San Antonio de la Florida
Jedes Jahr im Juni feiert dieser Stadtteil am Manzanares im Zentrum von Madrid das Fest des Heiligen Antonius. Der Königshof von Karl IV hatte den Bau dieser kleinen Kapelle an einer Einsiedelei angeregt. Goyas Freund und Aufklärer, der Justizminister Gaspar Jovellanes, den Goya auch des Öfteren portraitierte, beauftragte den Maler mit den Fresken, die einerseits den Einfluss der Inquisition vermindern und andererseits vor Justizirrtümern warnen sollten. Das war 1798 und Goya brauchte sechs Monate um die Fresken zu vollenden.
Die Legende des Heiligen Antonius kam da gerade recht: Der Vater des Heiligen Antonius von Padua wurde in Lissabon des Mordes angeklagt. Antonius erfährt durch eine göttliche Botschaft davon und macht sich gleich auf den Weg dorthin. Im Gerichtssaal erweckte er den Ermordeten wieder zum Leben und sein Vater wurde freigesprochen.
Goyas Himmel ist voller realistischer Farben und Formen. Alle Beteiligten lehnen an einer Art Brüstung und betrachten die Welt von oben. Goya hat die gesamte Decke bemalt. Auf der einen Seite die Auferstehung des Ermordeten durch das Wirken von Antonius vor einer aufgewühlten Menschenmenge, die dem Wunder des Hl. Antonius zusieht. Weiter in der Mitte der neu zum Leben erwachte. Interessant ist, dass Goya seinen Personen das Schweben genommen hat. Man sieht, dass sie die Balustrade oder etwas anderes brauchen, um sich anzulehnen oder festzuhalten. Die Schwerkraft greift hier ein. Eine der vielen Revolutionen in Goyas Malerei. Groß ist der Unterschied von den Personen auf den Fresken und denen des Volksfestes am Manzanares nicht. Hier schweben keine himmelblau gekleideten engelhaften Menschen durch das Universum, Goyas Personen sind realistisch, sie schauen verdächtig, gleichgültig oder entsetzt auf uns herab. Hier ist das Heilige und das Irdische nicht mehr zu trennen, Goya malt verhärmte Alltagsgesichter.
Francisco de Goya malte diese Fresken in der zweiten Hälfte seines Lebens, mit 52 Jahren und bis zu seinem Tod 1828 sollte es noch viele Kunst-Eroberungen geben. Aber diese Fresken, die Sixtinische Kapelle von Madrid, ist ein Meisterwerk.
Gebaut wurde die kleine Kapelle zwischen 1792 bis 1798 – noch im Barockstil – vom italienischen Architekten Filippo Fontana im Auftrag von Karl IV. Der Grundriss ist ein griechisches Kreuz mit einer Kuppel im Zentrum.
Der große spanische Maler Goya zählt zu den Revolutionären der Malerei und schaffte es, auf der einen Seite Hofmaler oder Auftragsmaler zu sein und auf der anderen seine eigenen Bilder und Ideen zu verwirklichen. Goya war ein Expressionist, ein Sozialkritiker, seiner Zeit weit voraus. Er dokumentiert auf sehr provokative Weise Unruhe, Ungerechtigkeit und Unmut seiner Epoche wie sonst Keiner. Seine Zeit war die Romantik und der Klassizismus, seine Malerei hingegen ist vor allem ein sehr eigenwilliger Realismus.
Francisco de Goya ist in Bordeaux verstorben; 1901 wurde sein Leichnam allerdings nach Spanien überführt und seit 1919 hat er seine letzte Ruhestätte dort.
Goya-Denkmal
Direkt nebenan kann man sich anschließend in einer typischen spanischen Bar stärken – Casa Mingo gehört zu den ältesten Restaurants in Madrid. Die Spezialitäten dort sind Chorizo, Tortilla, Empanadas und natürlich das Brathähnchen. Am besten schmeckt es mit Sidra de Asturias.
Christa Blenk