London 1938 – Mit Kandinsky, Liebermann und Nolde gegen Hitler
„Banned Art“ sollte die Ausstellung, die 1938 in London als Antwort auf die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München organisiert wurde, ursprünglich heißen. Um ihr aber das Politische zu nehmen, nannte man sie schließlich nur « Twentieth Century German Art« . Angeblich sollen über 300 Exponate für diese Schau nach London geschickt worden sein. Gezeigt werden konnten – aus Platzgründen – schließlich nur 270 Werke. Eine so große und bedeutende Ausstellung deutscher moderner Kunst hatte es bis dahin in England noch nicht gegeben.
In kurzer Zeit wurde diese spektakuläre Schau von den Galeristen Noel „Peter“ Norton aus London und der Züricherin Irmgard Burchard auf die Beine gestellt, unterstützt von verschiedenen Sammlern und Galeristen, deutsch-jüdischen Unternehmen, liberalen Politikern und Künstlern im Exil wie Beckmann oder Klee. Auch der in Paris im Exil lebende Kunstkritiker Paul Westheim wirkte mit, schied allerdings wieder aus dem Projekt aus, als man den Titel Banned Art durch Twentieth Century German Art ersetzte, sie wurde ihm dadurch zu unpolitisch. Schirmherren waren u.a. Picasso und Virginia Woolf und obwohl die Ausstellung viele Besucher verzeichnen konnte, wurden nur wenig Bilder verkauft, zum Teil war das Publikum auch mit diesen starken und modernen Bildern überfordert.
Allein von Max Liebermann waren 22 Arbeiten in der Londoner Ausstellung zu sehen, dafür sorgte schon seine Witwe Martha Liebermann. Sie schickte das Porträt von Albert Einstein nach London, dies war auch eines der wenigen Werke, die verkauft werden konnten.
Zu sehen sind in der Berliner Ausstellung vor allem Werke von Max Liebermann, aber auch Bilder von Max Slevogt, Lovis Corinth, Emil Nolde, Paul Klee, Paula Modersohn-Becker, und Wassili Kandinsky. Oskar Kokoschkas „Selbstbildnis eines entarteten Künstlers“ ist ebenfalls ausgestellt (allein von ihm wurden im Jahre 1937 an die 400 Werke aus deutschen Museen verbannt oder beschlagnahmt). Die Werke sind aus unterschiedlichen Museen und Privathäusern in die Villa Liebermann an den Wannsee gekommen und sind Zeugnis für die Vielfältigkeit der damaligen Kunst, die vor 80 Jahren in London gezeigt wurde. Fast alle dort vertretenen Künstler waren sie auch in München bei der Ausstellung „Entartete Kunst“ vertreten.
Diese kleine aber feine Ausstellung in der Liebermann-Villa entstand in Zusammenarbeit mit der Wiener Library in London und wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Sie versucht mit nur 30 Werken die Londoner Ausstellung zu rekonstruieren und ist mit viel Hintergrundinformationsmaterial zu den Leihgebern der Werke eine interessante und sehenswerte Ausstellung, die noch bis zum 14. Januar 2019 in der Villa Liebermann zu sehen sein wird.
cmb