Viaggio a Reims von Rossini
Wartesaal der Noblesse
Der Theaterregisseur Jan Bosse hat für die Deutsche Oper Berlin Rossinis « Il viaggio a Reims » inszeniert. Eine Punktlandung, bei der fast alles stimmte.
Bosse hat eine Gruppe von verrückten Adeligen, die auf dem Weg zur Krönung Karls X. und in einem Wirtshaus hängen bleiben, direkt in einen Kranken(Narren)haus-Spiegelsaal verlegt. Der Unterschied zwischen Pflegepersonal und Kranken ist nicht immer ganz klar und als fröhlicher Slapstick bringt diese Produktion das Publikum ständig zum Lachen. Gesungen wird zu allen möglichen physischen und psychischen Wehwehchen – von Hexenschuss bis Elektroschocktherapie. Den Sängern sieht man an, sie sie sich amüsieren. Neun Minuten dauert eine Arie der modebewussten Contesse de Folleville, davon beklagt sie sich fünf Minuten über den Verlust ihrer Kleidung, um sich dann vier Minuten euphorisch über doch noch aufgetauchte Accessoires zu freuen.
Trotz Spiegelwänden kann man die Eingeschlossenheit spüren; den „Gästen“ hingegen scheint sie nichts auszumachen.
Claudio Abbado holte die fast in Vergessenheit Oper von Rossini „Il viaggio a Reims“ 1984 aus der Schublade und seitdem ist sie an vielen großen Opernhäusern gezeigt worden. Das Libretto stammt von Giuseppe Luigi Ballocco.
Am Pult der junge Dirigenten Giacomo Sagripanti vor einem begeisternden Orchester
Keine großen Namen bei den Sängern, von denen ein Großteil zum Ensemble der deutschen Oper gehört. Die Leistung hingegen bei Allen einwandfrei.
Elena Tsallagovas ist die tanzende Corinna. Sie kommt direkt aus Oskar Schlemmers Triadischem Ballett. Mikheil Kiria als ein großartiger Lord Sidney, Siobhan Stagg als Contessa di Folleville, Hulkar Sabirova ist die strenge Madama Cortese bzw. die Oberschwester, Vasilisa Berzhanskaya ist Marchesa Melibea, David Portillo singt den Conte di Libenskof, Davide Luciano ist Don Profondo, Gideon Poppe (Cavaliere Belfiore), Philipp Jekal (Barone di Trombonok), Dong-Hwan Lee (Don Alvaro), Meechot Marrero (Modestina). Ausgezeichnet auch der Chor!
Die Premiere fand im Juni 2018 statt.
cmb