Messa da Requiem in der Deutschen Oper
Der Tod auf dem catwalk
Die Uraufführung dieser Inszenierung von Verdis Messa da Requiem hat bereits 2001 stattgefunden; seitdem ist das Werk 34 Mal aufgeführt worden und schafft es fast immer, die Deutsche Oper zu füllen.
Achim Freyer hat den Chor in die Unterwelt gesteckt, über ihr zieht während der kompletten Vorstellung die gequälte Menschheit ohne Beine, Arme, Köpfe von links nach rechts und die Zeit läuft und vergeht. Man denkt an Kriegsbilder von Otto Dix. Die Menschenopfer, jedenfalls wirken sie so, schlurfen, blicken ängstlich immer wieder nach oben und fallen auf die Erde. Über allem glänzt der weiße Engel.
Epik pur! Musik und Bilder gehen in die Knochen während Leben, Tod, Schrecken und Angst 90 Minuten lang über die Bühne ziehen. Freyer zitiert aus Kunst und Tanz und arbeitet mit Symbolen. Trost gibt es nicht, Hoffnung schon, denn einmal wird der Weg von links nach rechts unterbrochen und die Protagonisten gehen für ein paar Minuten in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Der Schmetterlings-Totentanz in Rot lässt an die Tänzerin Loi Fuller denken, sie sich von Marie Curie Radium hat geben lassen, um heller zu strahlen. Das permanente Vorbeiziehen erinnert an William Kentridges Fries „Thick Time“ und plötzlich wird die schwarz-weiße Ästhetik von einem Oskar Schlemmer Kostüm aus dem Tridadischen Ballett unterbrochen.
Giuseppe Verdi soll den Tod einmal als „die größte Katastrophe des menschlichen Lebens“ bezeichnet haben. Mit der Messa da Requiem hat er eine weitere Oper komponiert, seine beste! Deshalb kann man dieses Werk sehr gut inszenieren. Diese Totenmesse ist nicht auf einen Kirche beschränkt.
Großartig und in Höchstform der Chor der Deutschen Oper Berlin; umwerfend und überzeugend die Solisten. Am Pult Benjamin Reiners. Michelle Bradley singt den Weißen Engel. Die Mezzosopranistin Annika Schlicht (die auch in Wozzek als Marie glänzte) ist Der Tod-ist-die Frau; der « einsame » Tenor ist Robert Watson und « Der Beladene » wird von Derek Welton gesungen und gespielt.
cmb