Wozzek
Alban Bergs Oper Wozzek wurde 1925 in Berlin uraufgeführt. Die Idee, Büchners Drama zu vertonen, entstand fast 10 Jahre früher, als Alban Berg 1914 Büchners Drama an den Wiener Kammerspielen sah. Die Arbeit war eine lange, auch aufgrund von unterschiedlichen, zur Verfügung stehenden, Ausgaben des Werkes. 1921 war er mit der Kompositionsarbeit fertig, es dauerte aber dann nochmals ein paar Jahre, bis das Werk mit Erich Kleiber am Pult dem Konzertpublikum vorgestellt werden konnte.
Die Geschichte spielt zu Anfang des 19. Jahrhunderts, irgendwo in einer kleinen Garnisonsstadt. Woyzeck, ein von Verfolgungswahn und Depressionen geplagter Soldat, wurde zum Tode verurteilt, nachdem er als erster Täter auf Unzurechnungsfähigkeit getestet wurde.
Ole Anders Tandberg hat in diesem Herbst Wozzek für die Deutsche Oper Berlin inszeniert. Er hat die Handlung in seine Heimat Norwegen verlegt und das auch noch auf den Nationalfeiertag. Die vielen Trachten und Farben haben aber nicht geschadet; musikalisch war die Aufführung einwandfrei.
Donald Runnicles mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin hat bella figura gemacht. Johan Reuter, in ziviler Kleidung, ist ein überzeugender und unglücklicher Wozzek, immer zwischen dem drängelnden Hauptmann, dem experimentierenden Doktor, dem flotten Tambourmajor und seinen kleinen Familie hin- und hergerissen, bringt er seine Arien sauber und textverständlich, sich immer mehr wachsender Verzweiflung hingebend. „Er denkt zuviel“ sagt ihm der Hauptmann. Wozzek wird von allen benutzt und von niemandem respektiert. Irgendwann kann er nicht mehr und tötet Marie und sich selber.
Die Mezzosopranistin Elena Zhidkovas vereint Vulnerabilität mit sinnlich Religiösem und Frechheit aufs Feinste. Seth Carico wirkt zwar als Arzt nicht gerade vertrauenserweckend aber stimmlich auf jeden Fall. Annika Schlicht, Thomas Blondelle und Matthew Newlin stehen in nichts hinterher. Sehr souverän und sicher der Chor.
Unterschiedliche Musikelemente, wie Passacaglia, Rondo, Suiten, Ländler oder Walzer verbinden das Stück und bringen es immer wieder in eine andere Musikrichtung. Sprechgesang, Zwölftontechnik und fast Belcanto-Arien wechseln sich ab.
Die Premiere war am 5. Oktober 2018.
cmb