Geburtstagswalzer, Tango und mehr: El Cimarrón Ensemble Duo spielt auf …..
Das österreichische Kulturinstitut hatte gestern Abend zwei Mitglieder des El Cimarrón Ensembles zu Gast: das ausgezeichnete Duo Christina Schorn und Ivan Mancinelli. Sie interpretierten u.a. Werke von Hans-Werner Henze (1926-2012), Luca Lombardi (*1945) und Astor Piazzola (1921-1992). Vielleicht ja schon als kleines Vor-Geburtstagsgeschenk an den großartigen Komponisten Hans-Werner Henze, der in diesem Jahr, am 1. Juli, 90 Jahre alt geworden wäre.
Mit dem ganz persönlichen Geburtstagsgeschenk, das Luca Lombardi Hans-Werner Henze zum 85. Geburtstag bescherte, eröffnete das El Cimarrón Duo. Ein Walzer für Hans ist ein Fast-Walzer, der anfangs immer kurz vor der Drehung zum 3/4 Takt abrupt zum Stehen kommt, es aber im Verlauf der Aufführung zu einem durchaus tanzbaren Walzer schafft. Großartiges Geburtstagsgeschenk! Die Walzerstadt Wien und eine Hommage an Anton Karas Zitter im « Dritten Mann » durften da natürlich auch nicht fehlen! Lombardis Walzer basiert auf den (Noten) Initialen H, A, S (Hans) und wurde 2011 im Kreise von Henzes Freunden und Musikern in der Villa Leprara in Marino uraufgeführt, wo man – wie gesagt – gemeinsam seinen 85. Geburtstag feierte. Und weil es ja um Fest und um Geburtstag geht, war fast das komplette Programm an diesem schönen Abend auf Tanz ausgerichtet.
Christina Schorn spielte anschließend ein Gitarrensolo aus Henzes Kammermusik 1958 (Du schönes Bächlein, Es findete das Aug’oft und Sohn Laios). Als nächstes ein anspruchsvolles Solo für Marimba Five Scenes from the Snow Country, auch von Hans-Werner Henze. Intellektuell und schwierig. Henze hat es 1976 (da war er 50 Jahre alt) komponiert, ungefähr in dem Jahr, in dem der Solist Ivan Mancinelli geboren wurde. Hier geht es auch um Tanz, und zwar um den der Schneeflocken, die sich durch leichten zu heftigerem Wind bis hin zum Schneesturm auf den Boden hinbewegen, aber immer wieder leicht-fliegend wie beim Tanz hochgefegt werden, bis sie liegenbleiben und eine klare Schneedecke bilden. Partnerwechsel!
Mit Bicinum, das der junge und vielversprechende italienische Komponist Vito Palumbo (*1972) dem El Cimarrón Ensemble gewidmet hat, ging der erste Teil des Konzertes zu Ende. Eine harmonische, schöne Komposition mit Referenzen an die spanische klassische Gitarre eines Granados oder Falla.
Nach der Pause wurde aus dem walzerischen 3/4 Takt ein Tango und dazu braucht man natürlich Histoire du Tango des Argentiniers Astor Piazzola (1921-1992). Schorn und Mancinelli haben u.a. Café 1930, Bordel 1900, Nightclub 1960 und Concert d’aujourd hui für Marimba und Gitarre sehr gelungen arrangiert. Hier war alles drin was ein Tango braucht: Leidenschaft, Passion, Melancholie, Verzweiflung, Zärtlichkeit und Feuer. Die Marimba, mit ihren unterschiedlichen Schlegeln, lässt die Töne ineinander verschmelzen und schickt sie vibrierend-warm durch den Raum. (Aus diesen Tango-Interpretationen hat das Duo eine schöne CD erstellt auf der auch Fallas Hauptwerke wie Amor Brujo zu hören sind).
Zwischen diesen Tango-Sequenzen ein wenig Ruhe mit dem schwermütig-traurigen Totentanz nur für Gitarre (tombeau) Azurit, den Gabriele Proy (*1965) Christina Schorn widmete. Noch zu erwähnen Helmut Jasbars (*1962) Tango sans Soleil für Gitarre und Marimba, virtuos und dumpf-spritzig, aber auch wieder wunderbar vorgetragen von dem dream-team Duo, das übrigens nicht nur auf der Bühne ein Paar ist.
Christina Schorn und Ivan Mancinelli im Österreichischen KulturforumChristina Schorn ist Österreicherin und spielt Gitarre seit sie acht Jahre als ist. Aus der zeitgenössischen Gitarrenwelt ist sie nicht mehr weg zu denken. Sie hat, zusammen mit ihrem Mann Ivan Mancinelli und dem Henze-Assistenten Michael Kerstan, 1999 das Ensemble El Cimarrón gegründet.
Ivan Mancinelli studierte ebenfalls am Mozarteum in Salzburg. 2006 hat er die Cellosuiten von J.S. Bach für Marimba transkribiert und aufgenommen, die heute als Referenzaufnahme für die Schlagzeugerwelt gilt, die sich mit Bach beschäftigt. Am 2. April kann man ihn unter Antonio Pappano bei einer Welturaufführung im Auditoirum Parco della Musica hören.
Beide Musiker kannten Henze sehr gut und sind mit fast allen anderen Komponisten, von denen gestern Abend Werke aufgeführt wurden, befreundet. Proy, Jasbar und Palumbo haben etliche Kompositionen für die beiden geschrieben.
Das Cimarrón Ensemble setzt sich vor allem mit zeitgenössischer Musik auseinander. 1999 inszenierten sie Hans Werner Henzes El Cimarrón und haben diesen Namen anschließend behalten. In der Folge traten sie unter anderen bei den Salzburger Festspielen, an der Dresdner Semperoper und beim Ruhe 2010 Festival auf und geben seitdem Gastspiele überall in Europa. Außerdem gehören Robert Koller, David Gruber und der Regisseur und Dramaturg Michael Kerstan zum Ensemble.
Ein großartiger Einstieg in dieses Henze-Geburtstagsjahr. Auguri Maestro!
Hans-Werner Henze hat zwischen 1969 und 1970 auf Kuba gelebt. El Cimarrón basiert auf Aussagen des Sklaven Montejo, der der Sklaverei entkommen konnte. Hans Magnus Enzensberger schrieb das Libretto für Henzes Recital für vier Musiker (Bariton, Gitarrist, Flötist und Schlagzeuger) « El Cimarrón », das 1995 entstand.
Christa Blenk
Fotos: Christa Blenk