Status of Lost Imagery – Antonia Low
Die Stipendiatin der Casa Baldi in Olevano Romano, Antonia Low, präsentiert seit vorgestern im Palazzo Altemps in Rom ihre Installation « Status of Lost Imagery ».
Es geht hier um die Bombardierung des Palmyra-Museum. Low hat ein Zeitungsfoto von der Verwüstung des archäologischen Museums vergrößert und dieses gepixelte Bild auf Stoff gedruckt. Wir reden hier von der Fläche von ca. 80 qm, womit der Saal, ein Seitenflügel dieses römischen Museums, auch komplett ausgefüllt ist. Mit Schutzschuhen darf man die Ruinen betreten, das heisst sich über und in ihnen bewegen. Hier sieht man eine Statue ohne Kopf, dort kann man die Umrisse von Gebäudeteile ausmachen. Die installierten Abgrenzungen erinnern an die damals abgesperrten Zonen.
Low hat mit dieser Installation den Ruinen einen anderen Sinn gegeben, in dem sie sie als zeitgenössische Kunst präsentiert und sie so – verwandelt – wieder ins Geschehen und in die Kunstwelt zurückholt. Als Besucher fühlt man sich wie ein Zeitreisender, der nicht genau weiß, in welchem Jahrhundert er sich gerade aufhält. Eine Art Schwindelgefühl, da man gefühlt über kleine Anhöhen steigen oder Löchern ausweichen muss. Low hat das Riesenstoffposter so drapiert, dass eine unendliche Tiefe entsteht, es werden verschiedene Ebenen vorgetäuscht, ein trompe-l’oeil.
Man braucht ein wenig Fantasie; das Ausgangsfoto ist nicht ausgestellt. Sie hat es aber wohl bewusst weggelassen. Somit gibt es keinen Vergleich, kein Vorher / Nachher.
Die Zerstörung erfolgte im Frühjahr durch eine Bombe, sie könnte aber auch auf ein Erdbeben, eine andere Katastrofe oder einfach nur auf zu viele Touristen zurückzuführen sein. Lediglich ein ausgelegter Zettel gibt ein wenig Info. Vielleicht wollte die Künstlerin das Publikum einfach nur mit der Zerstörung an sich konfrontieren und eine Auseinandersetzung damit herbeiführen.
Beeindruckende Installation, die man nur zögernd, ungern wieder verlässt, obwohl sie Beklemmung hervorruft.
Rauminstallation Antonia Low im Palazzo Altemps (Fotos Christa Blenk)Im Palazzo Altemps befinden sich römische und griechische Skulpturen, alle älter als 2000 Jahre, so alt wie die zerstörten Tempel in Palmyra. Direkt daneben die Ruine eines römischen Palazzo, ihn hat die Zeit und die Nutzung zerstört.
Die Installation ist noch bis zum 3. Juli 2016 zu sehen.
Antonia Low ist 1972 in Liverpool geboren, lebt aber hauptsächlich in Berlin. Low befasst sich bei fast all ihren Arbeiten mit dem Raum oder abgeschlossenen, eingegrenzten Flächen. So heißen ihre Installationen « Der verlorere Raum » oder « A Room recalls » etc.
Christa Blenk