La Serva Padrona
La Serva Padrona (Die Magd als Herrin) von Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) im Teatro Palladium am 25.3.2015
Dieses herrlich-witzige, sich vom Barock verabschiedende, Intermezzo buffo, das schon vielversprechend Opern wie Mozarts Figaro ankündigt, war von Pergolesi ursprünglich als komische Einlage zwischen den Akten der Opera seria gedacht.
Das Orchestra Roma Sinfonica mit Isabella Ambrosini am Pult hat es gestern Abend halb konzertant und sehr gelungen aufgeführt. Luigi Pontillo ließ zuerst Uberto (Federico Benetti) in Ludwig XIV Manier auf die Bühne treten, der dann von stummen Hilfen von Perücke und Rüschen befreit wurde, bis er im 21. Telefon-Jahrhundert ankam. Gleich darauf tat es ihm Serpina (Sabrina Cortese) gleich. Sie stand schließlich als sexy-Dienstmädchen mit Fliege auf dem Kopf, weißer Schürze im schulterfreien Minikleid und Stöckelschuhen da. Zwischendurch purzelte Vespone (Luca Paglia) über die Bühne und ein kleiner stummer Helferchor. Sie schäkerten sich mit den üblichen Intrigen durch das 45 Minutenstück, das wie ein Akt aus einer da Ponte-Mozart-Oper anheimelt, bis sie zum happy end wieder ihre Rameau-Kleider anlegten und abtraten.
Das kleine Orchester saß auf der Bühne und überspielte ab und zu die Sänger, vor allem Serpina, wenn sie sich im hinteren Teil der Bühne aufhielt. Die Sopranistin hat manchmal eine Note nicht ganz halten können, hat das aber mit unglaublichem schauspielerischen Talent und Charme gleich wieder wett gemacht. Sie wäre eine umwerfend gute Susanna. Bariton und Herr des Stückes Uberto, hat sich 40 Minuten vergeblich bemüht von irgend jemandem den ihm als Herr zustehenden Respekt zu erhalten. Serpina macht was sie will, die anderen auch, sie intrigiert und manipuliert, bis sie ihr Ziel, Herrin zu werden, erreicht hatte. Das natürlich nur, weil Ubeto zu geizig war, 4000 Scudi als Mitgift für den angeblich Zukünftigen hinzublättern.
Aus diesem Grund wurde die Oper gerade in Paris mit großem Beifall aufgenommen. In der französischen Revolution hat man dieses Intermezzo über die autoritäre Magd die zur Ehefrau wird, als Symbol bürgerlich-emanzipatorischer Bestrebungen angesehen. Musikalisch wird sie als sogenannter Loseiser des Barockstils betrachtet und hat die Komische Oper enorm beeinflusst.
Isabella Ambrosini leitet das Orchestra Roma Sinfonica und den Coro Polifonico della Università Roma Tre, den sie auch gründete, seit 1999. Über 200 Auftritte allein in Italien kann sie vorweisen. Die Musiker sind nicht älter als 30 Jahre und haben dieses kurze Stück sehr korrekt und präzis unter Ambrosinis delikater Leitung präsentiert.
Als das Werk 1733 in Neapel zum ersten Mal aufgeführt wurde, war es sofort ein riesiger Erfolg und kreiste durch die europäische und italienische Musikwelt. Das Libretto ist von Gennaro Antonio Federico.
Pergolesi starb 1736 mit nur 26 Jahren an Tuberkulose. Sein letztes und schönstes Werk Stabat Mater – La Serva Padrona ist 1733 entstanden und wenn man genau hinhört, kündigte es Pergolesi bei den instrumentalen Partien schon an – war im 18. Jahrhundert das am häufigsten gedruckte Musikstück und erfuhr unzählige Bearbeitungen.
Christa Blenk