Göteborger Symphoniker mit Alice Sara Ott
Das Schwedische Nationalorchester gab am vergangenen Dienstag (19.02.2019) in der Philharmonie ein Gastkonzert.
Auf dem Programm stand eine neue und sehr wuchtige Komposition von Daniel Nelsen « Steampunk Blizzard ». Das Orchesterstück dauert sieben Minuten und ist rhythmisch auf jeden Fall eine große Herausforderung. 5er und 7er Takte wechseln sich ab. Spannend und mitreißend entstand Steampunk Blizzard als Auftragswerk für das Orchestre National d’île de France. Es wurde im Januar 2017 in Paris uraufgeführt. Er vereinigt hier zwei Begriffe, die die Industrialisierung beschreiben, vor allem die Erfindung der Elektrizität und so hört es sich auch an. Eine Mischung aus Vergangenheit und Science Fiction und wie die Räder bei großen Maschinen ineinander greifen sind es hier unterschiedliche melodisch-rhythmische Muster, die sich komplex verzahnen.
Nach einem kurzen Umbau schwebt die junge Pianistin Alice Sara Ott in einem langen Traumkleid auf die Bühne. Sie spielt (barfuß) Maurice Ravels (1875-1937) Klavierkonzert G-Dur. Hinreißend und mit großer Perfektion, sehr sensibel und luftanhaltend. Pianisten lieben es, dieses virtuose und schöne 20-Minuten-Stück, mit dem herausragende Musiker immer gerne brillieren und Alica Sara Ott hat bewiesen, dass sie das kann. Die melodisch-satten Pianissimi im langsamen zweiten Satz spielt sie so, dass man sie gerade noch hören kann. Der Stück beginnt und endet mit einem Knall, wird fröhlich und sehr unterhaltsam, fordert besonders die Bläser heraus und bringt außer Jazz-Elementen und Musikstile der 1920er Jahre auch Klänge aus seiner baskischen Heimat hervor. Vor allem aber erinnert es an Gershwins ein paar Jahre vorher entstandene bahnbrechende Rhapsody in Blue. Dieses Klavierkonzert in G-Dur gehört zu Ravels letzten Kompositionen, über zwei Jahre hat er daran herumgefeilt – gleichzeitig war er mit der Komposition für sein Klavierkonzert für die linke Hand beschäftigt. Der einarmige Pianist Paul Wittgenstein hatte es bei ihm in Auftrag gegeben. Ravel konnte allerdings sein Klavierkonzert G-Dur nicht mehr selber am Klavier vortragen, da er unter einen langsam fortschreitenden Lähmung seiner Hände litt. Er dirigierte aber die Pariser Uraufführung 1932 (am Klavier Marguerite Long).
Das Publikum hat ihr dann noch eine Zugabe von Eric Satie abgerungen.
Nach der Pause schließlich Jean Sibelius (1865-1957) Sinfonie Nr. 5 Es Dur. Dirigiert vom finnischen Pultstar Santtu-Matias Rouvali. Der junge Dirigent bringt zu jedem Konzert eine Botschaft aus seiner skandinavischen Heimat mit. Für ihn steckt die Musik von Sibelius voller Geschichten, über die Natur, das Klima und die Politik. In einem Interview in München hat er die Verzweiflung seines Volkes zu Zeiten von Sibelius erwähnt und bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dass die UN 2018 die Finnen zum glücklichsten Volk der Welt erklärt hat.
Viel Applaus!
cmb