21 décembre 2014 0 Commentaire

Memling und die flämische Renaissance

Hans Memling: Der Erfinder der flämischen Renaissance

 P1200339 
Eingangshalle Scuderie del Quirinale

auch auf KULTURA EXTRA

Hans Memling ist um 1440 in Seligenstadt geboren und 1494 in Brügge verstorben. Er wird heute als einer der wichtigsten Vertreter der flämischen Schule angesehen. Memling war einer der letzten „primitiven“ flämischen Maler, der – gestützt auf die beiden großen Meister Jan van Eyck und Rogier von der Weyden – Flandern und den europäischen Norden in die Renaissance geführt hat.

Die Ausstellung, die zurzeit in den Scuderien del Quirinale läuft, greift seinen Einfluss auf die italienische Malerei auf, zeigt aber ebenso seine Beeinflussung durch die Italiener. Es ist die erste Ausstellung überhaupt, die Rom diesem für die italienische Malerei bedeutenden Maler jemals organisiert hat.

Unterteilt sie in verschiedene, aber in einander übergehende Abschnitte. Gezeigt werden hauptsächlich Triptychons  und Portraits, die er im Auftrag von italienischen Kunden gemalt hat.

Seine ersten Werke stehen noch unter Einfluss seines Meisters Rogier von der Weyden. Das Werk  Triptychon für Jan Crabbe ist um 1475 entstanden und wurde später getrennt.  Drei Museen schickten Leihgaben, um das Gesamtwerk hier zu zeigen. Das ist ein echter Glücksfall und passiert nicht oft.  Das Hauptgemälde in der Mitte kam aus Vicenza, die Seitenflügel aus New York, die äußeren beiden Teile aus Brügge. Die  Grablegung von 1465 von Roger van der Weyden, die dafür wahrscheinlich Auslöser war und die Affinität der beiden Maler zeigt, ist dafür aus Florenz gekommen.

Ein weiterer großer Teil ist den ansehnlichen Aufträgen aus Italien gewidmet und beweist die gegenseitige Beeinflussung. Memling war ein Vorreiter der Portraitmalerei und hierin war er unschlagbar. Ab einem gewissen Zeitpunkt erhielt er Aufträge aus Venedig, Florenz und Vincenza. Filippo Lippi, Botticelli, Ghirlandaio bis hin zu Leonardo oder Raffael haben seine Werke gekannt und auch nachgeahmt. Die Italiener liebten seine flämische Präzision und Genauigkeit, das Kalte und Arrogante in seinen Portraits, charakterisierte  ihre eigene Malerei doch der schnellere und oberflächlichere aber positivere Pinsel. Ein perfektes Beispiel dafür ist das Portrait von Bernardo Bembo „Mann mit römischer Münze“, eine kleine Öltafel um 1474, die normalerweise in Antwerpen zu sehen ist. Ursprünglich wurde es dem sizilianischen Maler Antonello da Messina zugeschrieben, andere meinten es könne von Jan van Eyck stammen. Wahrscheinlich hat es aber der damalige Botschafter von Venetien in Auftrag gegeben.

Wichtiger Bestandteil der Ausstellung  sind weiterhin die Geschichten-Bilder, wie z.B. die Passion Christi, entstanden um 1470 und 60 x 90 cm groß, heute in Turin.  Ein geordnetes minutiöses Chaos auf diesem knappen Meter, das das Leben und Leiden von Christi erzählt. Ähnlich wie bei Bosch, könnte man allein über die Geschichten auf diesem Bild einen Roman schreiben. Hier ist ganz klar ein Einfluss von Hieronymus Bosch, der zur gleichen Zeit in den Niederlanden seine surrealistischen und vollgestopften Bilder malte, zu erkennen.  Und ähnlich wie Bosch später im Ausland Erfolg hatte, liebten die Italiener diese Horror vacui Kompositionen.

Weiterer Aspekt der Ausstellung ist Memlings Einfluss auf Botticelli und Ghirlandaio, minutiös kopierten sie seine Werke (zwei davon sind ebenfalls ausgestellt). Ein Christo Benedicente (um 1485, 52 x 33 cm) aus Genua ist erwähnenswert – gegenübergestellt ist ihm die exakte Kopie von Ghirlandaio, ein wenig größer und ein paar Jahre später entstanden. Ghirlandaios Christus ist allerdings strahlender und blutiger, das mag aber an der Restaurierung liegen.

Überhaupt besteht die Ausstellung aus kleinen Portraits, meistens nicht größer als ca. 30 x 25 cm und übergroßen Triptychen. Ein sehr spannendes Triptychon der „Vanità terrena e della salvezza“ (Irdische Eitelkeit und Rettung) um  1485 und auch nur 60 x 66 cm groß.

 Die italienischen Vergleichsexponate, die man ihm an die Seite gestellt hat, sind generell qualitätsmäßig eine Stufe tiefer, was einen seltsamen subjektiven Eindruck vermittelt, wenn man an die italienischen Maler denkt.

Rogier van der Weyden war sein Lehrmeister und ihn hat er auch als Malerfürst in Brügge abgelöst. Aufträge bekam Memling  – abgesehen von seiner Heimatstadt Brügge – aus England, Deutschland und eben aus Italien, welches der ursprünglich vom Mittelrhein stammende Maler bereiste, bevor er sich 1465 fest in Brügge niederließ und dort zu großem Ruhm.  Schon ab Ende der 60er Jahre erhielt er erste Aufträge aus Florenz, darunter der Weltgerichtsaltar, den er um 1472 fertig stellte.

Die Romantiker im 19. Jahrhundert stellten Memling auf eine Stufe mit Jan van Eyck. Der große Panofsky allerdings, schätzte ihn weniger. Für ihn war Memling ein „major minor master“, der keine Emotionen malen konnte. An Van Eyck kommt Memling nicht heran, aber minor major ist vielleicht auch ungerecht. Obwohl es stimmt, berühren tun uns seine Bilder eigentlich nicht. Sorgfalt und meisterhaft vollendet, bleiben es doch gefühllose, kalte profane Bildnisse und die Portraitierten blicken – wenn sie überhaupt blicken – mit Arroganz auf uns. Mehr als ein Drittel von Memlings Werken sind Portraits.

Memling wurde erst wieder richtig rehabilitiert, als man vor 20 Jahren seinen 500. Todestag feierte und Brügge ihm eine sehr umfangreiche und große Ausstellung widmete.

Brügge war im Spätmittelalter bis ins beginnende 16. Jahrhundert eines der wichtigsten Handelszentren in Europa. Der Kapitalismus ist in dieser europäischen Handelsmetropole entstanden und Kultur und Wirtschaft florierten um die Wette.  Der Fluss Zwin wurde zu einem der wichtigsten Handelswege. Schon um 1200 gab es ein Brügge eine Art Verkaufs- und Handelsmesse. 1276 gab es dort die erste Börse der Welt. Und 1472 eröffnete das Florentiner Bankhaus Medici eine Filiale, so tat es auch die Hanse. Das Dreieck Antwerpen- Brügge- Gent war unschlagbar und wenn man Flandern auf die Niederlande ausdehnt, dann kamen viele Jahre lang die besten europäischen Maler aus dieser Ecke. 1407 bekam Flandern von der englischen Krone das Monopol auf den Export unbehandeltem Tuche. Und unter der Ägide der Herzöge von Burgund wurde Brügge im 15. Jahrhundert wirtschaftlich und kulturell eine der wohlhabendsten Städte in Europa. Die Gobelins aus Flandern zählen zu den wertvollsten überhaupt.  Tuch aus England, Brokat aus Italien, Pelze aus Russland und Felle aus Spanien.

Mit dem Zerfall des Herzogtums Burgund begann Brügges Zerfall und durch Heirat und sonstige Machenschaften wurde Brügge Anfang des 16. Jahrhunderts Teil des Römischen Reiches und gelangte 1524 unter Habsburger-Herrschaft. Hinzu kam die Versandung der Zwin, die Brügge von der Nordsee abschnitt, woraufhin das Handelszentrum nach Antwerpen und auf die Schelde verlegt wurde. So verwischten sich die Spuren der großen Maler und Brügge dämmerte bis Ende des 19. Jahrhunderts ärmlich und vergessen vor sich hin, bis der Schriftsteller Georges Rodenbach Brügge mit seinem Roman „Bruges-la-Morte“ um die Jahrhundertwende  wieder auferstehen ließ. „Jede Stadt ist ein Seelenzustand“ schreibt er in seinem symbolistischen Werk „Die tote Stadt“ (Korngold hat übrigens eine Oper darüber geschrieben) und holte die kleine Stadt an der Zwin wieder auf die Landkarte zurück.  Heute ist es ein Touristenort und man kann dort vor allem kalorienhaltige Pralinen oder Schokolade  kaufen, aber an der Schönheit der spätmittelalterlichen und Renaissance-Gebäuden hat sich so gut wie nichts geändert.

Die „Flemish Art Collection Museum of fine arts“ hat zusammen mit Palaexpo und Arthemisia Group diese Ausstellung organisiert. Kuratiert hat sie der deutsche Kunsthistoriker Till-Holger Borchert, der seit 2003 für das Groeningemuseum und das Arentshuis in Brügge tätig ist.  Sie ist noch bis 18. Januar 2015 zu sehen.

www.scuderiequirinale.it

Christa Blenk

 

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