Camerata Vocale Berlin
Camerata Vocale Berlin hat am dritten Advent zwei von den sechs Kantaten in Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Weihnachtsoratorium im Kammermusiksaal der Philharmonie aufgeführt.
Um den großen Sprung von Teil I zu Teil VI zu überwinden, gab es dazwischen das Magnificat MWV A 2, Kantate für Soli, Chor und Orchester von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Er, Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) hat viel für die Bachmusik getan und ohne ihn würde es sicher ganz anders mit Bachs Bekanntheitsgrad aussehen. Mendelssohn-Bartholdy, ein Schüler von Friedrich Zelter, dem damaligen Direktor der Sing-Akademie zu Berlin, wurde über diesen auf Bachs Musik aufmerksam. Die sogenannte Bach-Renaissance fand 1829 mit einer legendären Wiederaufführung der Matthäuspassion unter dem nur 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy statt. ABer erst viele Jahre später wurde das Weihnachtsoratorium neu aufgeführt.
Mendelssohn-Bartholdys Beschäftigung mit seinem Vorbild, dem großen Barockmeister Bach, spiegelt sich in seinem Magnificat wider. Unverkennbarer kontrapunktischer Bach-Stil, gepaart mit forsch-mutigen Melodien und einem im 19. Jahrhundert typischen, stilvollem Klangausdruck zeichnen dieses erste Kirchenwerk von Mendelssohn Bartholdy aus. Er schrieb es 1822, 13-jährig und war zu der Zeit schon seit drei Jahren Schüler von Zelter. In dieser Epoche entstanden auch seine ersten weltlichen Opern „Die wandernden Komödianten“ und „Die beiden Neffen oder der Onkel aus Boston“.
Teil I des Weihnachtsoratoriums soll eigentlich fröhlich und enthusiastisch sein. Heißt es doch Jauchzet, frohlocket… . ganz so kam es bei uns im F-Block dann aber nicht an. Ein wenig gelangweilt und emotionslos ging es los und die wichtigte Hochstimmung ließ ein wenig auf sich waren. Korrekt aber ein wenig fade, trotz sichtlicher Versuche von Etta Hilsberg, ein wenig Schwung in diese schöne Kantate zu bekommen.
Erst beim darauf folgenden Magnificat haben Chor und Orchester dann doch noch beweisen dürfen, dass sie auch anders können. Nach der Pause, ging es weiter mit Teil VI, dem Epiphaniasfest, und hier zeigten die Solisten ihr Können!
Sehr gut die Alt-Sängerin Seda Amir-Karayan (sie hat auch schon bei einem warmen « Bereite dich, Zion ») gefallen und ihr Landsmann, der armenische Tenor Karo Khachatryan. Er ist ein überzeugender Evangelist und hat vor allem im letzten Teil bella figura gemacht. Die Sopranistin war Esther Hilsberg; Bariton der Berliner Sebastian Bluth.
Etta Hilsberg hat den Laienchor 1985 gegründet. Sie ist auch Dirigentin und Managerin der Camerata vocale Berlin. Mittlerweile spielt der Chor – gerade was die Aufführung von Oratorien angeht – eine sehr bedeutende Rolle im Berliner Chorleben und tritt regelmäßig in der Philharmonie oder im Konzerthaus auf. Ihr Repertoire geht von Vivaldi, Bach und Händel über Beethoven zu Brahms, Puccini und Mendelssohn Bartholdy. Das ist bemerkenswert. Begleitet wurde der Chor vom Neuen Kammerorchester Potsdam.
Etta Hilsbergs Energie ist nicht zu bremsen. Bevor die Zuschauer wieder der regnerischen Nacht überlassen wurden, durfte auf Anregung von Etta Hilsberg die Zuhörerschaft noch „Oh Du Fröhliche“ singen – das war auf jeden Fall laut!
Schöner dritter Adventsausklang.
Christa Blenk