Hochschule für Musik – Hanns Eisler
Kammermusikkonzert im Krönungskutschensaal Marstall, Berlin
Auf dem Programm standen am 16. Februar 2019 folgende Werke – allesamt meisterhaft interpretiert von Studenten der Hanns Eisler Musikhochschule
Ludwig van Beethoven Klaviertrio B-Dur op. 11 “Gassenhauer”
Emma Portier (Flöte), Wen-Teng Chang (Violoncello), Jianing Zhao (Klavier) interpretierten dieses « Gassenhauer » Trio von Beethoven. Es besteht aus drei Sätzen: Beethoven hat hier so etwas wie Unterhaltungsmusik komponiert, ein wenig deftig und einen wirklichen Gassenhauer vom damals beliebtesten Wiener Opernkomponisten Joseph Weigl als Musikthema ausgewählt. Angeblich hat er dies später bereut, hat ihm und seinen klassischen Zeitgenossen doch dieser Weigl viel Konkurrenz gemacht mit seiner seichten Musik. Ein leichter Dialog zwischen Cello, Klavier und Flöte.
Dem Berion gehören Trio Sihyun Lee (Violine), Hye Jun Byun (Violoncello), Chul Kyu Jung (Klavier) an. Sie interpretierten Friedrich Smetanas Klaviertrio g-Moll op. 15 mit viel Hingabe und Sensibilität.
Dieses bewegende aber doch temperamentvolle Stück ist im Moment großer Trauer entstanden. Smetana selber, durch eine Syphillis-Infektion taub geworden, musste im Herbst 1855 seine zwei Tochter zu Grabe tragen. Barock-farbiger Lamentobass und spätromantische Rhythmen wechseln sich im ersten Satz ab. Das Klavier begleitet und treibt an. Smetanas Tränen sind zu Noten gefroren. Der zweite Satz wird auch scherzo doloroso genannt und soll ein Portrait von Friederike sein. Das Finale ist ein wilder und kompromissloser Totentanz oder Trauermarsch.
Johannes Brahms Streichquartett B-Dur op.67 interpretierten die Musiker Seiji Okamoto, Issei Kobayashi (Violine), Tomohiro Arita (Viola), Jonas Palm (Violoncello)
Es hat vier Sätze (Vivace - Andante - Agitato (Allegretto non troppo) – Poco Allegretto con Variazioni). Robert Schumann hat Brahms Streichquartette als « verschleierte Sinfonien » bezeichnet. Brahms hat wiederholt Streichquartette geschrieben, die direkt in die Tonne wanderten. Dieses Opus widmete er dem Arzt Dr. Engelmann, Er hat es ganz im Stil von Vater Haydn geschrieben. Interessant der Stellenwert der Bratsche im dritten Satz; keck und lässig-wienerisch geht es zu Ende.
Das letzte Stück auf dem Programm entstand 1900, direkt zu Beginn einer neuen Zeit: George Enescus Oktett C-Dur op. 7 - großartig interpretiert von Louisa Staples, Anne Maria Wehrmeyer, Lily Higson-Spence, Inga Gaustad (Violine), Albin Uusijärvi, Jungahn Shin (Viola), Grace Sohn, Alexander Wollheim (Violoncello).
Der Altersgenosse von Bartok, Geroge Enescu (1881-1955), wurde in Rumänien geboren und ging mit knapp 15 Jahren nach Paris, wo er Kompositionsschüler von Fauré und Massenet wurde. Bevor er sich als Komponist einen Namen machen konnte, war er als Geiger sehr erfolgreich; Enescu war u.a. der Lehrer von Yehudi Menuhin. In seiner Musik vereint er Melodien des Balkans mit den Einflüssen, denen er in Paris um die Jahrhundertwende ausgesetzt war, hinzu kam seine Wiener Prägung.
Enesco war 19 Jahre alt, als er dieses Oktett komponierte. Es dauert 40 Minuten und verlangt nach so viel Klassik und Romantik so einiges vom Zuhörer. Hier wird die neue Welt beschrieben, eine moderne, industrialisierte. Paris um 1900, die großen, lebendigen Boulevards, Eile und Hektik einer Weltmetropole, die Weltauststellung, der Konkurrenzkampf in Kunst und Musik – gemütliches Flanieren war gestern.
Vier Sätze, die ineinander übergehen, königlich beginnen, einen wilden, chaotischen Verlauf nehmen, kurz dem Impressionismus verfallen und walzerisch aufhören. Enesco selber sagte dazu:: “Man sollte bei der Aufführung nicht allzu sehr auf gewissen kontrapunktischen Kunstgriffen beharren, um den wesentlichen thematischen und melodischen Elementen Raum zur Entfaltung zu lassen.”
Vielen Dank!
cmb