Concerto Romano beim Händel Festival in Göttingen

Sternstunden der römischen Barockmusik
Concerto Romano triumphierte am 27. Mai 2017 mit dem neuen Programm « Ein Lutheraner in Rom » bei den Händel Festspielen 2017 in Göttingen.
Mit Musik von italienischen Komponisten aus der Zeit von Händels Rom-Aufenthalt begeisterte das römische Ensemble Concerto Romano am vergangenen Samstag in der St. Laurentius-Kirche in Gieboldehausen erneut das Publikum und konnte damit an den großen Erfolg in Netzeband beim Aequinox-Festival im Frühjahr 2017 anknüpfen.
Es ist eine Spezialität, ja fast schon ein Markenzeichen von Alessandro Quarta, dem Leiter und Gründer des Ensembles, immer wieder neue und aufregende Werke, von – bei uns jedenfalls – nicht so sehr bekannten Komponisten auszugraben und aufzuführen. Im Italien des 17. und 18. Jahrhunderts zählten sie dennoch zu den großen römischen Meistern, die allesamt an bedeutenden römischen Kirchen beschäftigt waren, wie dies bei Carlo Francesco Cesarini (1666- 1741), der Kapellmeister im Petersdom war, der Fall war. Francesco Foggia (1604-1688) oder der Bernardo Pasquini waren Stars in ihrer Zeit. Pasquini , älter als Händel und ein Zeitgenosse von Corelli und Scarlatti verstarb, während Händel in Rom Furore machte. Concerto Romano hat gerade im letzten Jahr Pasquinis Oratorium La sete di Christo (Das Dürsten Christie) auf den Markt gebracht, und somit der Barockmusik ein ganz besonders schönes und außergewöhnliches Werk hinzugefügt. Das Ensemble wurde damit mit dem Diapason d’or gewürdigt.
Angereichert wurde das Programm mit zwei wunderbaren Motetten von Händel für Sopran, die durch den Licht durchfluteten und klaren Gesang von Sonia Tedla so besonders klangen. Überraschend auch der junge Countertenor Enrico Torre, der gleich zu Anfang mit einem Lauda Jerusalem von Pietro Paolo Bencini (1670-1755) überraschte und begeisterte. Ein Highlight die Sonate D-Dur von Bernardo Pasquini, von Jazzrhythmen durchzogen, temperamentvoll und spritzig. Cristina Pluhar hätte das nicht besser hinbekommen. Händel hat Francesco Foggias (1604-1688) Musik natürlich auch gekannt. Mit Serve bone et fidelis für acht Stimmen und Basso Continuo ging das Konzert zu Ende. Die stufenweise ansteigende Musik hat vielleicht sogar den großen Händel zu seinem Hallelujah, das er erst 1741 komponierte, inspiriert. Foggia, ein großer Vertreter der römischen Schule, sang als Knabensopran am Collegium Germanicum der Jesuiten in Rom und war angeblich am Hof des bayerischen Kurfürsten Maximilian I in München und später in Wien tätig. Wieder zurück in Rom, wurde er Organist in verschiedenen römischen Kirchen und später sogar Kapellmeister in der Basilika San Giovanni in Laterano. Seine letzte Station war die des Kantors an der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore.
Atemlose Stille herrschte in der Kirche und trotz großer Hitze glitt so mancher Schauer über und unter die Haut!
« Sans la liberté de blâmer, il n’est pas d’éloge flatteur » hat der Franzose Pierre Augustin Caron de Beaumarchais einmal gesagt. Jetzt gibt es bei Concerto Romano aber – wie immer eigentlich – gar nichts zu kritisieren: höchstens die schlechte Akustik auf der Empore!
(Und hier noch die Namen all derer, die in Gieboldehausen mit dabei waren: Alessandro Quarta, Sonia Tedla, Maria Dalia Albertini, Alena Dantcheva, Enrico Torre, Andrés Montilla-Acurero, Luca Cervoni, Riccardo Pisani, Davide Benetti, Mauro Borgioni, Paolo Perrone, Gabriele Politi, Rebeca Ferri, Matteo Coticoni, Andrea Buccarella, Giovanni Battista Graziadio, Francesco Tomasi, Giangiacomo Pinardi, David Joseph Yacus )
Christa Blenk