1 juillet 2017 0 Commentaire

König Ubu

Ubu8

 

Gefräßig, feige, machtbesessen, skrupellos, hinterhältig, verlogen und rücksichtslos, dummdreist, spießig und egoman – warum kommt uns das so bekannt vor? – ist  Vater Ubu. Dumm ist er auch, aber er hat ja  die ehrgeizige Mutter Ubu, die ihn zum Königsmord anstiftet: denn mehr Geld und mehr Essen kann er nun mal nicht widerstehen.  Und nun geht es erst richtig los – Macht und Geld müssen vermehrt werden und da bleibt ihm nur ein Weg: Alle anderen Reichen, in diesem Fall die Adeligen, müssen weg. Also landen sie in der Enthirnungsmaschine und ihr Besitz bei Ubu. Von nun an nimmt er alles selber in die Hand: Gerechtigkeit, Finanz- und Steuerangelegenheit und das Wohlwollen seiner Untergebenen und reist höchstpersönlich als Steuereintreiber durch die Dörfer. Als es dem Volk dann irgendwann doch zu viel wird, stiftet der legitime Thronfolger einen Aufstand mit Hilfe des russischen Zars an und es bricht ein blutiger Krieg aus, der die Ubus zur Flucht zwingt. Aber die beiden - wie sich das so gehört - fallen natürlich wieder auf die Beine und so wie es aussieht, werden sie sich wohl in Germanien niederlassen – denn dort soll es sehr schön sein ….. 

Großartige Performance der drei Protagonisten, die sämtliche sonstigen Rollen übernehmen. Da wird Mutter Ubu (Linda Pöppel) u.a. zu König Wenzeslas und Zar Alexis und Hauptmann Bordure (Elias Arens) zu Bougrelas und Königin Rosamunde und zum  kriegerischen Volk überhaupt. Der Krieg zwischen den Polen und Russen ausgetragen von Božidar Kocevski (Vater Ubu und Boleslas und Ladislas) und Elias Arens ist eine großartige choreografische und schauspielerische Leistung, die besser nicht sein kann.

Deftig und derb-ordinär Sprache und Optik. Alfred Jarry wäre sehr glücklich mit dieser Aufführung gewesen, die außer ein paar Papierpuppen, einem Mikrofon und Schaumstoffklötzen gar nichts braucht.

Die Uraufführung in Paris 1896 löste einen großen Skandal aus. Das Publikum war entsetzt über die vulgäre Sprache und über die Absurdität des Erzählten. Es gab Prügeleien im Publikum und das Stück wurde nach der Premiere sofort wieder abgesetzt. Der einzige befürwortende Kritiker entlassen!

« Man wird zugeben, dass die Ereignisse der letzten zwanzig Jahre Ubu eine unerhörte prophetische Bedeutung zusprechen » das schrieb André Breton 1950 und heute können wir es einfach nur genauso wiederholen!

Als Jarry das Stück über Mißgunst und andere niedere Instinkte – eine Parodie auf seinen Physiklehrer –  1888, fünfzehnjährig, mit ein paar Freunden als Marionettenspiel aufführte, hätte wohl niemand vermutet, dass es nur 10 Jahre später das komplette  Welt-Theater revolutionieren würde.

Der Ungar András Dömötör führte Regie. Er hat die Marionettenidee übernommen und alle Nebenpersonen als Papierpuppen tanzen lassen (darunter sogar einige uns sehr bekannte aktuelle Politiker!). Eine Gratwanderung zwischen leicht-lustig und derb-ordinär, die nicht ein einziges Mal abrutschte. Brillant interpretiert von dem großartigen Trio Elias Arens, Božidar Kocevski, Linda Pöppel.

Christa Blenk

 

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