12 février 2016 0 Commentaire

Barbara Klemm auf den Spuren des Zeichners Goethe

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Cestius Pyramide (Zeichung Goethe/Radierung Piranesi/Foto Klemm/Foto cmb 2016)

Reisenotizen – appunti di viaggio – heisst die Fotoserie von Barbara Klemm, die zur Zeit in der Casa di Goethe ausgestellt ist.  2012 hat Barbara Klemm im Auftrag der ALTANA Kulturstitung begonnen, die Landschaften, die Goethe auf seiner Italienreise zeichnete, zu fotografieren. Klemm hat sich ihrerseits mit den Orten oder Landschaften  auseinandergesetzt und sie interpretiert.  Poetische und auf den ersten Blick unscheinbare und vollkommen unnostalgische schwarz-weiß Fotos auf der Suche nach Vorbildern von vor 200 Jahren und nach Worten, genau so  wie Goethe gemeinsame Projekte mit den 1786 in Rom anwesenden Poeten plante.  Dazu schreibt er unter dem 20.11. 1786 « Da uns die Erfahrung genugsam belehrt, dass man zu Gedichten jeder Art Zeichnungen und Kupfer wünscht, ja der Maler selber seine ausführlichsten Bilder der Stelle irgendeines Dichters widmet, so ist Tischbein Gedanke höchst beifallswürdig, dass Dichter und Künstler zusammenarbeiten sollten, um gleich vom Ursprunge heraus eine Einheit zu bilden …. «  

Einige Aquarelle von ihm sind Klemms Fotos gegenüber gestellt. Bescheiden, zurückhaltend, hauchzart und blass-getuscht – etwas zu wässrig sogar – wirken sie auf uns, Goethes Aquarelle, die in seiner Italienzeit unter Einfluss seines Mitbewohners Tischbein, Winkelsmanns Kunstgeschichte und den anderen unzähligen Malern, bei denen er Unterricht nahm, entstanden sind. Er selber glaubte nicht an sein Talent, es war ein Spaß, ein Abenteuer und er erfand sich wieder mal neu damit.

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Reiseroute und Deckblatt der ersten Ausgabe (da hieß es noch « Aus meinem Leben »)
 

Vor 200 Jahren, 1816, also 30 Jahre nach Beginn seiner Reise nach Italien, hat Johann Wolfang von Goethe(1749 – 1832) mit der Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen begonnen und dazu auch seine Briefe nach Deutschland  hinzugezogen. Das Weltgeschehen um die Französische Revolution und der Wiener Kongress hatten mittlerweile die Welt verändert und die Perücken (und Mieder – nicht nur politische) fallen lassen. Goethe war mittlerweile fast 70 Jahre alt und seine Erinnerungen und Notizen vermischten sich mit der Nostalgie über die verlorene Jugend. Einige seiner handschriftlichen Aufzeichnungen hat er nach der Veröffentlichung sogar vernichtet. So kam es zu einer – für die damalige Zeit – etwas anachronistische Betrachtungsweise. Der damalige preußische Gesandte in Rom, Niebuhr, beschwerte sich sogar, wie Goethe derartiges hätte drucken lassen können…..

Mit Ende 30 macht Goethe sich über Karlsbad auf den Weg nach Rom, noch nicht wissend, dass er damit als Trendsetter fungieren und eine nicht enden wollenden Pilgerfahrt sich in Bewegung setzen würde. In diesem Jahr wurde übrigens in Wien Mozarts Hochzeit des Figaro uraufführt. Es geht Goethe einfach nicht schnell genug!« Über das Tiroler Gebirg bin ich gleichsam hinweggeflogen. Verona, Vicenz, Padua ,Venedig habe ich gut Ferrara, Cento, Bolonga flüchtig und Florenz kaum gesehen. Die Begierde nach Rom zu kommen, war so groß, wuchs so sehr mit jedem Augenblicke, dass kein Bleiben mehr war und ich mich nur drei Stunden in Florenz aufhielt ». Ja, ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt » lautet der erste Satz in den Rom-Aufzeichnungen, wo er am 1. November 1786 ankam. Es ist nicht so, dass ihn die Renaissance oder die Gotik nicht interessierte,  Kommentare wie « Noch mehr erstaunte ich vor einem Bilde von Tizian. Es überleuchtet alle, die ich gesehen habe. Ob mein Sinn schon geübter, oder ob es wirklich das vortrefflichste weiß ich nicht zu unterscheiden » oder seine Verehrung für Palladio sagen uns das, aber das Zugpferd Rom war einfach zu stark.

Zwei Jahre später, 1788, fährt er vollgepumpt mit Eindrücken, Erfahrungen, Inspirationen und Aquarellen im Gepäck wieder nach Hause und geht bald danach mit Christiane Vulpius eine Verbindung ein. Ein paar Jahre später beginnt die Französische Revolution, erstmals von allen Intellektuellen befürwortet und bedichtet und Beethoven komponiert die Eroica. Mit dem Tod seines Freundes Schiller 1805 tut sich ein großes Loch für ihn auf und Austerlitz lässt Europa wieder Mal Wanken. Als dann 1816 Christiane stirbt, fängt er an, die Notizen seiner Reise nach Italien, die mittlerweile 30 Jahre zurückliegt, aufzuarbeiten.  Das ist die Zeit, in der Niépce zum ersten Mal die Camera obscura benutzt und damit den Weg zur Neuinterpretation der Malerei ebnet. Nochmals fünf Jahre später sollte der Faust II entstehen, die längste Pferdeeisenbahn der Welt von Budweis nach Linz fahren, der Maler Manet geboren werden und die Erfindung der Dampfmaschine die Industrialisierung einleiten. 

Heute ist die Lesart der Italienreise eine andere. Sie ist die wunderbare Beschreibung einer Reise unter für uns heute schwierigen, komplizierten Umständen, abenteuerlich, zeitaufwendig und auch langatmig. Vieles findet man so nicht mehr, anderes hat sich nicht verändert. Nicht zu vergleichen mit den Reiseführern der low-cost Touristen, die ein Wochenende nach Rom kommen, am Kolloseum vorbeigehen, die Schreibmaschine öfter fotografieren als das Forum Romanum, shopping den Corso rauf und runter machen, um sich am nächsten Tag stundenlang an den Vatikanischen Museen anzustellen. Es fehlt die Zeit, etwas zu empfinden oder gar zu verarbeiten.

Und: Die Zitronen sind – jedenfalls im Zentrum – schwarz von den Abgasen und wenn man nicht permanent auf den Boden sieht, verstaucht man sich sehr leicht einen Knöchel aufgrund der vielen fehlenden St. Pietri- Steine. Die Welt zwischen 1786 und 2012 ist eine ganz andere und kann nicht verglichen werden, aber Bäume, weite Felder, römische Bauten und Ruinen haben sich (fast) nicht verändert, nur dass die Pyramide zur Zeit ganz weiß ist. Und selbstverständlich steht die Casa di Goethe immer noch schön und gepflegt am Corso.

Genauso bescheiden wie Goethes Aquarelle wirken auch Klemms Fotos. Kleinformatik und schwarz-weiß, die zur Zeit in der Casa die Goethe – noch bis 27. Mai 2016 – zu sehen sind. Kuratiert hat die Ausstellung Dr Maria Gazzetti, die Leiterin der Casa di Goethe, .

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In der Ausstellung (Fotos Klemm – Aquarelle Goethe)

Christa Blenk

 

 

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