Die Drei Schwestern
Olga, Mascha und Irina, drei Schwestern, kultiviert und gebildet, gehörten einst der besseren Moskauer Gesellschaft an, bis sie mit ihrem Vater, dem General, vom lebendigen, kulturellen Moskau in die Provinz versetzt werden und dort auch nach dem Tod des Vater hängenbleiben. Moskau ist für sie das unerreichbare Paradies, dorthin fliehen sie in Gedanken, um dem öden Alltag, der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Der vierte im Bunde ist ihr schwacher und spielsüchtiger Bruder, der obendrein eine Frau ins Haus bringt, die sich sogleich als Oberhaupt aufführt. Tschechow hat mit diesem Frauenstück den Abgrund einer lebensunfähigen Gesellschaft beschrieben.
Karin Henkel hat das Stück nun neu und geschlechterlos interpretiert. Die Hauptrollen werden von Männern in Frauenkleider und Masken interpretiert, die aber jeweils ebenso den Partner/Partnerin spielen. Im Verlauf der Geschichten, werden die Masken immer minimaler und die Masken werden nicht mehr konsequent übergezogen. Das eh komplexe Werk wird dadurch noch komplexer, aber nicht unverständlicher!
Meist wird nur ganz schnell ein Mantel übergeworfen und schon ist der Soldat wieder Olga oder Mascha. . Irina ist gleichzeitig Nikolai und später – wenn die Vergangenheit zur Gegenwart wird, übernimmt Angela Winkler die Rolle der älteren Irina. Ein knisterndes Kofferradio stellt immer wieder die Verbindung zur Welt her und die Kippbühne verstärkt den Eindruck des Schwindels und des Vergehens. „Wie die Zeit wegtickt“ sagt Andrej. Sie nimmt Hoffnung und Wohlstand mit und lässt Unzufriedenheit und Frust zurück.
Felix Goeser spielt Andrej und seine raffgierige, unzufriedene Frau Natascha. Bernd Moss spielt Olga, die ältere Schwester, die vernünftige, die Schuldirektorin werden soll, aber das alles gar nicht mehr schafft. Er/Sie bringt die Erschöpfung, die Aussichtslosigkeit auf die Bühne und wenn er den Frauenrock auszieht, ist er plötzlich Oberstleutnant Werschinin, wie Michael Goldberg immer zwischen Mascha und Kulygin hin und her pendelt. Manchmal mit dann wieder ohne Perücke. Und dann Irina, die kleine, schöne Schwester, die noch mehr als die anderen nach Moskau will. Bernjamin Lillie ist die junge Irina und Tusenbach, der ihr ständig ein besseres Leben verspricht, das dann Angela Winkler als ältere Irina aus den Augen verliert
Die Drei Schwestern wurde 1901 in Moskau uraufgeführt.
cmb