23 janvier 2018 0 Commentaire

Gastveranstaltung Estonian Festival Orchestra in der Philharmonie

kammermusiksaal mit Notenständern

 

Gestern abend war das Estonian Festival Orchestra mit Paavo Järvi am Pult zu Gast in der Philharmonie. Paavo Järvi ist zurzeit einer der populärsten Dirigenten. Er gründete sowohl das Pärnu Music Festival in Estland als auch das dazu gehörige Estonian Festival Orchestra, bei dem die hoffnungsvollsten Nachwuchsmusiker Estlands große Solisten aus anderen Orchestern treffen. Gestern begleitete  die russische, talentierte Geigerin  Victoria Mullova das Orchester, das zum ersten Mal auf großer Tournee unterwegs war.

Viktoria Mullova verzauberte das Publikum mit Ihrer Darbietung bei Jean Sibelius’ « Konzert für Violine und Orchester d-Moll, op 47″ und mit einer großartigen Zugabe von Arvo Pärts Passacaglia für Violine und Klavier, die 2003 als Auftragswerk des Internationalen Violinwettbewerb Hannover entstand.

In Estland ist Arvo Pärt geboren und von ihm wurden noch die zwei anderen Werke  „Cantus in memory of Benjamin Britten“, und „Fratres für Streichorchester und Schlagzeug“ aufgeführt. Cantus in Memoriam Benjamin Britten entstand 1977 und ist wohl eines der bekanntesten Werke von Arvo Pärt (*1935, Estland). Es ist von dem von ihm entwickelten Tintinnabuli-Stil geprägt. Ein fast religiöses Werk, das über den Tod philosophiert. Das Stück braucht viel Stille und Järvi lässt seine Hand lange nicht sinken bevor das Publikum endlich applaudieren darf. Schöner wäre es noch ganz ohne Applaus gewesen. Gerne wird diese Komposition auch als background-Musik bei Filmen oder Serien eingesetzt. 

Fratres entstand ebenfalls 1977, Pärt hat diese Mitternachtsprozession der Mönche mittlerweile für unterschiedliche Instrumentalkombinationen verarbeitet.  Dem liturgisch-asketisch-minimalen Psalmenwerk merkt man an, dass sich Pärt in der Entstehungszeit  viel mit mittelalterlicher Musik befasst hat,

Nach der Pause gab es dann noch  Dmitri Schostakowitsch instrumentale Sinfonie Nr. 6. Sie entstand  im September 1939. Von nachdenklich -lyrisch im ersten Satz sprint sie zu einem gewaltig-pompösen Finale. Stimmungen von Frühling, Freude und Jugend wollte Schostakowitsch damit vermitteln. Das Orchester hat sich gut geschlagen und bekam sehr viel Applaus.

Viktoria Mullova tritt mit fast allen großen und bedeutenden Orchestern auf. Die Russin lebt in London und ist mit dem Cellisten Matthew Barley verheiratet. Sie studierte an der Moskauer Zentralschule für Musik im Hauptinstrument Violine und später bei Leonid Kogan am Moskauer Konservatorium fort. Schon seit 1980, als sie den Sibelius Wettbewerb in Helsinki gewann, ist sie auch international bekannt. Dann folgten Preise über Preise.

Der Dirigent und Schlagzeuger Paavo Järvi kommt aus einer Musikerfamilie. 1980 reiste er in die USA, um dort seine Ausbildung bei Leonard Bernstein zu vervollständigen. Die Dirigenten-Karriere begann 2001. Ab 2019 wird er Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich.

 Sehr schönes Konzert!

Christa Blenk

 

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