Das Abendmahl – il cenacolo vinciano



Il cenacolo – das in Seccotechnik gefertige Abendmahl und Höhepunkt der Karriere von Leonardo da Vinci ist sicher eines der bekanntesten und wichtigsten Wandgemälde weltweit. Zwischen 1494 und 1498 ist es im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforzafü r die Nordwand des Refektoriums des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazia in Mailand entstanden.
Es ist 422 x 904 cm groß und zeigt Jesus in der Mitte der zwölf Apostel genau unmittelbar nach dem entscheidenen Satz: « Einer von euch wird mich verraten ». Dieses Hauptwerk der Renaissance ist vor allem wegen seiner perfekten Perspektive ein Meilenstein der Malerei in der westlichen Welt geworden. Die 13 Personen sitzen am Tisch und scheinen das Refektorium zu beobachten. Jeweils vier Dreiergruppen, Jesus sitzt ohne Ansprechpartner in der Mitte. Das Licht kommt schräg von links, so als ob es wirklich durch das Fenster an der linken Wand käme. Das Gemälde ist voller Hände in Bewegung, nur die von Jesus liegen still.
In einer Notiz beschreibt Leonardo die unterschiedliche Haltung der Jünger:„Einer, der gerade trinken wollte, aber den Becher auf seinem Platz stehen ließ und den Kopf dem Erzählenden zuwandte. Ein andrer, die Finger seiner Hände verschränkend und die Stirn runzelnd, wendet sich seinem Nachbarn zu. Ein andrer, mit offenen Händen, zeigt die Handflächen, hebt die Schultern gegen die Ohren und öffnet den Mund vor Erstaunen. Ein andrer sagt seinem Nächsten etwas ins Ohr, und dieser, der lauscht, dreht sich ihm zu und schenkt ihm Gehör, in einer Hand ein Messer, in der andern das mit diesem Messer durchgeschnittene Brot. Ein andrer, mit einem Messer in der Hand, wirft beim Umdrehen mit dieser Hand einen Becher auf dem Tisch um. Ein andrer legt die Hände auf den Tisch und starrt vor sich hin. Ein andrer bläst auf seinen Bissen. Ein andrer beugt sich vor, um den Erzählenden zu sehen, und beschattet dabei mit der Hand seine Augen. Ein andrer tritt hinter den zurück, der sich vorbeugt, und schaut zwischen der Wand und dem Vorgebeugten auf den Erzählenden.“ (Quelle Wikipedia)
Das Gemälde hat eine lange und aufregende Leidensgeschichte hinter sich. Der französische König Franz I wollte es sogar ablösen lassen und nach Paris mitnehmen, was ihm dann aber doch zu kompliziert erschien. Unter Napoleon war das Refektorium sogar zum Reitstall umfunktioniert worden. 1943 überstand es einen Bombenangriff, der die Südwand zum Einsturz brachte, Mönche schützten es aber mit Sandsäcken. Es wurde mehrfach restauriert, u.a. 1726, 1770, 1819 und 1978-1999. Seit 1980 gehört es zum UNESCO Weltkulturerbe.
Das Kapitel über Leonardo in seinem wunderbaren Werk Lebensläufe der berühmtesten Maler und Architekten beginnt Giorgio Vasari so: « Dank dem Einfluss der Gestirne überschüttet die Natur die Sterblichen oft mit den reichsten Gaben: doch manchmal sehen wir in einem einzigen Menschen Schönheit und Talent und hohe Fähigkeiten in dermassen verschwenderischer, schier übernatürlicher Fülle vereint, dass er auf jedem Gebiet, dem er sich zuwendet, Außerordentliches leistet und alle anderen weit übertrifft, so dass seine Werke nicht menschlicher Kunstfertigkeit, sondern einer unmittelbaren göttlichen Eingebung zu entspringen scheinen ». (Giorgio Vasari)
Voranmeldung empfohlen, wir hatten keine gemacht und Glück gehabt und konnten diese Preziose am eintrittsfreien Sonntag sogar umsonst sehen.
Christa Blenk