15 février 2016 0 Commentaire

Botero – Via Crucis

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Palazzo delle Esposizione – Roma

Pünktlich zur Osterwoche ist in Rom Fernando Boteros (*1932) Via Crucis – Der Kreuzweg von Jesu – zu sehen. Ein Gemälde-Zyklus dieser via dolorosa bestehend aus 27 Ölgemälden und 34 Zeichnungen/Aquarellen, den er zwischen 2010 und 2011 geschaffen hat.

Intensive und kräftige Eindrücke, Pathos und Emotion, Wahrheit und Lüge, Grausamkeit und stille Leidensfähigkeit treffen hier aufeinander. Sein Jesu sieht aus wie ein Sumo-Kämpfer und hängt schwer am Kreuz, Maria in Blau hält ihn und dann wirkt er plötzlich klein und schutzbedürftig (eine hommage an Max Ernst). Das Bild „Der Judaskuss“ spricht von Verlogenheit und leeren Augen und das Gemälde „Jesus im Volk“ , das auch das Ausstellungsplakat ist und nun an allen Bussen klebt, zeigt einen dornengekrönten, fast abgemagerten Jesus in der Mitte von bitter blickenden Personen mit modernen Hüten und dunkelroten Gesichtern, viele tragen einen Diktatorschnurbart. Otto Dix hätte dieses Gemälde auch malen können. Allerdings scheint seine Maltechnik oberflächlicher als sonst, schneller! Die begleitenden, vorbereitenden Zeichnungen dazu berühren uns mehr als diese glatten grellen Mammutschinken.

Wie kam Botero dazu, eine dermaßen religiöse Thematik aufzunehmen? Ganz einfach, er hat sich in der Kunstgeschichte umgesehen und festgestellt, dass sich im 20. Jahrhundert nur wenige (außer Picasso) damit beschäftigten und schon hatte er eine Lücke gefunden, wie damals, Mitte der 50er Jahre, als er beschloss, seinen Körper eine neue Ästhetik zu geben, unförmig, dick, aufgeblasen, wie Birnen sind sie. Diesem Malstil ist er sein Leben lang treu geblieben und hat auch ab den 70er Jahren seine disproportional voluminösen Skulpturen dergestalt gießen lassen und viel Erfolg damit gehabt. Degenerierte Kolonialbourgeoisie und naive Bilderbuchmalerei. Es gibt vielzählige Interpretationen seiner Kunst und alle treffen zu.

Die Marlborough Gallerie in New York hat den Gemäldezyklus als erste ausgestellt, obwohl für Botero New York ein laizistisches Finanzmekka ist. Damit diese Serie da auch besser hinpasst, hat er eines der wichtigsten Gemälde – Jesu Christ am Kreuz – in den Central Park verlegt mit dem Empire State im Hintergrund und seinem Jesus eine grüne Hulk-Farbe verpasst. Verkauft wurde die Serie dann nicht und deshalb ist sie als Schenkung im Museum von Medellín, seiner Heimatstadt, gelandet.

Boteros Personen sind eine Mischung aus prekolumbianischer Keramik und das Ergebnis einer Mandolinen-Skizze. Damals war er noch in der Stiefkampfschule. Die immer wieder veränderten Proportionen haben ihn auf die Idee gebracht, seine Gestalten aufzublasen. 50 Jahre lang und an allen Malstilen vorbei ist er dieser, seiner Vorstellung von Kunst, treu geblieben. Die alten Meister liebt und verehrt er und kennt sie inn- und auswendig. Sein Leben lang hat er sie studiert und studiert sie immer noch, deshalb findet man viele Referenzen (siehe Mona Lisa) in seinen Bildern, auf den zweiten Blick, wenn man sich von der ungewöhnlichen Ästhetik erst einmal erholt hat. Eine eternelle Paraphrasierung von den Flamen bis zur französischen Klassik. Karikatur oder Neuerfindung, politisch oder polemisch? Die bunte Welt der Karibik, die Sonne, die fleischfressenden Pflanzen und grellen Vögel vervollständigen diese naiv anmutenden Bilder, die wie Riesenmangos oder übergroße Papayas anmuten.

1932 ist Fernando Botero in eher bescheidenen Verhältnissen in den kolumbianischen Anden geboren. Schon als Jugendlicher verdiente er sich Geld als Illustrator und nahm mit 16 Jahren zum ersten Mal an einer Ausstellung teil. 1951 ging er nach Bogota und kurz darauf nach Europa.

Und auch wenn man Botero nicht mag, kommt man doch nicht darum herum, ihm gewissen Respekt zu zollen für diese Konsequenz, die enorme Kenntnis der Kunstgeschichte und die mutige Darstellung seiner rosa-himmelblauen Welt, die so unkritisch gar nicht ist, wie eine Serie 2006 gezeigt hat.

Vor Rom war die Ausstellung in Lissabon und in Palermo, im Normannenpalast, zu sehen.  Sie geht noch bis 1. Mai 2016.

 

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Ausstellungsplakat – Jesus im Volk

Christa Blenk

 

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