27 juin 2015 0 Commentaire

Audio-visuelle Installation – l’Ombra della Luce

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Casino Nobile – Villa Torlonia (Foto: Christa Blenk)

Eine Audio-visuelle Installation von Nasan Tur in der Villa Torlonia (auch für KULTURA EXTRA)

Im Jahre 2014 war der deutsche Künstler Nasan Tur Stipendiat der namhaften Villa Massimo in Rom. In unmittelbarer Nähe zu ihr liegt die Villa Torlonia, eine Parkanlage mit verschiedenen Bauten unterschiedlicher Stilepochen, die Anfang des 19. Jahrhunderts von der römischen Adelsfamilie Torlonia errichtet wurde. Das größte Gebäude und das eleganteste, das Casino Nobile, war in den Jahren 1925-1943 offizielle Residenz von Benito Mussolini. 1942 wurde auf seinen Wunsch der Keller als Bunker ausgebaut. Nach dem Krieg ging der komplette Torlonia-Komplex an die Stadt Rom, die später aus den Bauten Museen und Ausstellungsräum machte,  in denen auch Konzerte aufgeführt werden. Ansonsten ist die Villa Torlonia der Lieblingspark der Römer – nicht nur in heissen Sommertagen. Seit 2014 ist nach Voranmeldung auch der Bunker als Teil des Museums zu besichtigen.

Nasan Tur (*1974), der sich schon seit längerem mit der Macht auf und der Faszination von politischen Reden auf die Bevölkerung auseinandersetzt, ist vom italienischen Kurator und Kunstkritiker Pier Paolo Pancotto eingeladen worden, ein Projekt dort zu realisieren. Hierbei geht es um eine audio-visuelle Installation, die Nasan Tur zusammen mit einem Musiker konzipiert hat und die auf der Auseinadersetzutng mit der Selbstdarstellung des italienischen Diktators Mussolini und  seinen medienwirksamen Volksreden basiert, die die Grundlage für das Erlangen und den Erhalt seiner Macht darstellten.  Nasan Tur hat sich anhand von Filmaufzeichnungen mit dem Dramaturgieaufbau, der Artikulation, der Intonation und Lautstärke dieser Reden befasst und sie unter Zuhilfenahme einer speziellen Sound-Software in Musik umgesetzt.  Der Inhalt der Rede ist durch diese Bearbeitung  sekundär geworden, es geht hier nur noch um Noten und Töne. Verschiedene Musiker präsentieren also an unterschiedlichen Stellen im Gebäude und im Bunker diese Kompositionen, die dann während der Ausstellungszeit bis zum 2. August in vorher festgelegten Zeitabständen abgespielt werden und im kompletten Gebäude zu hören sind. Man folgt sozusagen den Tönen. Livemusik gab es nur bei der Eröffnung gestern Abend.

Am Anfang fühlt man sich ein wenig verloren und hat Mühe, das Konzept zu erfassen. Wenn man aber der Musik folgt, immer vorbei an römischen und Renaissance-Skulpturen oder Gemälden aus dem 19. Jahrhundert und die Videoinstallation auf sich wirken lässt, hört man nur noch sehr schöne Musik, diskret, leise und beruhigend. Es hat nichts mehr mit Propagandareden gemein und es wäre das Letzte an das man denken würde, wüsste man nicht, dass diese Musik-Performance eigentlich einen unschönen und manipulierenden Hintergrund hat. Man muss also die Gebrauchsanleitung gut lesen!

Musikalisch haben ihm Walter Cianciusi und Enzo Filippeti sowie  die Musikstudenen des  Konservatoriums Santa Cecilia assistiert. Realisiert und technisch umgesetzt wurde das Ganze vom CRM (Centro Ricerche Musicali). Spannender Nachmittag.

Nasan Turs Performance hat das Festival „Artescienza 2015“ eingeleitet, das bis zum 30. September noch viel Interessantes, Neues und Beschreibenswertes hervorbringen wird.

Nasan Tur ist 1974 in Offenbach geboren und es ist nicht das erste Mal, dass politische oder soziale  Ideologien sein Wirken prägen. Symbole der Macht, hier sind es Propagandareden, faszinieren und beschäftigen ihn in alle Richtungen. Nasan Tur hat u.a. in London, Mailand und Nürnberg unterrichtet. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

 Villa Torlonia 016
Villa Torlonia im Frühling (Foto: Christa Blenk)

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Christa Blenk

 

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