Arteinmemoria8

Zum achten Mal findet seit heute die Biennale Zeitgenössischer Kunst in den Ruinen der Synagoge in Ostia Antica statt.
Man muss sich diesen Besuch erarbeiten oder ergehen, da sich die verbleibenden Reste der Synagoge am hinteren Ende, d.h. ca. 1,5 km vom Haupteingang dieser archäologischen Anlage entfert, befinden. Manchmal vermisst man eine notwendige Infotafel, kommt aber dann gleich wieder auf den richtigen Weg, obwohl der Wächter am Einfang uns lieber mit dem Shuttle geschickt hätte, der aber grad nicht da war. Dabei kann man sich gar kein schöneres Annähern vorstellen, als über den Decumanus Maximum.
Die bis jetzt dort installierten Kunstwerke integrieren sich so perfekt in ihr Umfeld, dass man sie nicht immer gleich als solche erkennen kann. Man muss sich mit Ihnen auseinandersetzten. Die « Gheniza per Ostia », die Michael Rakowitz 2013 dort zwischen Steinen und Pinien gepflanzt hat, entpuppt sich erst beim zweiten Hinsehen als Kunstwerk! Ähnlich ging es uns mit der Stella Polare.
Dieses Jahr kamen Werke von Ludovica Carbotta, Enrico Castellani und von den deutschen Künstlern Stih & Schnock dazu.
Der US Künstler Sol Lewitt hat 2002 das erste Objekt dort errichtet: Die runde Halbmauer aus dem rötlichen Ton der Ruinen ist perfekt integriert. Diese Mauer sowie der Ziegelbaumwald des portugiesischen Künstlers Pedro Cabrita Reis, sind die interessantestes Werke.



Mosaik mit einem Salomon-Knoten
1961 hat man am Rande dieser Archäologischen Anlage die Synagoge entdeckt – schon außerhalb der Stadtmauern. Im ersten 1. Jahrhundert n.Chr. (noch bevor das ursprünglich als Militärlager gedachte Ostia entstand) wurde sie errichtet und das macht sie zu einem der ältesten bekannten Bethäuser der jüdischen Diaspora. Die Backstube, der Betplatz und das Bad sind ziemlich gut zu erkennen und man sieht noch einige intakte Mosaike, wie das mit dem Salomon-Knoten. Der Rest ist im nahe gelegenen Museum zu besichtigen.
(Bemerkenswert ist übrigens auch die Entdeckung durch das Deutsche Archäologische Institut Ende der 90er Jahre einer Kirche oder Basilika, es handelt sich hierbei wahrscheinlich umd ie Bischofskirche von Ostia aus dem 4. Jahrhundert.)
In Ostia sollen zeitweise bis zu 100 000 Leute gelebt haben; allein das Amphitheater fasste an die 4000 Besucher. Die Anlage ist nach Pompeji und Herculanum eine der am besten erhaltenen.

Die Kunsthistorikerin Adachiara Zevi kuratierte diese Ausstellung und hat das Projekt 2002 in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Rom und der Casa della Memoria e Historia, Rom ins Leben gerufen. Die Ausstellung läuft noch bis Mitte April, wobei einige Arbeiten permanent dort verbleiben. Arteinmemoria è un progetto curato da Adachiara Zevi.
Christa Blenk
Fotos: Christa Blenk