Swing Symphony
Das letzte Konzert der Saison im Auditorium Parco della Musica fand gestern Abend (17.6.2014) im großen Saal Santa Cecilia statt. Wayne Marshall dirigierte die Swing Symphomie von Wyton Marsalis. Was für ein Erlebnis!
Der geniale Trompeter Wyton Marsalis, er gilt als einer der besten der Welt, hat diese Jazz-Swing-Blue-Classic-Kreation 2010 geschaffen. 1961 ist er in eine New Orleaner Jazz-Familie hineingeboren worden. Mit 12 Jahren begann er das Trompetenspiel und studierte später an der Juillirad School of Musik in New York. Ab 1980 gehörte er zu den Art Blakey’s Jazz Messengers. Seit 1982 tritt Marsalis als Solist auf und unterrichtet am New Yorker Lincoln Center, dort ist er auch der Muscal Director der Jazz-Abteilung.
Als Musiker und Komponist steht der Jazz-Pulitzerpreis Preisträger eher auf der konservativen Seite und lehnt ziemlich kategorisch stilistische Jazz Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, darunter auch Free Jazz ab. Seine Vorbilder sind Bernstein, Gershwin und Ellington und genauso hört sich die Symphonie auch an.
Zwei Orchester spielen auf der Bühne – insgesamt sicher an die 90 Musiker – die Jazzer sind ganz in Schwarz gekleidet während die Symphoniker mit weißem Hemd und Fliege da sitzen. 5 fantastische Perkussionisten sind über 50 Minuten lang stark gefragt. Links und rechts Geiger und in der Mitte viel Blech.
Mit dem anderen Experten für Gershwin,Bernstein und Ellington war die Wahl des englischen Dirigenten und Komponisten Wayne Marshal eine gute. Er wird übrigens ab Herbst 2014 der neue Chefdirigent des Kölner WDR Rundfunkorchesters. Sichtlich zufrieden mit den Römern stand er gestern Abend am Pult und legte sogar seine vornehme britischen Steife ein wenig ab.
Marsalis Symphonie ist ein Jazz-Blues-Klassik–Rausch und eine Hommage an alle Jazzkompositionen des 20. Jahrhunderts. Hier hat er die Musikenzyklopädie abgearbeitet und von allem ein wenig in den Topf geworfen. Von „An American in Paris“ über einen kurz angedeuteten Wiener Walzer zu Pink Panther direkt ins Kino zu Annie Hall und Woody Allen. Die Buschtrommel wird dann gleich abgelöst durch einen New Orleans Trauermarsch, die dann direkt Einzug in ein amerikanisches Ballhaus der 40er Jahre halten, wo die Militär-Sonntagskapelle aufspielt und Frauen mit langen Kleidern und Glitter zu Slow und Swing über das Parkett schweben, abgelöst von Charleston Elementen und ganz kurzen melancholischen Blue Notes bis dann Fred Astaire und Ginger Rogers über die Bühne steppen und von I am in the army now abgelöst werden. Klarinette, Flöte, Trompete und Percussion übertrumpfen sich gegenseitig und die Geigen versuchen, Ihren Platz zu behalten. Als einzige Konzession an die Musik des 21. Jahrhunderts hat er hauchzart und fast schüchtern ein paar Klarinetten und Kontrabasseinlagen – leicht orientalisiert – zugelassen. Mehr Potpourri geht nicht.
Die Symphonie ist nicht wirklich genial und einfach doch eher 60 als 4 Jahre alt aber höchst amüsant und unterhaltsam. Das Publikum hat ziemlich begeistert applaudiert.
Der Chor von Santa Cecilia war wie immer ziemlich gut, so war das Orchester. Fabrizio Bosso an der Trompete bekam sehr viel Beifall.
Vor der Pause wurden die nicht so bekannten „Sacred Concerts“ von Duke Ellington aufgeführt. Hier hat man leider mit der Sängerin einen Fehlgriff getan. Petra Magoni hat sich zwar ganz gut durchgemogelt, aber halt gemogelt! Die hohen Töne hat sie nur falsch erwischt, was durch die starke Mikro-Verstärkung erst recht zur Geltung kam. Aber wir sind ja schließlich wegen der Swing Symphonie gekommen.
Christa Blenk
PS die RAI hat das Konzert übrigens aufgezeichnet!
Interessant die Symphonie