22 mars 2018 0 Commentaire

Zehlendorfer Hauskonzerte – Franz Trio und mehr

CELLO
Zeichnung: Emanuel Borja

 

Gestern Abend haben die ausgezeichneten Streicher Avigail Bushakevitz (Violine), Melanie Richter (Violine), Ernst-Martin Schmidt (Viola), Taneli Turunen (Violoncello) und Alexander Kahl (Violoncello) bei einem kurzfristig organisierten Hauskonzert ein geradezu brillant zusammen gestelltes Programm  im  gerammelt vollen Wohnzimmer in Zehlendorf vorgetragen und damit an die 50 Musikliebhaber an einer großartigen Vorpremiere teilhaben lassen. Avigail Bushakevitz ist – zusammen mit ihrem Ehemann, dem Bratschisten Ernst-Martin Schmidt und  der Cellistin Constance Ricard – Mitbegründerin des Franz-Trios.

Das Konzert eröffnet mit einem Werk des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály (1882-1967).  Kodály hat die Serenade für zwei Violinen und Viola 1920 komponiert – in  einer für ihn persönlich und politisch schwierigen Zeit. Bekannt geworden ist diese Preziose dann 1922 anlässlich einer Aufführung in Salzburg im Rahmen eines Kammermusikfestivals durch das Amar-Hindemith Quartett mit Paul Hindemith persönlich an der Viola. Ungarische Musikelemente, Pustawind und verrückte Rhythmen zeichnen es aus und dauert 25 spannende Minuten.

Weiter geht es mit dem Trio à Cordes (Streichtrio) von Jean Françaix  (1912-1997). Hier kommt ein bezauberndes Jugendwerk pour faire plaisir, wie Jean Françaix seine Musik definierte. Filigran und zart hüpft die Komposition von tänzerischen Walzer- zu Tangorhythmen, weiter  zu einem neoklassischen und spätromantischen Expressionismus bis plötzlich barocke Lully-Tambourine anklopfen, Elemente, die puren Bonheur in die Gesichter der glücklichen Zuhörer (und der Musiker) zaubern. Denen sieht man es an, wie sehr es sie amüsiert, dies zu spielen. Wahrscheinlich hat Françaix  es auch mit einem Lächeln im Gesicht komponiert. 

Jean Françaix entstammte einer Musikerfamilie und hat bei Nadia Boulanger in Paris studiert. Damals kannte man das Wort  crossover in der Musik noch nicht, er hat es aber praktiziert,  sich ohne Berührungsängste mit allen Musikstilen und Gattungen befasst und eine Brücke vom Oratorium zur Filmmusik gebaut.  Den größten Ruhm hat er dann aber doch mit der Kammermusik erreicht.  Seine Werke verbinden Scherz und Humor mit schlagfertiger Freude.  Françaix hat das Stück 1933 für das Brüder-Trio Pasquier komponiert. Die Interpreten haben ihn sehr gut verstanden!

 

QNG

 

Jetzt hängt die Latte hoch! Kurze Pause zum Lüften und konzentrierte Vorfreude auf eines seiner Großwerke: Das  Streichquintett C-Dur op. post 163 D 965 von Franz Schubert (1797-1828). Obwohl Schubert es nur zwei Monate vor seinem Tod komponiert hat, tut man sich schwer es Spät- oder Alterswerk zu nennen, denn er war ja nur 30 Jahre alt!  Das haben die Musiker auch so gesehen und es sehr temperamentvoll-innig vorgetragen. Schubert griff hier auf eine eher ungewöhnliche Kombination von zwei Geigen, zwei Celli und einer Bratsche zurück. Fast 50 Minuten dauert es, ein Drittel davon gehört dem ersten Satz. Tragisch-schön, pendelt es sich zwischen verlorener Zuversicht und unerfüllter Hoffnungen. Es beginnt mit einer nostalgisch-tragischen Endlosschleife, wütet durch finstere Gewitterwolken und aufreißende Himmel und plötzlich verstehen wir, warum Kodálys Serenade dieses Konzert eröffnet hat: hier sind sie, die ungarischen Tanzrhythmen in Schuberts Rondo

Die Uraufführung dieses kammermusikalischen Schwanengesangs hat der Komponist allerdings nicht mehr erlebt, denn dazu hätte er noch 22 Jahre leben müssen. So lange hat es nämlich gedauert, bis es im Jahre 1850 endlich in Wien aufgeführt wurde. Das lag zu aller erst an der Resistenz dem Stück gegenüber von Musikwelt und Verleger.

Am 25. März findet dieses schöne Konzert im Berliner Konzerthaus (Matinee) statt, allerdings ist es schon lange ausverkauft. Glücklich diejenigen, die eine Karte haben!

 

Christa Blenk

 

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