Husum und Rungholt
Husum
Am Hafen (Fotos: (c) Christa Blenk)
„Die Stadt“ hat Theodor Storm sie ganz schlicht genannt. Zu seiner Zeit hat er wohl auch noch durch die Stille las Meer brausen gehört. Das ist jetzt nicht mehr so, aber die Möwen, die Luft, das Salz darin, das Ebbe und Flut Spiel, das den Hafen hebt und senkt, ist immer noch so.
„Doch hängt mein ganzes Herz an dir, du graue Stadt am Meer“. (T.Storm)
Grau ist sie auch nicht; die Innenstadt ist farbenfroh und freundlich.
die ältete Straße von Husum (Fotos: (c) Christa Blenk)
Skandinavien, Schleswig und Friesland vermischen sich hier. Husum bedeutet „zu den Häusern“. 1597 ist die Stadt in einer Sage beschrieben worden, aber schon 1409 wurde der Name zum ersten Mal erwähnt und 1640, nur sechs Jahre nach der zweiten großen Sturmflut, der Buchardiflut, entstand die „Chronica der Stadt Husum“. Händler und Seefahrer waren sie, die Bewohner, Vieh, Getreide und Salz waren ihre wichtigsten Güter.
Als die bedeutende Händlerhochburg Rungholt 1362 von einer Sturmflut vernichtet wurde, begann der Aufstieg von Husum. Schon im Jahre 1603 erhielt der Ort Stadtrechte und die Stadt wuchs. Ende des 18. Jahrhunderts wohnten hier knapp 3500 Personen, im Deutschen Kaiserreicht stieg die Einwohnerzahl auf knapp 10 000, im ersten Weltkrieg waren es um die 15 000 Einwohner und nach dem zweiten Weltkrieg, aufgrund von Flüchtlingen und Vertriebenen die aus dem Osten kamen, wuchs Husum auf 25 000; heute sind es wieder ein paar weniger.
Im Museum – mit dem Buchhändler und Verleger Detlev Auvermann (Fotos: (c) Christa Blenk)
Prominent und stolz steht er dort, der Sturmflut-Pfahl am Binnenhafen und dominiert die Stadt; die Bewohner zeugen ihm Respekt, denn er zeigt die Wasserstände nach den wuchtigsten Fluten an, die den Ort maßgeblich prägten und prägen. Über die zwei großen Sturmfluten berichtet gerade eine sehr gut gemachte und informative Ausstellung im Museum.
»Heut bin ich über Rungholt gefahren, die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren…« Der Satz ist vom Dichter Detlev von Liliencron, der in seiner Ballade von 1883„Trutz, blanker Hans“? die große, alles mit sich reißende Sturmflut von 1634, die Grote Mandränke, beschreibt. Sie hat die vor Husum gelegene Insel Nordstrand verwüstete.
Rungholt ist das sagenumwobene und geheimnisvolle Atlantis der Nordsee. Irgendwo zwischen Pellworm und Nordstrand soll es ganz tief begraben liegen mit vielen Kirchtürmen und Gütern von wohlhabenden Händlern. Die Ebbe bringt dann und wann wieder etwas an die Oberfläche. Nach der Sturmflut von 1362 konnten sich die nordfriesischen Inseln und Halligen wieder etwas erholen und den Handel einigermaßen etablieren; die Große Mandränke 1634 vernichtete allerdings komplett und definitiv den Ort und seit dem sind Forscher und Dichter, Künstler und Abenteurer gleichsam fasziniert und besessen, Zeitzeugen oder Schätze ans Tageslicht zu holen oder gerade am richtigen Ort zu sein, wenn das Meer wieder etwas zurückgibt. Über die Flut von 1634 gibt es Schilderungen von Augenzeugen, während man von der im 14. Jahrhunderts so gut wie nichts weiß. Über 8000 Menschen sind umgekommen. Von Brunsbüttel bis Tondern tobte die Flut und „ irgendwo da draußen im Watt hat es gelegen…. Rungholt!“
Schloss vor Husum (Fotos: (c) Christa Blenk)
In der gut gemachten und didaktischen Ausstellung über den Mythos Rungholt werden zum ersten Mal wichtige Neufunde und Forschungsergebnisse vorgestellt, darunter das Modell eines Rungholter Schädels, hergestellt an der Flensburger Universität. Der Forscher Andreas Busch hat ihn 1925 im Watt gefunden. Man erfährt über den Deichbau und über das Torfstechen, die Salz- und Landgewinnung und den Küstenschutz. Die Wohnkultur auf den nordfriesischen Halligen wird erklärt und die Tierwelt im dortigen Wattenmeer dokumentiert. Über Hörstationen kann sich der Besucher selber ein Bild machen und die Phantasie zum blühen bringen.
Das Museum besitzt aber auch sonst sehenswerte Gegenstände und Kunstwerke und erzählt über den Museumsstifter Ludwig Nissen, der in Amerika reich wurde.
Interessant ist auch ein Besuch im Schloss vor Husum; es ist das Kulturzentrum der Westküste Schleswig-Holsteins; hier ist auch das Puppentheater Museum untergebracht, in dem reichlich an Storms Pole Poppenspäler erinnert wird. Wunderbare Marionetten, Puppen und Theaterrequisiten sind dort zu sehen. Ein Traum für Groß und Klein. Es heißt vor Husum, weil es außerhalb der ehemaligen Stadtgrenzen lag und wurde im 16. Jahrhundert von Herzog Adolf von Schlwesig-Holstein-Gottorf erbaut. Im 17. Jahrhundert war es Witwensitz für die Herzoginnen Augusta und Maria Elisabeth. Im 18. Jahrhundert rettete es König Friedrich V von Dänemark vor dem Verfall.
Der Buchhändler und Verleger Detlev Auvermann, der seit 40 Jahren zwischen Husum und Pellworm lebt, hat dem Museum und dem Schloß so einige Leihgaben und Schenkungen überlassen.
Mehr über Rungholt und die Schatzsuche hier
Christa Blenk