Hänsel und Gretel
Märchen sind grausam
Eigentlich sollte es nur Musik für ein Puppenspiel als Geschenk für seine Schwester werden. Heute zählt Engelbert Humperdincks Werk zu den beliebtesten Opern, die vor allem um die Weihnachtszeit jedes Jahr unzählige Kinder mit der Musik bekannt macht. Die Uraufführung fand 1893 in Weimar statt.
Spielerisch leicht hört es sich an, zumal wir alle diese samtig-geistreichen Ohrwürmer auch schon im Kindergarten gehört und gesungen haben, dann wird es aber wieder theatralisch-grüblerisch und phantasiereich. Eine Mischung aus einfachem Kinder-Sing-Sang und pastoraler Sinfonie-Romantik. Farbenfroh und angsteinflößend. Immer wieder lehnt er sich an Wagners Musik an, zitiert ihn. Er selber hat sein Werk ein Kinderstuben-Weihfestival genannt, welches Humperdinck den Opern-Durchbruch möglich machte.
Es funkelt und leuchtet, spiegelt und glitzert. Am Ende der Bühne lassen verschiebbare Bäume den Dirigenten sehen, der sich dankend verbeugt. Achim Freyer hat Elemente aus der Staatsopern-Zauberflöte und Katharina Wagners Meistersinger-Inszenierung vereint, und Hänsel und Gretel mit Pappmaché Köpfen ausgestattet. Hier zollt Humberdinck über Freyer seinem Lehrer Wagner eine hommage. So winken und nicken sich die beiden mit ihren übergroßen Köpfen über die Bühne, tanzen, spielen und singen.
Die naschende Katze wie auch der Hunger-Koch, der als große, weiße Gestalt mit Augen- und Bauchloch herumläuft, sind sehr gelungen. Die Hexe ist ein Mann, nicht buckelig und hat einen wurstigen Mund und Kuchenaugen, eine Kaffeetasse auf dem Kopf und eine geschmacklos lange Salami-Nase. Das Hexenhaus ist viel zu klein und der stibitzte Lebkuchen darf auch kein rotes Herz sein. Ansonsten tummeln sich witzige Fantasiefiguren über die Bühne. Aber warum steht da Revolution am Ende?
Das Märchenspiel in drei Bildern von Engelbert Humperdinck entstand 1893 nach einer Dichtung von Adelheid Wette, basierend auf dem Märchen der Gebrüder Grimm. Bei Original setzen die armen Eltern ihre Kinder Hänsel und Gretel im Wald aus, weil es nicht genug Essen zu hause gibt.
Bei Humperdinck werden die egoistischen Kinder von der Mutter zum Erdbeerenpflücken geschickt, weil sie wieder mal böse waren und beim Spiel den Kochtopf zerbrochen haben. Nachdem sie den selbt-gepfückten Erdbeeren für die Mutter nicht widerstehen können und sie allesamt vertilgen, ist es Nacht und sie finden den Weg nicht mehr nach Hause. Der Sandmann kommt und singt sie in den Schlaf. Die Kinder träumen vom Zirkus und von Akrobaten und anderen schönen Dingen bis sie aufwachen und vor dem Lebkuchen-Haus der Hexe vom Ilsenstein stehen. « Knusper, Knusper, Knäuschen, wer knappert an meinem Häuschen » ? « Der Wind, der Wind, das himmlische Kind ». Zuerst fällt die Hexe darauf herein aber schließlich landen die beiden doch hinter Gittern und werden von der Hexe gemästet, damit sich diese bald ein Festmahl gönnen kann. Das ist Kannibalismus pur. Aber Hänsel ist schlau, und streckt der Hexe immer ein Holzstäbchen anstatt seinem Finger hin, denn er will einfach nicht zunehmen.
Zum Schluss gibt es ein Happy End. Die Kinder töten die böse, gefräßige Hexe und finden nach Hause, wo sie von glücklichen Eltern empfangen werden.
Sängerisch und musikalisch sehr schön und einwandfrei. Am Pult am 27. Dezember 2018 Christopher Moulds. Katrin Wundsam sing Hänsel und Adriane Queiroz Gretel. Arttu Kataja und Marina Prudenskaya sind die Eltern und Jürger Sacher die Knsuperhexe.
cmb