zu sehen.
Der Katalog kostet knapp 2o Euro.
Christa Blenk
23.12.2019