Norway Today

Das Zwei-Personen-Drama Norway Today ist ein modernes Theaterstück des Schweizer Dramatiker und Regisseur Igor Bauersima (*1964). Er hat es als Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Düsseldorf geschrieben und bei der Uraufführung im November 2000 selber Regie geführt. 2001 bekam er im Rahmen der Mülheimer Theatertage die Publikumsstimme und Bauersima wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute zum deutschen Nachwuchsautor desselben Jahres gewählt. 2003 und 2004 war Norway Today das meistinszenierte Stück auf deutschen Bühnen und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. 2002 und 2004 bekam er den Nestroy Theaterpreis in der Kategorie Beste Ausstattung und Beste Regie.
Die zwanzigjährige Julie ist eine moderne Romantikerin und ist es leid zu leben. Sie will sich umbringen und sucht übers Internet Gleichgesinnte, damit sie nicht alleine in den Tod gehen muss. In einem Chatroom lernt sie den etwas jüngeren August kennen und steigt mit ihm auf einen schneeverwehten Berg in 600 Meter Höhe irgendwo in Norwegen um dort in den Tod zu springen.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit; Bauersima hat davon in der Zeitung gelesen.
Die elf Schüler der Schauspielfabrik haben als Abschlussarbeit ihres drei-Montatskurses unterschiedliche Szenen aus dem Stück gespielt. Meist das Ankommen auf dem Gipfel. Jede Szene hat ihre eigene Dramatik bzw. ihren eigenen Humor. Da ist Augusta Nummer 1. Sie leidet am PMS und muss sich zwanghaft Schokoriegel und Salzgebäck in den Mund stecken, was sie aber nicht daran hindert, wasserfallartig über den geplanten Selbstmord zu reden, zu dem Julie sie animiert. August Nummer 3 hingegen versteht einfach nicht, wieso man 5 Stunden – mit Proviant – auf einen Berg klettert und dann – vor dem Essen – von diesem zu springen. Die vierte Szene mündet von anfänglichem Frieden in große Theatralik. Die beiden jungen Leute liegen – jeder in seinem – Schlafsack. August schnarcht und Julie kippt ihm eine Flasche Wasser über den Kopf um ihn zu wecken. Die Szene spitzt sich zu bis Julie mit verletztem Bein am Boden liegt, August abzieht und nicht nur Julie aufgewühlt zurücklässt. Der letzte August steht mit sich selbst im Dialog. Er ist in Julie verliebt und will ihr näherkommen, glaubt aber nicht daran, weil sie zu schön für ihn ist.
Die einzigen Requisiten sind Rucksäcke und ein paar Decken, sowie Musik- und choreografische Einlagen. Manchmal wurde die Angespanntheit vielleicht mit zu viel Schreien demonstriert, aber ansonsten ein interessanter Theaterabend ohne déjà-vu mit dem Sophies, Sarahs oder Martins der nächsten Theatersaisons.
Szene 1: Aniella als Julie, Olivia als August(a)
Szene 2: Denise als August(a)
Szene 3: Luisa als Julie, Tom Garus als August
Szene 4: Carlotta Kettel als Julie, Maximilian Väth als August
Szene 5: Katherina als Julie, Maximilian Eller als August
Szene 6: Kim als Julie, Paul als August.
Christa Blenk