31 octobre 2016 0 Commentaire

Festkonzert der Berliner Symphoniker

Von Planeten, Göttern, Belcanto und viel Leidenschaft

 

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nach « Die  Planeten »

 

Gestern feierten die Berliner Symphoniker ihren 50. Geburtstag und eröffneten mit einem Jubiläumskonzert im großen Saal der Philharmonie die Konzertsaison. Am Pult der langjährige Chefdirigenten Lior Shambadal.

Vor einem begeisterten Publikum und mit leicht verdaulichen aber trotzdem ansprechenden und anspruchsvollen Schmankerl des 19. Jahrhunderts, stellten die jungen Solisten mit den Symphonikern die Bandbreite ihres Repertoires unter Beweis.

 

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Helena Aikins Planet-Installation (Foto: Christa Blenk)

 

Mit dem bekanntesten Werk des Engländers Gustav Holst (1874-1934), der 50-minütigen Reise durch das Universum der Planeten oder über den umfangreichen Götterhimmel der griechischen Mythologie wurde dieser Konzertnachmittag eröffnet.  

Holsts Orchestersuite „Die Planeten“ entstand zu Beginn des Ersten Weltkrieges und beginnt entgegen der Reihenfolge der Planeten im Sonnensystem mit einer herausfordernden Beschreibung des Planeten Mars. Mit mächtiger Musikgewalt katapultiert er uns durch das All. Die Komposition besteht (nur) aus sieben Teilen, da der Planet Pluto zur Zeit der Entstehung noch nicht entdeckt war. Holst hat jedem Planeten/Gott gewissen Attribute bereits mit in den Partitur gelegt.

Nach Mars‘ heißblütigem Wüten, säbelwetzenden Soldaten und Kanonendonner der Kriegswirren muss die liebliche Venus  versuchen, die Wogen wieder zu glätten und das Unheil abzuwenden.  Alles schwebt vor den immer noch von  Angst und Schrecken verschlossenen Augen. Aber wie wir Alle wissen, hat Venus versagt, denn der Krieg ging trotz vielfachen diplomatischen Versöhnungsreisen des quirligen Götterboten Merkur weiter. Mit blitzenden und donnernden Temperamentsausbrüchen des Jupiter (oder vielleicht eher mit denen seiner Frau Juno nach einem heftigen Ehestreit zwischen dem ewig Untreuen und seiner Gattin)  reisen wir fröhlich im Gefolge des Göttervaters durch die brodelnde Welt bis uns der alternde und weise Bringer des hohen Alters Saturn wieder etwas Ruhe finden lässt. Der Saturn-Part ist Holst ausgesprochen gut gelungen. Das Zögern des alten Kronos, sein Fast-Nicht-mehr-Sein, sein selbstsicheres Schwanken und das permanente sich wieder Aufrappeln hat er musikalisch in Adagio-Andante Passagen glänzend umgesetzt. Aber dann sind wir schon bei Uranus; er ist ein Riese aus Gas, umgeben von Ringen und von vielen kleinen magischen Teilchen und Elementen. Aus ihm hat Holst einen durchs All stiebenden, besenfliegenden Magier gemacht. Der geheimnisvolle Mystiker Neptun verdrängt den Zauberlehrung und tritt als Letzter auf. Er wird – als Einziger – von einem weihevollen, eleusinischen sechsstimmigen Frauenchor begleitet. Erde, Mond und Sonne dürfen nicht mitspielen.

Gigantische Tonfarben und unglaubliche Klangeffekte lassen keine Langeweile aufkommen und haben die Filmmusik kräftig inspiriert; trotzdem wird die Suite bei uns sehr wenig gespielt.

 

Villa Farnesina
Die Götterwelt in der Villa Farnesina

 

Aufgeführt wurden Die Planeten allerdings erst nach dem Krieg, 1918 im privaten Kreis in London und offiziell erst 1920 in Birmingham.  

Nach der Pause spielte zuerst die junge Pianistin Anna Karasawa Chopins Grand Rondeau de Concert op 14 „Krakowiak“. Anschließend wurde vor aller Augen der Flügel versenkt und die Bühne frei gemacht für die Solisten. Natürlich darf bei so einem Festtagskonzert der Belcanto nicht fehlen. Deshalb schmetterte der österreichischer Tenor Martin Piskorski „La donna è mobile“ aus Verdis Rigoletto und eine Arie aus Gounods Romeo und Julia. Die belgische Mezzo Sara Jo Benoot sang eine Arie von Francesco Cilea und die Arie der Azecena aus Verdis Il Trovatore. Highlight im zweiten Teil war ohne Zweifel die Violinistin Zhi-Jong Wang mit Camille Saint-Saens Introduktion und Rondo capriccioso op 28.

Nach einer weiteren kurzen Pause ging es ins Finale, das ganz sachte mit dem eher undramatischen und leidenschaftslosen, ja sogar ein wenig langweiligen Madrider Rückzug vom italienischen Frühklassiker Luigi Boccherini anfing. In den 70er Jahren hat es Luciano Berio für Orchester bearbeitet – was es aber nicht lebhafter machte. Übergangslos ging es in die ersten  Noten zu Maurice Ravels (1875-1937) Bolero.

Ravel selber war überzeugt davon, dass die 15-16 Bolero-Minuten auch die spannungsgeladensten seines musikalischen Werkes sind. « Mein Meisterwerk? Der Bolero natürlich. Schade nur, daß er überhaupt keine Musik enthält. »(soll Ravel einmal gesagt haben). Ursprünglich war es eine Komposition für die androgyne Tänzerin Ida Rubenstein und inspiriert dazu hat er sich an einer spanischen Melodie. In 18 Variationen steigert sich dieser Bolero zu einem progressiv rauschend-pfiffigen und ekstatischen-eruptiven Orchestercrescendo mit einem verblüffenden Schluss. Als eine Konzertbesucherin Ravel nach der Uraufführung 1928 in der Pariser Oper ansprach und ihm sagte er wäre ja wohl verrückt, konnte der Komponist nur schmunzeln und ihr gratulieren, denn sie hätte das Stück verstanden. Ganz präzise wird es nicht schneller sondern immer nur lauter!

Die Berliner Symphoniker sind ein Produkt des Mauerbaus. Um die plötzlich arbeitslos gewordenen musikalischen Grenzgänger unter zu bringen hat der Senat kurzerhand ein drittes staatlichen Klassikensemble in Berlin eingerichtet.  Das Orchester hat schon viele  Höhen und Tiefen erfolgreich überwunden und ist und war immer wieder von Subventionsstreichungen betroffen und schlagen sich seit 2004 als frei finanziertes Projektorchester durch.

Schöner Konzertnachmittag!

Christa Blenk

 

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