Olaf Metzel – Hans von Marées. Eine Annäherung
Die Neue Pinakothek in München hat eine beträchtliche Sammlung von Werken von Hans von Marées (1837-1887). Von Marées wird dem Idealismus zugeordnet, allerdings entfernt sich seine Kunst von den malerischen Tendenzen des ausgehenden 19. Jahrhundert und greift gierig in das facettenreiche und erfinderische 20. Von Marées Bilder kündigen den Kubismus und Picassos Befassung mit dem Körper an, aber vor allem sind sie ein Vorreiter der faschistischen Malerei, wie z.B. der Italiener Mario Sironi sie praktizierte.
Um 1880 ging Hans von Marées, nach einigen kürzeren Aufenthalten, endgültig nach Rom, nachdem er in Neapel einige Jahre vorher beeindruckende monumentale Fresken (Ausfahrt der Fischer) in der Zoologischen Station (Anton Dohrn) in Neapel gemalt hatte. In Rom widmete er sich den Werken der Antike und denen Raffaels.
Hans von Marées war dementsprechend auch ein Migrant und ist übrigens am protestantischen Friedhof (an der Cestius Pyramide) von Rom begraben.
Wie jetzt der Provokateur Olaf Metzel (*1952 in Berlin) dazu kam, seine Werke gerade dem zweifelhaften aber interessanten von Marées gegenüberzustellen ist nicht nachvollziehbar, wertet aber dessen Gemälde auf. Metzels Werke, mit denen er seine Sorge über Migration und das Europabild zum Ausdruck bringen will, gehen neben den beeindruckenden und dunkel-bedrohlichen, aber ziemlich in Vergessenheit geratenen, Werken von Hans von Marées ein wenig unter, d.h. man hat es schwer, eine Verbindung herzustellen.
Neben einem Monumentalwerk von Hans von Marées, das wie gesagt an ein Freskengemälde von Sironi erinnert, hat Metzel eine aus vergrößerten Zeitungsartikeln erstellte Installation an die Wand gebracht, die aber im Verhältnis hilflos und verletzlich wirkt, hilflos, wie es Europa mit der Migrationsproblematik ist!? In der Mitte « Roter Beton » ein symbolisch kopflos Laufender und stecken Bleibender auf einer Holzpalette. Gelungen, vom richtigen Standpunkt aus betrachtet, die Position der Skulptur « Turkish Delight », die Metzel genau in das Zentrum von Sironis Personen setzt und sie so aus dem Bild treten lässt, was eine Entfernung signalisiert. Die Frau mit den Kopftuch steht mit dem Rücken zu von Marées Personen; so wird diese Annäherung auch gleich wieder eine Entfremdung – aber das ist ja auch Zeitgeist!
Im Informationsblatt steht dazu: Mit « Hans von Marées. Eine Annäherung » verleiht Meztel auch dem Oeuvre des gleichermaßen geschätzen wie kritisch betrachteten Künstler eine kulturgeschichtliche Aktualität, die ästhetisch, künsterlisch und gesellschaftlich – nach dem Spannungsverhältnis von Klassizität und Gegenwart fragt. So liegt es zugleich auf der Hand, dass Metzels motivisches « Material » im Kontsrat zu Marées mythologisch anmutenden Szenen aus der gegenwärtigen Bildwelt gewonnen ist und aktuelle Themen der Verletzlichkeit und des Verlusts von Identität durch Gewalt und Flucht reflektiert… (Quelle:Neue Pinakothek).
Die Ausstellung ging bis zum 22. Februar, aber die von Marées-Bilder bleiben!
Christa Blenk
