AD PINEAM – Paola Romoli Venturi
Vor der Kirche Santa Maria in Cappella in Trastevere – nicht weit von der Tiberinsel entfernt – ist zur Zeit die Site spezifische Hof-Licht-Raum-Installation von Paola Romoli Venturi zu sehen.
Die Lichtinstallation von Paola Romoli Venturi zu unterschiedlichen Tages- und AbendzeitenAnlässlich der Beendigung der Restaurierungsarbeiten im Vorhof, hat Paola Romoli Venturi eine Installation konzipiert, die sich mit der aufregenden Geschichte dieser Kirche aus dem 11. Jahrhundert befasst, die ursprünglich den Namen AD PINEAM hatte. Es gibt mehrere Theorien, warum sie jetzt Santa Maria in Cappella heißt, die schönste und wahrscheinlichste ist, dass dies durch einen Übertragungsfehler im Laufe der Jahrhunderte zustande kam. Eine Weihinschrift auf einer Marmorplatte aus dem 11. Jahrhundert bestätigt das. Es heißt dort in der zweiten Zeile QV(A)E APPELL(ATVR) AD PINEA(M) und aus dem E APPELL (sie trägt den Namen) entstand CAPPELLA…
Ausschnitte aus der Weihplakette die im Museum Santa Maria in Cappella zu sehen istSchon Ende des 14. Jahrhunderts gab es hier ein Armenhospiz und ein Hospital, errichtet und geführt von der heiligen Franziska von Rom und ihren Schwiegereltern. Sie war ab 1400 aktiv dort tätig. Im rechten Seitenschiff, wo zur Zeit Ausgrabungen und Arbeiten stattfinden, soll es den ersten Krankensaal gegeben haben. Nach Francescas Tod wurde das Hospiz von den von ihr gegründeten Oblatinnen des Klosters Tor de Specchi weitergeführt. Der Pamphilij Papst Innozenz X (das überragende Portrait von ihm vom spanischen Maler Velazquez hängt übrigens in der Galleria Pamphilij am Corso) übergab die Kirche 1653 seiner Schwägerin Olimpia Maidalchini, womit diese ihren Besitz in dieser Gegend vergrößerte und sich einen Lustgaren und eine Villa errichten ließ. Im 19. Jahrhundert übernahmen die Vinzentinerinnen Kirche und Kloster und beides wurde vollständig restauriert. Das Altersheim Santa Francesca Romana wurde 1971 eingerichtet. Zur Zeit befindet sich die Kirche wegen schwerer statischer Probleme in Restaurierung.
Bei Paola Romolis Installation handelt es sich um vier große, zart bemalte und transparente Stofftücher, die mit der im Verlauf des Tages einhergehenden Lichtveränderung andere Farben annehmen. Typisch für die Arbeiten von Paola Romoli diese durchsichtigen und lichtdurchlässigen, delikaten Stoffe, die erst beim zweiten Hinsehen existieren und einen ephemeren Eindruck vermitteln. Wenn die Sonne hoch steht, sind sie fast unsichtbar. Mit Einbruch der Dämmerung fangen die Tücher die langsam angehenden Lichter um die Kirche herum ein, unterstützt durch von ihr installierte Scheinwerfer. Das Licht- und Schattenspiel der im römischen Wind tanzenden Tücher erzählt Geschichten voller spiritueller Poesie von der Hl. Francesca Romana, von den ankommenden Schiffen und den Danksagungen am damaligen Tiber-Hafen Ripa di Grande oder von den zwei Pinien, die den Platz zierten und heute als Freske über dem Hauptportal Maria einrahmen und nimmt auch Bezug auf die Bedeutung von Tüchern für die katholische Kirche überhaupt. Ein vergänglicher und doch beständiger Traum!
AD PINEAM ist die erste einer geplanten site specific Reihe, kuratiert durch den Präsidenten der Stiftung Massimiliano Floridi. Der Platz soll auch in Zukunft zeitgenössische Kunst in ständigen Dialog mit der Kirche, dem Museum Santa Maria in Cappella und dem Altenheim Santa Francesca Romana bringen.
Diese Installation ist noch bis zum 2. April 2016 zu sehen.
Der Eingang zum kleinen Museum führt an einem paradiesischen Kreuzgang aus dem 15. Jahrhundert vorbei – mit Blick auf den Aventin.
Paola Romoli Venturis Arbeiten haben meistens mit Geschichten zu tun, mit alten und neuen und lassen dem Betrachter viel Raum für persönliche Gedankengänge und Überlegungen. Mit ihren Projekten und Installationen zieht es sie gerne in Gärten (s. hier auch Genius Noci). Sogar ihre Walmägen (Pacific trash vortex), mit denen sie den Plastikabfall im Pazifik anprangert, sind transparent und versprühen Hoffnung.
Gesponsored wurde sowohl die Restaurierung des Vorhofes, wo die Installation zu sehen ist, wie auch die Installation selber durch Rotary Club Roma Cassia.
Christa Blenk
Fotos: Christa Blenk