9 novembre 2015 0 Commentaire

Ansichten eines Clowns auf Italienisch

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Stefano Skalkotos nach der Vorstellung (Foto: Christa Blenk

 

Ach  Du lieber Augustin ….

Der Vorhang ist noch zu, aber die 60er-Jahre-Peter-Alexander-Film-Musik stimmt das (italienische) Publikum schon auf die Zeit ein, in der das Stück spielt.

Der Clown liegt auf der Bühne, er  hat sich bei seiner letzten Vorstellung in Bochum am Knie verletzt. Mit sich alleine (und dem Cognac) reist er durch sein bisheriges Leben. Er hat seine Wohnung in Bonn, sein heißes Bad, seine Abendzeitung, kein Geld, keine Arbeit und denkt über neue Clown-Nummern nach, dazu holt er ab und zu etwas aus seinem Requisitenkoffer; Hans langweilt sich, wenn er immer wieder die gleiche Nummer vortragen soll. Er zahlt keiner Kirche Steuern, ist ein reiner Mensch, liebeskrank und nicht bestechlich.

Sein Monolog auf dieser Reise wird unterbrochen bzw begleitet von 6 Personen, die seine Geschichte – zusammen mit den Memoiren, die er auf ein Tonbandgerät diktiert  – vervollständigen.

Da ist zuerst sein Agent, der ihn beschimpft, weil er betrunken diesen Unfall hatte und ihm befiehlt, zum Arzt zu gehen. Dann Maria, sie kommt auf die Bühne und beide durchleben nochmals den Beginn ihrer schönen und unbekümmerten Beziehung vor einigen Jahren. Maria ist katholisch, hat sich aber trotzdem auf diese außereheliche Langzeitbeziehung mit Hans eingelassen. Dann ruft seine Mutter an, sie hat gehört, dass er in der Stadt weilt, ist aber zu feige, ihn zu besuchen. Hans beschimpft und verachtet sie, die ehemalige Nazi-Verteidigerin ist jetzt die Präsidentin der Gesellschaft zur Abschaffung des Rassismus. Er gibt ihr außerdem die Schuld am Tod seiner Schwester Henriette 1945. Sie fängt am Telefon an zu weinen und legt auf. Nun will Hans seinen Bruder Leo sprechen, der Protestant, der katholischer Pfarrer wird. Er bekommt aber nur einen anderen Geistlichen ans Telefon der ihm erklärt, dass er während der Mahlzeiten nicht gestört könne – oder gehe es vielleicht um Leben und Tod? Maria kommt erneut, erwachsener, sie will reden. Sie kann ihn nicht heiraten, da die Erziehung der noch nicht geborenen Kinder nicht geklärt werden kann. Erneut sein Agent am Telefon, der es ja nur gut mit ihm meint. Es klopft, und sein Vater steht vor der Tür. Hans vermutet sofort, dass ihn die Mutter geschickt hat. Der Vater bietet ihm Geld, wenn er sein Leben ändert, welches der Vater, der Unternehmer, der feinen Mann einer sauberen Gesellschaft, unwürdig für seinen Spross findet. Hans wirft ihn raus, vielleicht auch enttäuscht darüber, dass er ihm nur 300 Mark pro Monat bietet obwohl Hans 1000 will. Er telefoniert schließlich mit seinem Bruder Leo. Dieser ist schon zu weit weg von ihm und versteht nichts. Leo bietet Hans 10 Mark an, Hans ist gerührt, geht aber gar nicht darauf ein. Trotz seines Anarchismus will er vom Wirtschaftswunderland etwas abbekommen. Hans will, dass er ihm Zigaretten bringt « ich bin verletzt zu Hause ». Aber es ist schon nach 21.00 Uhr und Leo kann ohne vorherige Genehmigung (die vor 12.00 Uhr vorgelegt werden muss) das Haus nur noch unter Strafe verlassen. Von seinem Bruder erfährt er auch, dass Maria gerade auf Hochzeitsreise in Rom ist. Damit fällt eine Tür zu, die bis jetzt noch offen stand.

… Alles ist hin!

Hans nimmt  seine Gitarre, setzt sich an den Straßenrand und legt seinen Hut neben sich. Als er gerade seine letzte Münze in den Hut wirft, fällt der Vorhang. Niemand kann einen Clown verstehen.

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Chiara Condrò -Stefano Skalkotos – Alessio Caruso (Foto: Christa Blenk)

Stefano Skalkotos ist ein wunderbarer Clown, der die so traurig-hoffnungslose Rolle des ewig für die Anderen Lachenden ohne jegliches Pathos spielt. Er überzeugt uns und wir verstehen ihn, müssen aber kein Mitleid mit ihm haben. Er ist würdig und ein Mensch. Henriette und Maria, Schwester und Geliebte, beide hat er verloren, die eine durch seine egoistische Mutter, die andere durch die egoistische Religion. Maria wird von Chiara Condo gespielt und Alessio Caruso ist der Vater. Die Idee, weitere Rollen per Telefon mit einzubinden, hat mir sehr gut gefallen. Gesprochen wurden sie von Daniela Poggi, Cosimo Cinieri, Massimo Giuliano und Daniele Giuliani. Die Regie führte Dino Signorile.

Vor 30 Jahren ist Heinrich Böll (1917-1985) verstorben. Das Ensemble « Tiberio Fiorilli » hat im Teatro delle Visitazione Bölls Anti-Gesellschafts-Stück aufgeführt. Stefano Skalkotos hat das Libretto geschrieben und auch selbst die Hauptrolle übernommen.

Ansichten eines Clowns ist 1963 entstanden und fällt in die wichtigste Schaffensperiode von Heinrich Böll, seit er 1951 den Preis der Gruppe 47 erhielt, was ihm 1000 Mark und einen Vertrag von Kiepenheuer & Witsch einbrachte. Mit der Veröffentlichung seines Romans Gruppenbild mit Dame 1971 war der Weg zum Literaturnobelpreis 1972 geebnet. Böll, ebenso politischer Aktivist wie Schriftsteller, trat 1974 endgültig aus der katholischen Kirche aus.

Christa Blenk

 

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