Subtone – Jazzband
Von Samba, Elchen und Heimatgefühlen
Die Modern Jazz Gruppe Subtone war gestern Abend Gast im Zig Zag Club in Berlin und spielte in einem brechend vollen Lokal ausschließlich eigene Kompositionen auf der Basis von Jazztraditionen. Die Musiker kommen aus Deutschland, Österreich und Kanada.
Florian Hoefner, der eine Vielzahl des gestern aufgeführten Stücke auch komponierte, lebt seit ein paar Jahren in Kanada. Seine Kompositionen erzählen Geschichten aus dem Alltag, wie die über einen Elch, der sich gern mal in die Stadt schleicht, sich nicht an die Verkehrsvorschriften hält, zur Gefahr wird und wieder mit vereinten Kräften abtransportiert werden muss. Kann er ja schließlich bis zu 2 Meter groß sein und an die 700 kg wiegen. Moose Blues hat Florian Hoefner, der auch der Pianist der Gruppe ist, komponiert. Es ist das listige Bewegungsprofil eines Elches. Hoefners Wahlheimat ist Neufundland und dort gehören Elche zur Standardausrüstung – und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Mit Jig hat Hoefner einen irischen Volkstanz verjazzt. Dieser ursprüngliche irisch-britische Solo-Stepptanz hat ganze Generationen von Musikern und Komponisten inspiriert und auch vor der Klassik nicht haltgemacht. Aus der Barockmusik (Gigue) ist er gar nicht wegzudenken. Ausgezeichnet umgesetzt und interpretiert! Und wenn im Lokal auch nur ein wenig mehr Platz gewesen wäre, hätten sich sicher Tanzformationen aufgestellt. Das gilt auch für das Stück Samba Samba, das mit einem Klaviersolo beginnt und dann in Gefilden ganz weit weg vom kalten Kanada endet. Hoefner studierte in Berlin bei Hubert Nuss und ging später als Fulbright Stipendiat nach New York wo er 2010 seinen Master of Music machte. Er studierte u.a. bei Kurt Rosenwinkel und Dave Liebman.
Magnus Schriefl, der fantastische Trompeter der Band, kommt aus einer Musikerfamilie und hat in Amsterdam, Paris und Berlin u.a. auch bei Kurt Rosenwinkel studiert. 2010 war er DAAD Stipendiat an der Manhattan School of Musik in New York. Zwei Werke von ihm Roswitha’s Revenge und Shift standen gestern auf dem Programm Zusammen mit dem Holzbläser Malte Dürrschnabel ist er der Sound-Angeber der Band.
Malte Dürrschnabel ist mit seinen Instrumenten verwachsen und während der Bassist Matthias Pichler mit seinem Kontrabass tanzt ist Dürrschnabels Beziehung zu seinen Instrumenten (er spielt auch Klarinette) eher innig. Wenn er gerade nicht am Zuge ist, versinkt er in konzentrierter Verschlossenheit. Er wurde 2008 in Avignon mit dem Preis für den besten Instrumentalisten ausgezeichnet. Seine Lehrer sind u.a. David Liebman und John Hollenbeck. 2003 gewann er außerdem den Bundeswettberg Jugend Jazzt mit seiner damaligen Band Jazzatack.
Matthias Pichler ist der temperamentvollste von ihnen. Er studierte klassischen Kontrabass und Jazz Bass in Linz und wurde sehr schnell einer der gefragtesten jungen Bassisten in Europa. 2004 bekam auch er ein New York Stipendium und gewann 2010 den 1. Preis beim Internationalen Kontrabass Wettbewerb in Berlin in der Jazz-Kategorie.
Der Fünfte im Bunde ist der Schlagzeuger Peter Gall. Auch er ist sehr gefragt und bekannt. Gall studierte u.a. in Berlin bei John Hollenbeck und spielte schon im Kurt Rosenwinkel Trio oder bei Nils Landgren. Derzeit lebt er mit einem DAAD Stipendium in New York und studiert bei John Riley.
Die fünf jungen Musiker kreieren zusammen diesen wohlklangig-stimmungsvollen, auch nostalgischen Modern Bebop, der Geschichten erzählt von gestern und heute, der nur so strotzt vor Komplexität und schwierigen, anspruchsvollen Passagen die durchaus an die großen Jazzer denken lassen aber auf keinen Fall schablonenhafte Gemeinplätze bilden und in ihrer Persönlichkeit die endlose Farbpalette rauf und runter jazzen. Großartige Bass-Soli und schöne Saxophon-Trompeten- Dialoge.
Subtone gibt es seit 12 Jahren und tritt in der klassischen Formation von fünf Musikern auf. Gefunden haben sie sich in Berlin. Sie sind viel auf Reisen und bewegen sich zwischen Köln und New York. Schon seit ihrem Erfolg in Avignon 2008 gehören sie zu den deutschen Vorzeigegruppen des Modern Jazz. Sie sehen sich als Gemeinschaftsprodukt; ihre Kompositionen bestehen aus weniger Solopassagen als sonst beim Jazz üblich ist.
Ein Jazz-Abend für Anfänger und Fortgeschrittene!
Im Zig Zag Jazzclub in Friedenau/Berlin zahlt man keinen Eintritt. Die Konzerte werden durch Spenden ( 15 Euro sollten es schon sein) der Zuhörer finanziert und dazu geht in der Pause eine Vase rum. Es scheint gut zu funktionieren und nach dem Konzert ging man noch lange nicht nach Hause!
Christa Blenk