31 décembre 2018 0 Commentaire

Celis / Eyal – Staatsballet Berlin

Genesis und biologische Roboter

Nach dem vorzeitigen Rücktritt von Nacho Duato hat der Schwede Johannes Öhman, die Leitung des Staatsballetts Berlin im Herbst 2018 übernommen. 2019 kommt Sasha Waltz als Ko-Direktorin dazu.

Die Premiere seines ersten Auftritts hat am 7. September mit der Doppelproduktion Celis – Eyal stattgefunden. Es handelt sich hier zwar nicht um Neuproduktionen, aber um zwei  interessante, sehr unterschiedliche Aufführungen.

Das erste Stück des Belgiers Stijn Celis „Your passion is pure joy to me“ entstand bereits 2009. Er hat es für das Theater Göteborg entwickelt. Sieben Tänzer befinden sich auf einer religiösen Sinn- und Beziehungssuche zur Musik vor allem von Nick Cave, Pierre Boulez, Gonzalo Rubalcaba und Krzysztof Penderecki. Celis bezieht sich beim Titel auf einen Choral von J.S. Bach. Großartige Leistung der Tänzer.

Die zweite Performance nach der Pause „Half Life“ hat die kraftvolle und sehr expressive Produktion des Belgiers Celis einfach ausgeknipst. Während die Musik zu „Your passion is pure joy to me“ nicht unbedingt die Bewegungen der Tänzer begleitet, sie nicht unterstreicht – das hat er wohl auch nicht gewollt –  eine andere sein könnte, ist für Eyals Stück „Half Life“ die Trommel-Techno-Musik von Ori Lichtik lebensnotwendig, um die Androiden Armee in Bewegung zu setzten.

Die Tänzer-Protagonisten kommen vielleicht von einem anderen Planeten, der sich auf etwas Unheimliches vorbereitet. Es könnte sich aber auch um eine Art „letztes Gericht“ handeln,  um die Vertreibung aus dem Paradies oder um ein Zurückkommen zur Urzeit, mit der Auflage, das Böse zu vertreiben, handeln. Eyal zitiert den expressionistischen Stummfilm, die Kunst der Renaissance und die des 21. Jahrhunderts (Stefania Fabrizi hat im römischen MAAM eine solche Armee an die Wände einer ehemaligen Fabrik gemalt, die später zu einer Art Kunstraum umgewandelt wurde).

Eine Stromwelle verbindet die Tänzer mit unsichtbaren, aber flexiblen Ketten. Ekstase und Rhythmus, Kraft und Eleganz wechseln sich ab. Sind es Menschen die Roboter imitieren oder Roboter, die lernen möchten, wie Menschen zu sein. Großartig und beunruhigend, diese tanzende, stampfende  Fehde. Die Tänzer tragen transparente Un-Kleidung, fleischfarbene Lendenschurze oder Bikini-Oberteile und wirkten von Weitem nackt. Sie blickten finster und irritierend aus der Zukunft auf die Welt herab und sind gesteuert von einer finstern und überirdischen, göttlich-teuflischen Intelligenz. Ein Bühnenbild gibt es Gott-sei-Dank nicht. Man hätte keine Gelegenheit, es wahrzunehmen, so sehr vereinnahmt das Geschehen.

Zwei Körper, die gefühlte 10 Minuten immer wieder dieselben Bewegungen wiederholen, kündigen an, dass Eyal das Publikum an deren Grenzen bringen will. Seine Gesten sind obszön, während die Frau mit großer Eleganz und schönen Bewegungen auf der Stelle marschiert, Arme und Beine unterschiedlich einsetzt. Sie ist eine martialisch, unterkühlte, leidenschaftslose Modepuppe, die irgendwo ankommen muss. Immer wenn man meint, dass nun eine Änderung der Bewegungsabläufe angebracht wäre,  geht es wieder einfach nur so weiter, bis dann doch minimale Veränderungen auszumachen sind. Im  Hintergrund bildet sich eine Menschenformation, die sich tanzend in die Mitte der Bühne zuckt. Großartige Bilder entstehen und immer wieder kommen die Tänzer auf die Anfangssituation zurück, marschieren weiter ohne vom Fleck zu kommen und tanzen sich um den Verstand.

Zusammen mit Gai Behar leitet Sharon Eyal  die L-E-V Dance Company und hat 2017 „Half Life“ für das Königlich Schwedische Ballett Stockholm entwickelt.

Hier ist nun eine neue Ära des zeitgenössischen Tanzes angebrochen. Mehr kann man nicht erwarten. Dieses Stück ist jetzt schon Tanzgeschichte.

„Half Life“ bekommt auch bei der 11. Vorstellung am 29. Dezember 2018 Standing ovations und viele Vorhänge!

cmb

 

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