5 novembre 2017 0 Commentaire

La BETTLEROPERa

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Balletto Civile nach der Aufführung von La BETTLEROPERa
 

La BETTLEROPERa

„Der Räuber als perfekter Bürger und der Bürger als perfekter Räuber“

John Greys Beggar’s Opera  wurde 1728 in einem Londoner Theater uraufgeführt – als Persiflage auf Händels Opern, die sich an die gebildete Oberschicht, zu der Grey allerdings auch gehörte, richteten. Ein anderes Publikum  ins Theater zu holen war auch der Wunsch von Kurt Weil und da das neue Theater am Schiffbauerdamm ein knackiges Stück für die Eröffnungspremiere brauchte, schrieb Berthold Brecht die Texte auf der Basis von denen von Grey.

Die Dreigroschenoper wurde zum größten Theatererfolg in den 1920er Jahren. Die Idee zu diesem Titel kam übrigens von Lion Feuchtwanger.

Das Stück spielt im Räuber- Hehler-, Falschspieler und Prostituiertenmilieu. Die Tochter des Hehlers Peachum, Polly, hat heimlich den Don Juan, Banditen und Widersacher von Peacham, Macheath, geheiratet. Man beschliesst, ihn zu hängen. Polly verhilft ihm zur Flucht, aber Mrs Trapes, die bei Brecht/Weil Spelunken-Jenny heisst, verrät ihn. Lucy, die Tochter des Gefängniswärters und auch verliebt in Macheath streitet sich mit Polly, die darauf besteht, seine Frau zu sein. Das lieto fine  bei Grey und Brecht wird hier nicht wiederholt. In der Produktion der Neuköllner Oper landet  Macheath kunstvoll durch la Sig.ra Trappola drapiert, am Galgen. Der Bettlertanz am Ende ist großartig.

Das bis heute bei Brecht aufgeführte Vorspiel, die Moritat von Macheath alisas Mackie Messer, ist bei der BETTLEROPERa der Auftritt der Bordellbesitzerin, Mrs Trappola, die einen umwerfenden und akrobatischen Vortrag über das Leben und die Bedeutung von allgemein Huren hält.

Moritz Eggert hat 28 Songs geschrieben, die aber keine zusammenhängende Oper bilden und das auch noch in Deutsch, Englisch und Italienisch. Die Musik durch das 4-köpfige Ensemble Freiraum Syndikat, besteht aus zwei Blockflöten, einer E-Gitarre und einem Cello, die zwei Stunden lang kuriose und schroffe, kratzende und dann wieder ganz harmonische oder streitsüchtige Töne hervorbringen,  schließlich spielt es ja auch in einem deftigen Gangster-Milieu. Sehr abwechslungsreich geht das von romantisch-moralischen Balladen bis zu flotten Tanzszenen. Eggert hat sich auch nicht gescheut, einige bekannte Melodien aus der Musikgeschichte wie „Diamonds are a whore’s best Friend“ oder „We are the Chamions oft he Underworld“ mit einzubeziehen. Auf jeden Fall gab es meistens viel (un) kontrollierten Lärm aber durchaus Assoziationen mit Weils schräger und zum Teil disharmonischer Musik.

Zeitweise hat man Schwierigkeiten, diesem „brownschen“, konfusen Musik-, Tanz- und Theaterstück zu folgen, denn es passieren permanent zur gleichen Zeit mehrere Handlungen. Und obwohl es wie gesagt kein Happy End gibt, ist die Stimmung großartig auf der Bühne und im Zuschauerraum!

Für Eckert ist dies schon die zweite Produktion für die Neuköllner Oper. Man hat sich dazu das ausgezeichnet, italienische Balletto Civile ins Boot geholt, die Pasolini und Fellini im geistigen Gepäck mitbrachten. Dafür hat Sabrina Rossetto mit einem minimalen Bühnenbild und wenig Farben für optische Ruhe gesorgt. Ab und zu wurden die Aufzugskabinen für die Freier erhellt oder das fahrbare Gefängnis über die Bühne gerollt, meistens mit Macheath drin. Regie und Choreografie stammen von der Pina Bausch-Schülerin Michela Lucenti und von Maurzio Camilli sowie Bernhard Glocksin. Lucenti und Camilli spielen auch das Ehepaar Peachum. Nicole Kehrberger als Mrs. Trappola ist einzigartig und umwerfend gut. Christopher „Crsto“ Ciraulo ist ein großartiger, sich drehend und wendender und doch sanftmütiger Macheath. Polly (Emanuela Serra) ein unschuldiges Dummerchen und Lucy (Sophia Euskichen) eine rachsüchtige Betrogene. Die Kleinverbrecher und die Prostituierten kommen aus der Freien Theaterszene Berlins. Richtig singen kann eigentlich keiner von ihnen, aber es ist ja auch eine Oper für Alle!

Dieses brillante Stück, mit dem die Neuköllner Oper ihr 40-jähriges Bestehen feiert, könnte durchaus ein Kult-Stück wie die Rocky Horror Picture Show werden. 

Christa Blenk

 

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