10 mars 2018 0 Commentaire

Herrumbre

Herrumbre ist spanisch und bedeutet « Rost »  – Rost entsteht, wenn etwas in Vergessenheit gerät, nicht mehr gepflegt oder vernachlässigt wird.

Nacho Duato hat das Ballett  Herrumbre 2004 entwickelt, in dem Jahr, in dem ein Madrider Bahnhof Schauplatz eines Terroranschlages wurde bei dem über 200 Menschen ums Leben kamen. Es ist ein Stück über Gewalt, Tortur, Schmerz, Leid und Liebe. Es könnte sich um  Guantanamo handeln oder um irgendeinen anderen Ort, an dem Grausamkeiten durch Menschen durchgeführt werden.

65 Minuten langes Fesseln, Würgen, Schleppen, Treten, Schlagen. Die Musik von Pedro Alcaldo, Sergio Caballero oder David Darling unterstreicht das Geschehene und wechselt zwischen traurigen Cello Passagen, Bellen, Rasseln, dem Zischen eines Elektroschocks oder Helicopter-Geräusche, die den Besucher irgendwo hin transportieren sollen.  Eine Geräusch-Bilderflut von Opfern, Tätern und Folter. Ein Requiem der anonymen Gruppengewalt.

Der Architekt Jaffar Chalabi arbeitet nicht zum ersten Mal mit Nacho Duato und hat hierfür eine Gitterkonstruktion erfunden, die manchmal Gefängnis und dann wieder Tatort ist.

Großartige Leistung der Tänzer bei diesem wichtigen, unerbittlichen und kompromisslosen Ballett-Klassiker. Die Gefängniswächter sind in schwarz gekleidet – mit Knieschutz – und marschieren schon auch mal im Stechschritt über die Bühne, bis sie zu der nächsten Greueltat übergehen. Die Tänzer liegen gefesselt auf dem Boden, hängen an den Gittern, versuchen auszubrechen, werden herumgestoßen, gewürgt, getreten, über den Boden geschleift und mit Elektroschock behandelt.

Die Premiere fand im August 2004 in Barcelona im Teatro del Liceu  durch die Compañía Nacional de Danza statt. 18 Monate hat Duato daran gearbeitet, um die Beweggründe und Exekution der Tortur so auf die Bühne zu bringen. 

Der Spanier Nacho Duato ist 1957 in Valencia geboren und seit 2014 der Intendant des Staatsballetts Berlin, wo es gestern Abend wieder aufgeführt wurde. Ein großer Erfolg war das Ballett  « Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere ».

Christa Blenk

 

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