9 juillet 2015 0 Commentaire

Pan, Pipigwan und Polychromie

 Donde lo tradicional se encuentra con el avant garde (Dort wo die Tradition auf die Avantgarde trifft)
 
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 Foto: Botschaft Mexiko

Anspruchsvolles Konzert-Happening in der mexikanischen Botschaft

 „Assiginaak“ ist indianisch und heißt „Amsel“ und ist der eigentliche Name von Barbara Croall (*1966 im kanadischen Odawa). Sie hat am 8. Juli 2015 zusammen mit der mexikanischen Violinistin, Sängerin und Komponistin Paulina Derbez ein spannendes Konzert gegeben. Künstlerisch begleitet und unterstützt wurden die beiden Interpreten dabei vom mexikanischen Künstler Jaime Luján.

Von Bach und Corelli über Schubert bis Arvo Pärt geht ihr Repertoire. Dazwischen eine kleine Romanzetta vom spätromantischen mexikanischen Komponisten Manuel M. Ponce (1882-1948) und einigen eigenen Kompositionen wie die Happening-Aufführung Shika von Paulina Derbez. Dazu lädt sie uns im Vorfeld ein, an einen fliegenden Adler zu denken.  Derbez hat hier vier Rollen auf einmal inne: Sie rezitiert, schauspielert, singt und spielt Geige. Das muss ihr erst mal einer nach machen. Sie ist wie ein Wirbelsturm und eine impulsive Improvisateurin, die sich gerade mal noch die Zeit nimmt, ihre Geige bei dieser feuchten Hitze zu stimmen!  Gegenpol ist Barbara Croall. In sich ruhend und gelöst-schön steht sie mit ihrer Flöte vor uns und erklärt  den Ursprung der Pipigwan (eine traditionelle Flöte in Anishianaabeg (Zedernart). Der Vogel auf der Flöte gehöre dazu, sagt sie, er hat vor langer Zeit einem jungen Mann das Flötenspielen beigebracht, das ihm dann – dank seiner verzaubernden Interpretation – letztendlich die Braut zuführte, der er schon lange heimlich den Hof machte (die Flöte wird deshalb auch „Courting Flute“ genannt). Und genauso spielt sie  auch ihre Eigenkompositionen wie Nibi Nagamowing-Water Song 2014 oder Bineshiins – Little Bird 2015. Da wundert es einen nicht, dass die to-be-bride schließlich weich und sein wurde.

Einen treffenderen Namen könnte Croall nicht haben!

 Dann wirbelt Derbez auf die Bühne. Wie gesagt, sie kann nicht einfach nur eine Sache machen, deshalb zitiert sie mit ihrer schönen vollen Stimme vor den klassischen Geigen-Soli Gedichte von San Juan de la Cruz, Cuenca, Vivaldi und Octavio Paz. Das ist sehr originell und sie hat ein gutes Gefühl für timing! Jaime Luján wirft dazu mit seinen Finger Farben auf den Bildschirm, die uns direkt an Kandinsky-Delaunay Kreationen denken lassen.

Reflections on Water haben Croall und Derbez 2012 gemeinsam kreiert. Eine strukturierte Improvisation für Klavier, Geige und Stimme. Sie haben es schon öfter aufgeführt, aber es hört sich immer anders an, nur eine gewisse Struktur, die das Piano vorgibt, bleibt. Jaime Luján hört hier vor allem „grün“ während der darauf folgende Pärt für ihn (und für Erika)  „blau“ sein muss.  Spiegel im Spiegel für Geige und Klavier ist ein ruhiges, dahinplätscherndes repetitives  Stück, das viel Zeit zur Meditation lässt und es war für Derbez sicher nicht leicht, dieses Mal nur zu spielen!

Zum Schluss schenken sie uns noch einen Auszug aus einer Komposition für Geige und traditionelle Trommel-Rassel (ein Schildkrötenpanzer) von J.P. Moncayo (1912-1958) Huapango. Moncayo hat sich hier von drei verschiedenen Son Huastecas aus Veracruz inspirieren lassen und 1941 ist daraus sogar eine inoffizielle mexikanische Nationalhymne geworden. Huapango wird von großen Orchestern, Popmusikern oder wie hier von einem Duo aufgeführt. Seit 2011 gehört Huapango als Teil der mexikanischen Mariachi-Musik zum immateriellen Kulturgut der UNESCO.

Paulina Derbez hat in Lugano an der Vivaldi Akademie für Geige studiert (in Lugano ist übrigens auch ihre Komposition Shika entstanden). Zur Zeit lebt sie in Kanada und ist Mitglied der Ontario Philarmonie.

Die Pianistin, Komponistin und Flötistin Barbara Croall hat an der Hochschule für Musik in München (u.a. auch bei Lachenmann) und in Toronto studiert und ist auch schon mit dem Toronto Symphony Orchestra aufgetreten.

Der mexikanische Künstler Jaime Luján befasst sich seit 2012 mit der Fusion von Visuellem und neuen Technologien. Mit Paulina Derbez hat er in interaktives Buch über visuelle und musikalische Kunst „Depictions of a Concert“ geschaffen.

Eigentlich hatten wir uns auf ein eher traditionelles Konzert mit Geige und Klavier eingestellt  und verlassen sehr überrascht und bereichert die mexikanische Botschaft. Das Rezept der Guacamole, die nach dem Konzert angeboten wurde, hätten wir allerdings auch gerne mitgenommen!

Am Donnerstag fahren die Drei weiter nach Florenz. Dort wollen Paulina Derbez und Jaime Luján ihr Buch vorstellen und das Konzert – etwas reduziert – wiederholen!

Muchas gracias!

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(C) Jaime Luján
 

Christa Blenk

 

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